Gewusst wie

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JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Gewusst wie

Ich staune, Meier, Menschenskind!
Wie Sie hierher gekommen sind,
Das ist mir völlig schleierhaft -
Wie haben sie das bloss geschafft?

So sprach zu mir, es traf mich hart,
Herr Doktor Doktor Eisenbarth.
Zum Optiker müsst’ ich geschwind,
denn beinah sei ich völlig blind.

So tastete ich mich heraus
Aus Eisenbarthes Ärztehaus.
Dass schlecht ich sehe, wusst’ ich wohl
Bin schliesslich ja nicht völlig hohl

Doch noch erkannte ich Symbole:
Dort vorn ich mir die Brille hole!
(Mir schien, dort vorne links befand
Sich eine Brille an der Wand.)

Doch wie ich das Geschäft betrat
Und dort um eine Brille bat,
Roch’s plötzlich lecker - ich, als Checker -
Erkannte: Mist, das ist ein Bäcker.

Dies schreibe ich euch ohne Qual
Size zweiundsiebzig Arial
Auf meinem Bildschirm – 50 Zoll
Zuhause seh’ ich richtig toll.

Den Optiker, den fand ich nicht,
Doch Mediamarkt bringt mir nun Sicht
Der Mensch, selbst wenn er sieht beschissen
Muss sich halt nur zu helfen wissen.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, JoteS, es gefällt mir sehr gut, hat Idee und Pfiff.
(Der Beginn meines Textes impliziert schon fast ein "aber". Das folgt jetzt:

Aber es gibt ein paar kleine Stellen, in denen es aus seiner Form fällt.

1. Hier bin ich nicht ganz sicher, aber ich würde als Genitiv verwenden: Aus Eisenbarthens Ärztehaus. Das ist eine alte Genitivform, aber sie passt besser zum Stil, denke ich. Insbesondere verwendest Du ja auch die Großschreibung des Zeilenanfangs.

2.
Doch noch erkannte ich Symbole:
Dort vorn ich mir die Brille hole!
(hier stimmt die Wortstellung nicht. Da sie im gesamten vorigen Bereich korrekt und flüssig ist, ist es ein Stilbruch.
Das Verb kann in einem Hauptsatz nicht am Ende stehen. In einem Nebensatz geht das aber sehr wohl.
"ich denk', dass ich 'ne Brille hole" - oder ähnlich. Das ist nur ein Beispiel.

Der Mensch, selbst wenn er sieht beschissen[red],[/red]
Muss sich halt nur zu helfen wissen.
Hier ist es eigentlich auch falsch, funktioniert aber im Gedicht als "Moral" mit erhobenem Zeigefinger.

3.
Doch wie ich das Geschäft betrat
Und dort um eine Brille bat,
Roch’s plötzlich lecker - ich, als Checker -
Erkannte: Mist, das ist ein Bäcker.
Wir wissen schon, um welche Brille es sich handelt (die da vorn). Deshalb kann hier kein unbestimmter Artikel stehen, ohne die Logik des Gedichtes zu verletzen.

Und dort um jene Brille bat ...(oder ähnlich).

Viele Grüße von Bernd
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Gewusst wie

Ich staune, Meier, Menschenskind!
Wie Sie hierher gekommen sind,
Das ist mir völlig schleierhaft -
Wie haben sie das bloss geschafft?

So sprach zu mir, es traf mich hart,
Herr Doktor Doktor Eisenbarth.
Zum Optiker müsst’ ich geschwind,
denn beinah sei ich völlig blind.

So tastete ich mich heraus
Aus Eisenbarthens Ärztehaus.
Dass schlecht ich sehe, wusst’ ich wohl
Bin schliesslich ja nicht völlig hohl

Doch noch erkannte ich Symbole:
Dort vorn ich mir die Brille hole!
(Mir schien, dort vorne links befand
Sich eine Brille an der Wand.)

Doch wie ich das Geschäft betrat
Und dort um eine Brille bat,
Roch’s plötzlich lecker - ich, als Checker -
Erkannte: Mist, das ist ein Bäcker.

Dies schreibe ich euch ohne Qual
Size zweiundsiebzig Arial
Auf meinem Bildschirm – 50 Zoll
Zuhause seh’ ich richtig toll.

Den Optiker, den fand ich nicht,
Doch Mediamarkt bringt mir nun Sicht
Der Mensch, selbst wenn er sieht beschissen,
Muss sich halt nur zu helfen wissen.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Bernd

Vielen Dank für die Mühe. Ein "n" und ein "," habe ich meinem Text schon spendiert. Den gramm. Einwand kann ich zwar nachvollziehen, ich bin mir aber nicht ganz sicher, ob ich beim Brille holen nicht nur noch verschlimmbessern könnte.

Die Brille ist eben keine bestimmte, denn der Protagonist sah ja nur ein Symbol an der Wand ;)

Gruss

J.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Es stimmt. Die Brille erscheint als scheinbare. Das weiß aber der Kunde nicht, ihm erschien sie als real.
Deshalb hatte ich das Gefühl, dass hier ein Bruch vorlag. Das ist aber nicht ganz so wild. Interessant wäre, was andere sagen. Aber entscheiden muss immer der Autor.

Was meinst Du mit "kann ich nicht nachvollziehen"? Verstehst Du nicht, was ich meine, oder verwendest Du einfach andere Grammatikregeln?

Man kann die Wortfolge so gestalten. Aber ein Freund, der schon sehr lange als Verlagslektor arbeitete und jetzt als Übersetzer, sagte mir, dass man es nicht sollte.

Noch ein fehlender Punkt: hinter "hohl" in der dritten Strophe.
 



 
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