Geschlechterkrampf 2

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strumpfkuh

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Geschlechterkrampf 2

Bis ich zwölf Jahre alt war, fand ich Mädchen doof. Heute kann ich mir das nur so erklären, dass Kinder tatsächlich einen untrüglichen Instinkt für Gut und Schlecht haben müssen. Für mich als Jungen jedenfalls stand fest, mit diesen Puppen spielenden, Haarspangen bespickten und neunmal klugen Wesen konnte ich nichts anfangen.
Beim Fußballspielen waren sie entweder sofort außer Puste, oder aber sie jammerten über die Flecken in ihrer Kleidung. Als ob wir Jungs beim Nachhausekommen nicht die Schimpftiraden unserer Mütter über uns ergehen lassen müssten. Aber Mädchen waren eben immer bestrebt, alles richtig zu machen, den Lehrern, den Eltern, einfach allen Erwachsenen zu gefallen. Nur, um dann auf uns Jungs spöttisch herab zu blicken. Dabei hatten sie keine Ahnung, wie schön das Leben sein konnte, ohne Erwachsene und ohne Mädchen, die alle unsere Schandtaten verpetzten.

Mein Geschlechtstrieb erwachte durch unsere neue Nachbarin. Sie klingelte eines Tages bei uns, um sich vorzustellen. Ich war alleine zu Hause und kaum zu einer Antwort fähig, denn sie war viel schöner, als alle weiblichen Wesen, die ich je vorher zu Gesicht bekommen hatte. Ihre Haare waren dunkel und fielen ihr bis auf die Hüfte hinunter. Sie blickte mich durch lange, schwarze Wimpern hindurch mit ihren kobaltblauen Augen an, und ich traute mich kaum, ihr in den Ausschnitt zu schauen, der mir aus den Augenwinkeln wie ein neu entdecktes Paradies erschien.
Seit diesem Tag war ich verblendet. Ich konnte nicht mehr klar denken. Wo vorher noch große Träume waren, da gab es jetzt nur noch Brüste, Beine und das, was dazwischen lag. Jahre verschwendete ich auf der Jagd nach allem, was weiblich und hübsch war. Und für mich war fast alles, was weiblich war, auch hübsch. Völlig egal, dass sie nicht einmal als Torwart zu gebrauchen waren. In allem gab ich nach, ich hörte ihre Musik, ich redete über ihre Themen, ich hätte sogar Puppen mit ihnen gespielt, nur für einen Kuss.
Ehe ich zur Besinnung kam, landete ich schon vor dem Traualtar, und das erste Kind war unterwegs.

Nun höre ich mir beim Nachhausekommen die Schimpftiraden meiner Ehefrau an. Irgendetwas ist schiefgelaufen. Der einzige Trost ist mein Sohn, der mit seinen sieben Jahren noch weiß, was wirklich wichtig ist im Leben. Mit ihm gehe ich jetzt Fußball spielen, wir pinkeln beide im Stehen, wir frühstücken gemeinsam im Bett, und es ist uns egal, wenn wir am Ende für alles, was wir tun, garantiert geschimpft werden. Wenn nicht von seiner Mutter, dann zumindest von seiner drei Jahre jüngeren Schwester, die kann das auch schon ganz gut.

Das einzige, was mir jetzt noch bleibt, ist, meinen Sohn vorzuwarnen, damit er nicht genauso blindlings in die Falle läuft wie ich. Die Natur hat uns Männern einen Streich gespielt. Wir, das stärkere und praktischer veranlagtere Geschlecht, sind dazu verdammt, ab einem bestimmten Alter den Kopf zu verlieren, sobald wir auch nur an die Weiblichkeit denken. Doch ich fürchte, ich kann ihn nicht davon abhalten, den selben Fehler zu begehen, wie alle Männer vor ihm. Letzte Woche habe ich ihn im Schwimmbad beobachtet, wie er einen Salto vom Drei- Meter- Sprungturm versuchte. Sein Rücken schmerzte noch tagelang später, und das alles nur, weil ein paar Mädels aus seiner Klasse daneben standen und ihm zu schauten. Verspottet haben sie ihn obendrauf, als er seinen Platscher hinlegte. Vielleicht war ihm das eine Lehre, aber ich habe wenig Hoffnung.

Ich hoffe, die Gentechnik hilft uns eines Tages weiter. Wenn wir erst einmal im Stande sind, uns ohne das weibliche Geschlecht zu vermehren, verkümmert bestimmt auch evolutionsbedingt unser Sexualtrieb im Laufe der Jahrhunderte. Ohne den werden wir Männer zu ungeahnten geistigen und körperlichen Höchstleistungen fähig sein. Allerdings wären Frauen in einer solchen Welt überflüssig. Irgendeine Aufgabe müsste man für sie finden, denn ganz ohne die Weiblichkeit, das kann ich mir zumindest nicht vorstellen.
Bis dahin ist allerdings noch ein weiter Weg. Solange müssen wir uns mit den fleischlichen Gelüsten plagen. Nehmen wir es also, wie es ist. Wie sagt Mann so schön? Es gibt viel zu tun. Packen wir’s an!
 
Hallo Doro,

ja so ist es mit den Fortsetzungen, die sind meistens nicht so gut gelungen wie das Original.

So auch - aus meiner Sicht - bei der vorliegenden Fortsetzung. Es fehlt ein wenig der Witz, die Übertreibung, das Gefühl, die Autorin sei mit all ihren Emotionen beim Schreiben gewesen.

Ich denke, du hast mühsam die platten Klischees genommen und zu einem Text zusammengefügt.

Das kannst du aber besser!!!!

Bis bald,
Michael
 

strumpfkuh

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Lieber Michael,
ich freue mich über deinen ehrlichen Kommentar. Ich hatte selbst gezögert, ob ich den Text einstellen soll, weil ich ihn auch so empfunden habe. Aber ich war mir eben nicht sicher. Danke also für deine Kritik und ganz liebe Grüße
Doro
 



 
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