Glücksuche

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Walther

Mitglied
Glücksuche


Dann war da noch die Vergebung
Verpasster Gelegenheiten
An fernen Ufern gelegen
Türmten sich Lebensträume auf

Doch war da auch Sonne
Mond und Sterne im Blau
Im Schwarz im Grün sah ich
Tau blitzen Liebste Türen öffnen

Sich an Kirchenschiffen
Die Türme stechen den ganzen Himmel
Ab und der Vogelflug kündet
Nichts Gutes nur von Frühling Herbst

Und da war viel mehr Meer gewellt wie
Dein Blondhaar du Engel du
Ewiges Weib Verrufene wie
Angebetete zeigst dich am Fenster

Wie Gott dich schuf dass
Mann dich sehe und verfalle
In Maulaffenfeil im Schatten der
Alten Platanen das leise Getuschel

Verschatteter Gestalten auf sommer-
Hitzig kretischen Marktplätzen
Dem Weine geneigt dem Kaffee
Zugetan ein Carpe diem tropfend

Ein Laissez faire - laissez passer süß
An den Lippen hängend und da war
Dann die Gelegenheit endlich die Glück-
Suche als vergebens einzustellen
 

Rhea_Gift

Mitglied
Inhaltlich gefällts mir wirklich sehr gut - aber die Form - finde ich etwas - zu verschachtelnd - mit den ganzen Umbrüchen - passt nicht zu den eher mit leichte Feder gemalten Bildern - da wünschte ich mir mehr lässigen Schwung - wie in den letzten zwei Strophen ;)

Nur ne Idee:

[blue]Und da war noch die Vergebung
so manch verwelkter Gelegenheit
Winkend von fernen Ufern
Türmten Träume sich ungelebt

Doch da war auch Sonne
Mond und Sterne hell im Blau
Im Schwarz im Grün sah ich Tau
blitzen und Liebste die Türen öffnen

Sich weit an Kirchenschiffen
Die Türme stechen den Himmel ab
und dunkler Vogelflug kündet
Nichts Gutes nur von Frühling Herbst

Und da war viel mehr Meer gewellt
wie Dein Blondhaar du Engel du
Ewiges Weib Verrufene wie Angebtete
zeigst lächelnd dich am Fenster

Ganz wie Gott dich schuf
dass Mann dich sehe und verfalle
In Maulaffenfeil dort im Schatten
Alter Platanen das leise Getuschel[/blue]

Verschatteter Gestalten auf sommer-
Hitzig kretischen Marktplätzen
Dem Weine geneigt dem Kaffee
Zugetan ein Carpe diem tropfend

Ein Laissez faire - laissez passer süß
An den Lippen hängend und da war
Dann die Gelegenheit endlich die Glück-
Suche als vergebens einzustellen


??

Wie gesagt, nur ne Idee - andere finden die ganzen Umbrüche vielleicht gut... ich find es umbruch-reduzierter besser...

LG, Rhea
 
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Walther,
mir gefällt es wie dargeboten.

Du hast versucht, den Erinnerungen, die ja tatsächlich fetzenweise durchs Gehirn schießen, auch optisch Gestalt zu verleihen.

In den beiden Endabschnitten wird wieder die Jetztzeit aufgenommen, die heutige Sicht der Dinge, in reflektierender (alterweiser) Art.

Ich denke, dies ist eines deiner sehr guten Gedichte.

Herzliche Grüße
Heidrun

P.S.: Auch die Rhea`sche Version ist wirklich gelungen (in ihrer verspielteren Weise). Ich meine jedoch, sie passt nicht ganz zum intervallartigen Rückblick, ist aber dafür schmiegsamer ...
 

Walther

Mitglied
Glücksuche


Dann war da noch die Vergebung
Verpasster Gelegenheiten
An fernen Ufern gelegen
Türmten sich Lebensträume auf

Doch war da auch Sonne
Mond und Sterne im Blau
Im Schwarz im Grün sah ich
Tau blitzen Liebste Türen öffnen

Sich an Kirchenschiffen
Die Türme stechen den ganzen Himmel
Ab und der Vogelflug kündet
Nichts Gutes nur von Frühling Herbst

Und da war viel mehr Meer gewellt wie
Dein Blondhaar du Engel du
Ewiges Weib Verrufene wie
Angebetete zeigst dich am Fenster

Wie Gott dich schuf dass
Mann dich sehe und verfalle
In Maulaffenfeil im Dunkel der
Alten Platanen das leise Getuschel

Verschatteter Gestalten auf sommer-
Hitzig kretischen Marktplätzen
Dem Weine geneigt dem Kaffee
Zugetan ein Carpe diem tropfend

Ein Laissez faire - laissez passer süß
An den Lippen hängend und da war
Dann die Gelegenheit endlich die Glück-
Suche als vergebens einzustellen
 
Glücksuche


Dann war da noch die Vergebung
verpasster Gelegenheiten.
An fernen Ufern gelegen,
türmten sich Lebensträume auf.

Doch [red]waren[/red] da auch Sonne,
Mond und Sterne im Blau.
Im Schwarz, im Grün sah ich
Tau blitzen. Liebste. Türen öffnen

sich an Kirchenschiffen.
Die Türme stechen den ganzen Himmel
ab, und der Vogelflug kündet
nichts Gutes nur von Frühling, Herbst.

Und da war viel mehr Meer gewellt wie
dein Blondhaar, du Engel du
ewiges Weib. Verrufene wie
Angebetete zeigst dich am Fenster.

Wie Gott dich schuf, dass
Mann dich sehe und verfalle
in Maulaffenfeil. Im Schatten der
alten Platanen das leise Getuschel

verschatteter Gestalten auf sommer-
hitzig kretischen Marktplätzen.
Dem Weine geneigt, dem Kaffee
zugetan. Ein Carpe diem tropfend,

ein Laissez faire - laissez passer, süß
an den Lippen hängend, und da war
dann die Gelegenheit, endlich die Glück-
suche als vergebens einzustellen.

Lieber Walther,
so hätte mir dein Gedicht sehr gefallen.
Viele Grüße
Marie-Luise
 

Walther

Mitglied
Glücksuche


Dann war da noch die Vergebung
Verpasster Gelegenheiten
An fernen Ufern gelegen
Türmten sich Lebensträume auf

Doch waren da auch Sonne
Mond und Sterne im Blau
Im Schwarz im Grün sah ich
Tau blitzen Liebste Türen öffnen

Sich an Kirchenschiffen
Die Türme stechen den ganzen Himmel
Ab und der Vogelflug kündet
Nichts Gutes nur von Frühling Herbst

Und da war viel mehr Meer gewellt wie
Dein Blondhaar du Engel du
Ewiges Weib Verrufene wie
Angebetete zeigst dich am Fenster

Wie Gott dich schuf dass
Mann dich sehe und verfalle
In Maulaffenfeil im Dunkel der
Alten Platanen das leise Getuschel

Verschatteter Gestalten auf sommer-
Hitzig kretischen Marktplätzen
Dem Weine geneigt dem Kaffee
Zugetan ein Carpe diem tropfend

Ein Laissez faire - laissez passer süß
An den Lippen hängend und da war
Dann die Gelegenheit endlich die Glück-
Suche als vergebens einzustellen


Version mit Satzzeichen (Vorschlag Marie-Louise)

Dann war da noch die Vergebung
verpasster Gelegenheiten:
an fernen Ufern gelegen
türmten sich Lebensträume auf;

Doch waren da auch Sonne
Mond und Sterne im Blau,
im Schwarz; im Grün sah ich
Tau blitzen, Liebste! Türen öffnen

Sich an Kirchenschiffen,
die Türme stechen den ganzen Himmel
ab, und der Vogelflug kündet
nichts Gutes, nur von Frühling, Herbst!

Und da war viel mehr Meer gewellt wie
dein Blondhaar, du Engel; du
Ewiges Weib, Verrufene wie
Angebetete, zeigst dich am Fenster

Wie Gott dich schuf, dass
Mann dich sehe und verfalle
in Maulaffenfeil. Im Dunkel der
Alten Platanen das leise Getuschel

verschatteter Gestalten auf sommer-
hitzig kretischen Marktplätzen:
Dem Weine geneigt, dem Kaffee
zugetan, ein Carpe diem tropfend

ein Laissez faire - laissez passer süß
an den Lippen hängend. Und da war
dann die Gelegenheit, endlich die Glück-
suche als vergebens einzustellen ...
 

Walther

Mitglied
Hallo Rhea_Gift,

danke für Deinen Formulierungsvorschlag, der wirklich überlegenswert ist, aber eine etwas andere Richtung nimmt als die von mir beabsichtigte. Es ist spannend, was ein solcher Assoziationsstrang, gebaut auf Formulierungen und Wortfetzen, die sich atemlos wie Perlen unterschiedlicher Form aneinander reihen, selbst wirken, und doch im Zusammenhang ein komplettes Bild ergeben, auszulösen vermag.

Es klappt durchaus nicht immer und bei allen Lesern, das Wagnis, damit zu scheitern, liegt nahe. Ich bin mir auch noch nicht sicher, was weitere Leser zu diesem Text sagen werden.

Herzlichen Dank für diese überzeugende Variante, die sehr überlegenswerte Aspekte anreißt, die aber eben ein wenig von meiner Intention abweichen.

LG W.


Lb. Heidrun,

das ist sicherlicher weniger altersweise als im String of Thinking logisch, was das LyrIch als Schlußvers zieht. Man kann dieses Gedicht als Tour d'Horizon unserer aktuellen Lebensart verstehen, das Glück in unerreichbaren Fernen zu suchen; ich nenne das das "Taube-auf-dem-Dach-Syndrom". Unsere Zeit versteht die Lebensklugheit dieses Spruches nicht mehr. Es ist in der Tat ein gutes Konzept, auch die Glückserwartung auf das realistischerweise Erreichbare auszurichten; nur, wer tut das am Ende schon.

Ansonsten habe ich einfach meine Ausgabe von Zettels Kasten bemüht, eine Methode, die ich in Vers libre Gedichten als die mir wohl gemäßeste entdeckt habe. Alle meine freien Rhythmen sind in dieser Grundform entwickelt. Anders bekomme ich den Vers libre nicht hin. Man sollte sich in seinen Grenzen bewegen. Dann ist das Risiko des Absturzes geringer, wenn auch nicht auszuschließen. ;)

Danke und Gruß

W.

Lb. Marie-Louise,

Deinen Vorschlag habe ich aufgegriffen und umgesetzt. Der von Dir bemerkte grammatische Fehler ist beseitigt. Vielen Dank für das sehr aufmerksame Lesen. Ich habe ihn trotz mehrfacher Nacharbeit vor der Veröffentlichung schlicht übersehen.

Auch den Satz habe ich, etwas von Deiner Fassung abweichend, oben als Variante angefügt. Natürlich liest sich die von Dir inspirierte Version auf den ersten Blick flüssiger, das ist sicherlich richtig.

Allerdings geht dem Text damit eine bewußte Bedeutungsebene verloren, nämlich die, daß der Sinn sich im Lesen mit dem Text wandelt und verändert und damit mehrere Deutungsebenen entstehen, der Text also eine dritte Dimension bekommt. Das ist aber Geschmacksache, und Du siehst aus Deiner Sicht eben so, wie Du es kommentiert hast.

Ganz lieben Dank für Deine Bearbeitung und Deine Hinweise.

LG W.
 
Lieber Walther,

ich habe gewartet, ob du den Änderungsvorschlag annimmst. Außerdem war ich mir nicht sicher, was besser ist. Doch jetzt - durch das Untereinandersetzen - ist es für mich ganz eindeutig, dass mir die erste Version besser gefällt. Dein Gedicht Glücksuche ist beeindruckend.

Lieben Gruß,
Estrella
 

Walther

Mitglied
Lb. Estrella,

danke für Deinen Eintrag. Marie-Louise ist eine gute Dichterin, die im Moment hier leider gerade nicht schreibt. Vielleicht bekommen wir sie ja gemeinsam dazu, es doch wieder zu tun. ;) Daher muß man ihre Hinweise immer ernst nehmen, weil sie sich etwas bei ihren Einträgen und Hinweisen gedacht hat. Und sie hat durchaus i.d.R. wirklich gute und beachtenswerte Argumente für ihre Hinweise.

Mein Gedicht ist ein Versuch, ein Zeitthema in eine Form zu bekommen, die zum Nachdenken anregt. Ob das beeindruckend ist, weiß ich nicht zu sagen. Ich bin da eher sehr vorsichtig. Meine Bodenhaftung ist mir zu wichtig.

Vielmehr freut es mich, daß dieser Versuch bei einem oder anderen Leser zündet. Das alleine ist für mich schon Freude genug.

LG W.
 
Ja, lieber Walther,

das wäre ganz großartig, wenn Marie-Luise wieder den Schreiber in die Hand nehmen würde. Natürlich habe auch ich längst bemerkt, dass ihre Kommentare Hand und Fuß haben und freue mich jedesmal über ihr Gedankenmachen.

Lieben Gruß,
Estrella

@ Marie-Luise

Entschuldige, hätte ich dir ja auch selbst sagen können.
 

Rhea_Gift

Mitglied
Walther, du hast recht - ein paar Doppeldeutigkeiten gehen so verloren - aber kannst du die nicht auch ohne Umbruch machen? Denn auch dann blieben sie erhalten... aber ja Geschmackssache... und vielleicht deuten die Umbrüche mehr auf das Doppelte hin - manche habe ich gesehen, weswegen ich Maries Vorschlag nicht gut finde, da ginge auch eine flöten - gleiches gilt bei mir bei der Ufer Sache, das gelegen muss natürlich bleiben, vielleicht winkend gelegen...

Winkend gelegen an fernen Ufern
Träume türmten sich ungelebt

würde zum lässig aneinanderreihen passen, eine lässige Einstellung zu verpassten Gelegenheiten liegend zu winken... ;) Aber sonst habe ich ja durch mehr Fluss keine anderen Lesarten zerstört, mein ich... aber da die Meinungen auseinandergehen, ist es wohl Geschmackssache, mir wär halt mehr Fluss wichtiger als ein Zaunpfahl für die Doppeldeutigkeiten... ;)

LG, Rhea
 

Walther

Mitglied
Lb. Rhea_Gift,

die Idee mit dem "winkend" hat etwas für sich; diesen Vorschlag werde ich mir in Ruhe einmal durchüberlegen. Die Form ohne Satzzeichen schafft die Möglichkeit, im Leseverlauf die Bedeutungsänderungen mitzunehmen, die selbst wieder zu Assoziationen anregen. Daher verwende ich dieses Stilmittel bei meinen Vers libre Versuchen.

Danke und Gruß W.

Lb Revilo,

danke für Deinen Eintrag. Ich sehe allerdings bei mir selbst durchaus noch eine Menge Luft nach oben. :D

LG W.
 

Rhea_Gift

Mitglied
Hi Walther,

die anderen Bedeutungen liegen mit Satzzeichen jetzt wirklich etwas ferner, auch wenns sich dadurch flüssiger lesen lässt - wenn die Umbrüche nicht so viele wären, könnte mans flüssig auch ohne Satzzeichen lesen und dazu noch die Doppeldeutungen sehen... denn z.B. habe ich bei der Zeile mit "Liebste Türen öffnen sich an Kirchenschiffen..." drei Varianten gelesen - einmal die durch Satzzeichen nun klar gemachte, dafür geht aber die Version
"...Tau blitzen. Liebste sich Türen öffnen an Kirchenschiffen. Die Türme ..." und die Version
"Liebste, die Türen öffnen sich. An Kirchenschiffen die Türme stechen..."
verloren - ich fand gerade die Mehrdeutigkeit gut, dachte nur an mehr Fluß trotzdem durch etwas weniger Umbrüche. Manche hab ich ja auch in meinem Vorschlag drin gelassen... na, jedenfalls find ich deine Version immer noch besser als die mit Satzzeichen stärker auf eine Deutung festgelegte -da wär mir die Mehrdeutigkeit wichtiger als flüssiges lesen... ;)

Übrigens hab ich den Grammatikfehler nicht als solchen gesehen, da ich es so gelesen habe: "war da auch (dazu gedacht: die Liedzeile) "Sonne, Mond und Sterne" im Blau" ;) Deswegen hats erst keiner gemerkt, schätze ich - na, nun hast du es grammaoisch richtig und auf die Liedzeile kommt man ja trotzdem assoziativ... :)

LG, Rhea
 

Walther

Mitglied
Lb. revilo,

ich tue mein Bestes, und Du sagst mir dann, ob es geklappt hat (aber auch, wenn nicht!). :D

Gruß W.

Lb. Rhea_Gift,

der Autor selbst wird im Laufe der Zeit "betriebsblind", was den eigenen Text angeht - er braucht sozusagen ein 2. Augenpaar. Daher ist jeder Hinweis in Richtung Schreibung und Grammatik wichtig, mag er zuerst auch noch so weit hergeholt sein. Man hat ja seine Aussage im Kopf - die aber muß beim Leser durchaus nicht logisch ankommen.

In der Tat haben Satzzeichen zwei Aspekte: Zum Einen erhöhen sie die Lesbarkeit, zum Anderen reduzieren sie im Text die Bedeutungsbenen, weil sie nur eine Deutung erlauben. Es kommt also auf Text, Autor, Leser und Absicht an, was richtig ist.

Danke und Gruß W.
 

Rhea_Gift

Mitglied
Richtig - also musst du ja nur schauen, was du willst - mehr Fluss und weniger Ebenen oder umgekehrt - und auch du musst entscheiden, wie es auf den Leser wirken soll - egal, ob das auch immer so ankommt. Ich kann als Leser ja nur wie alle anderen sagen, wie es ankommt bei mir - ob das dann auch genauso richtig und von dir gewollt ist - ist ne andere Frage ;)

LG, Rhea
 



 
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