Geriatrie

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Daunelt

Mitglied
Geriatrie

Begierden alter Männer,
Geträumt zwischen Herzkatheder
Und Prostatauntersuchung.

Die Schönheit junger Frauen,
Sehnsucht nach der Zärtlichkeit
Ihrer schmalen Hüften,
Heimliche Geliebte am Abend,
Wenn in der Geriatrie
Verzweiflung zitternde Greise quält.

Sie schweifen ab,
Erzählen verklärte Geschichten
Von Kameradschaft und Heldentum,
Damals vor Tobruk und Narvik,
In den Ruinen von Königsberg,
Doch niemand hört zu.

Nur der Tod, geduldiger Gast,
Streichelt mit seiner Knochenhand
Über ihr schütteres Haar.
 
O

Orangekagebo

Gast
Traurig und real, Daunelt. Ich hoffe nur, nicht so zu enden.

LG, orangekagebo
 
G

Gelöschtes Mitglied 7520

Gast
hallo daunelt,

schönes gedicht, im sinne von stimmig, auf den punkt. da muss man dem tod ja beinahe dankbar sein, dass er trost spendet...wenigstens einer.

@phiebi
seltsame frage...

grüße
nofrank
 

Daunelt

Mitglied
Danke für Eurer freundliches Feedback.

Die Angst, auch so zu enden, war die Triebfeder für das Gedicht. Ich habe als Vorsitzender der örtlichen Arbeiterwohlfahrt oft mit kranken, alten Männern zu tun, und ich sehe und erlebe sie jedesmal, wenn ich meine Mutter im Pflegeheim besuche. Sehnsucht zu haben und zu wissen, daß sie nie (mehr) befriedigt werden kann, ist grausam, nicht nur für Greise, nicht nur sexuell.

Liebe Grüße

Daunelt
 
P

penelope

Gast
lieber daunelt,

ein sprachlich nacktes und dennoch schwebendes gedicht. ein guter freund von mir, der lange in einer geriatrie als arzt gearbeitet hat schrieb einmal in ganz großen lettern über sein schreibtisch in seinem arbeitszimmer: "befreit euch von der geriatrie - seid alt!"... in diesem sinne ist dir ein echtes (was man nur selten in diesemlesen kann forum ) gedicht gelungen.

p.
 

Daunelt

Mitglied
Geriatrie

Begierden alter Männer,
Geträumt zwischen Herzkatheter
Und Prostatauntersuchung.

Die Schönheit junger Frauen,
Sehnsucht nach der Zärtlichkeit
Ihrer schmalen Hüften,
Heimliche Geliebte am Abend,
Wenn in der Geriatrie
Verzweiflung zitternde Greise quält.

Sie schweifen ab,
Erzählen verklärte Geschichten
Von Kameradschaft und Heldentum,
Damals vor Tobruk und Narvik,
In den Ruinen von Königsberg,
Doch niemand hört zu.

Nur der Tod, geduldiger Gast,
Streichelt mit seiner Knochenhand
Über ihr schütteres Haar.
 



 
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