Gesellschaft

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Hella

Mitglied
Justine

Sie steht vor dem Spiegel
an der getäfelten Wand
formuliert ihre Gedanken sehr elegant
widerruft das Gedachte sogleich blümerant
Das Wort Liebe muß sie neu überlegen
Da Wahrheit zu wollen ist verwegen
Zu viele Positionen sind vakant
und niemand im Raum ist geistesverwandt

Sie bemalt ihre Lippen
betrachtet die Leute im Raum
gespiegelt jedoch kommuniziert man kaum
Der einsame Herr mit dem Blondhaarflaum
würde ihr gänzlich widersprechen
in kokettierendes Lächeln ausbrechen
Sie hat keine Lust ihm Brücken zu bauen
Sie ist da nicht wie andere Frauen

„Justine, wie geht es“,
fragt die Gastgeberin
Diese Farce hat doch keinen Sinn
Justine will verschwinden woandershin
in vertrauter Runde Theorien beplaudern
großartige Ideen aus Hüten zaubern
nicht hantieren innerhalb eines Floskelgeheges
flanieren durch die Gatter eines fruchtbaren Weges

„Susanne, du hast ein schönes Kleid“
Justine pariert, kennt den Kanon im Schlaf
ist gedanklich rebellisch, verbal ganz brav
ihr Hirn wird düster und konkav
während sie Schmeicheleien verteilt
Susanne einen Moment verweilt
Justine würde gern etwas bewegen
Eichhörnchen in die Szenerie verlegen

Der Herr kommt nun doch auf sie zugeeilt
Fragt, ob man die Einsamkeit vielleicht teilt
Sie hat nichts dagegen einzuwenden
ein wenig Aufmerksamkeit zu verschwenden
Sie verbringt einen netten Abend mit ihm
analysiert interessiert sein Woher und Wohin
Er wiederum, Sebastian ist sein Name,
macht die Eroberung einer Dame

Manche sagen von ihr sie sei so erhaben
habe nie über einen Witz gelacht
immer nur fade Beiträge gebracht
noch nie etwas einfach so gemacht
doch Justine würde widersprechen
sich mit Spötteleien rächen
dies ist nicht ihr Parkett und war es nie
was in diesem Zimmer fehlt
ist zwischenmenschlich blühende Phantasie
 



 
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