Goethe versus Bushido (gelöscht)

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
A

AchterZwerg

Gast
Liebe Kalei,
tolle Story, trauriger Inhalt. Routiniert an die Leser gebracht und gut betitelt.
Im Stillen hoffe ich, dass die Veranstaltung wenigstens ein kleines bisschen schöner war. Und du nicht so entnervt. -
Bushido konnte ich übrigens noch nie leiden. :D;)
Mitfühlende Grüße
Heidrun
 
Kein gramgebeuteltes Grimmgemecker, sondern ein galgenhumoriges Gesamtkunstwerk.

Meine Gunst hat deine Kunst, sollen die beim Slam ihren Spam doch klonen.

Liebe Grüße aus der [strike]gleichen[/strike] selben Generation
vom Bakengeflügel
 
E

equinox

Gast
Mach Dir nichts draus lb. Kalei,

die Rohheit/Dummheit ist eine immer länger werdende Kette, die sich um unsere Welt schlängelt. Leider :(


LG equinox
 
G

Gelöschtes Mitglied 13779

Gast
Also ich selbst bin auch fleissiger Poetry-Slam-Besucher und würde jetzt nicht unbedingt sagen, dass die "Bushido-Texte" im Regelfall gewinnen, sondern eher die humorvollen, aus welcher Gattung auch immer. Stark verdichtete Lyrik, die dazu noch eher ernst ist, ist eben in dem minimalen Zeitfenster, das zwischen Vortrag und Auswertung gegeben ist, schwierig. Man hat auch den Text nicht exakt vor Augen, was der Textverständnis nicht gerade hilft.

Bei meinem letzen Poetry-Slam hat beispielweise er hier gewonnen. (http://www.youtube.com/watch?v=DScA2oXoHcE) Wer das als "Bushido-Text" verufen will, kann das natürlich gerne tuen, aber ich finde sooo harte Kritik verdient die Kulturveranstaltung, die sich Poetry-Slam schimpft, nicht. Letztendlich kommen die meisten Besucher schliesslich doch um unterhaltenzu werden.
 

Kaleidoskop

Mitglied
Liebe Heidrun, Gerhard, equinox, Retrophrenologe

danke für Eure Kommentare und die Wertungen.

ich bin allerbester Laune! :D

Natürlich habe ich in diesem Stück ein bisschen dick aufgetragen und mir denjenigen Slammer als mein Gegenstück ausgesucht, der wirklich am Gegensätzlichsten war. Es waren auch richtig gute Poeten dabei, die mir sehr gefielen. Einer mit englischen Gedichten, die er auch in der deutschen Übersetzung vorlas. Einige echt witzige Prosastücke. Im ganzen war es ein schöner Abend, ein tolles Erlebnis, aber mit meinen Sonetten war ich schon ein Außenseiter und von den Inhalten her wirkten meine Stücke sehr "zahm", um es einmal nett auszudrücken. Natürlich war ich nicht sooo toll, wie ich in der Geschichte glauben machen will. Und der Wacken-Slammer war privat sehr nett. Inhalte sind Geschmackssache. Und gewonnen haben tatsächlich zwei humorige Stücke - ein Unentschieden.

Wie mein Auftritt wirklich war könnt ihr euch hier anschauen, wenn ihr möchtet:

http://www.youtube.com/watch?v=crm260vT6d8

Liebe Grüße,
kalei
 
A

Architheutis

Gast
Hallo Kalei,

meinen Vorredner kann man sich anschliessen. Handwerklich gibt es nichts zu mäkeln, so dass ich mich allein an dem Inhalt versuchen möchte:


Taugt das klassische Sonnett für einen Poetry-Slam?

Das Sonnett als Klanggedicht taugt dem Wesen nach dem gesprochenen Vortrag. Eine Lesung ist dem Sonnett vielleicht wesensimmanenter als den meisten anderen Gedichtformen. Das Vortragen an sich kann also nicht das Problem sein.

Poetry-Slam ist eine unmittelbare Erfahrung des gesprochenen Wortes. Wärend beim Sonnett das Versmaß und die Metrik ein Korsett schnüren, geht es beim Poetry-Slam doch mehr um den "Flow" der Sprache. Atemberaubende Wortakrobatik steht im Vordergrund, die dem Vortragenden ein enormes Maß an Zungenfertigkeit abverlangt. Dies wird umso mehr gesteigert, als dass es ein Zeitlimit gibt, innerhalb dessen man sich zu bewegen hat. Es geht also auch um Sprechgeschwindigkeit.

Dieser Geschwindigkeit muss ein Sonnett sicher einiges an Tribut zollen. Dem steht jedoch gegenüber, dass Sonnette auch gelesen funktionieren, hingegen die Poetry-Slam-Texte ihr Pulver meist allein in akustischer Hinsicht zu verschiessen vermögen.

Hat nun Goethe gegen Bushido abgeloost?

Ne, sehe ich anders. "Hinteres Mittelfeld" ist nicht der letzte Platz. Es gab also auch Günstlinge des Textes im Publikum. Vielleicht verhinderte allein die Qualität des Textes eine bessere Platzierung? Quod erat demonstrandum! :)

Wer Bushido hört, ist meist ein junger Mensch. Viele der Hörer haben sicher auch ein sozial schwieriges Umfeld. Da steht zu Hause sicher nicht der Faust im Buchregal. Wenn aber von all den Kiddies auch nur eine Handvoll Gefallen daran finden, ihre Empfindungen mittels lyrischer Sprache auszudrücken, finde ich das OK.

Wer zu David Garrett ins Konzert geht, hat auch keine Ahnung von klassischer Musik. Die Hemmschwelle zu klassischen Konzerten ist sicher hoch. Wenn man David Garrett als Enthemmer braucht, ist auch das OK. Wenn auch hier wieder eine Handvoll junger Menschen später in die "richtigen" Konzerte gehen usw...

Ich weiß auch nicht, ob das Poetry-Slam-Klientel das klassische Bushido-Klientel ist. Ich denke eher, dass es sich um vorwiegend junge Menschen mit gutem Bildungshintergrund handelt. Und denen soll es gegönnt sein, die Lyrik weiterzuentwickeln.

Im übrigen erinnere ich an den Streit, den schon Goethe führen musste. Ich empfehle sein Werk "Dichtung und Wahrheit".

Es ist alles nicht neu, es wird lediglich variiert. Das ist doch das Schöne an Sprache, vor allem an lyrischer. :)

Schön geschriebener Text, allerdings vermag mich die Botschaft nicht ganz zu überzeugen. Aber sie hat mich zum nachdenken angeregt; dafür meinen Besten Dank. :)

Gruß,
Archi
 

laudabilis

Mitglied
hallo kalei,

ich selbst habe auch poetry-slam-erfahrung. sowohl als zuhörer wie auch als vortragender. und zumindest für magdeburg kann ich dir recht genau sagen: lyrik funktioniert hier überhaupt nicht. ich habe aber auch schon den einen oder anderen halbwegs brauchbaren poetry-slam-text in prosa hingebracht. außerhalb von poetry-slams würde ich derzeit noch keinen dieser texte publizieren. aber solche veranstaltungen unterliegen eigenen gesetzen. das publikum - so hieß es früher - will brot und spiele. in die heutige poetry-slam-welt übertragen könnte man das so übersetzen: die leute wollen bier und spaß. übrigens: einmal habe ich sogar schon den zweiten platz belegt. ich kann nämlich nicht nur melancholisch, manchmal überfällt mich beim schreiben auch der eigene humor.

in diesem sinne gönne ich mir jetzt noch mein gute-nacht-bier und grüße dich aus früher morgenstunde.

laudabilis
 

Kaleidoskop

Mitglied
Hallo Archi und Lauda,

danke für eure Kommentare. Ja, Slam ist eine eigene Welt. Meist sind die Slammer aus der jungen Szene, was sich in den Themen und der Sprache widerspiegelt. Nun, ich kann sicher ein bisschen gepfefferter schreiben. Dass das Publikum ein "Katzengedicht" nicht gerade vom Hocker reißt, kann ich nachvollziehen - ist wohl eher was für Senioren ... :D

Doch ich will mich nicht verbiegen. Und ein wenig Abwechslung tut der Slam-Bühne vielleicht auch gut. Ich könnte mir vorstellen, einen Prosa-Text zu lesen, in dem ich ein Gedicht einbaue oder mit einem abschließe. Vielleicht in der Art von dem Text "der sortierte Mensch", den ich als Letztes hier eingestellt habe.

lg,
Kalei
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Poetry-Slam so richtig aufs Korn genommen. Gelungen! Auch wenn die Realität nicht ganz so gewesen ist, aber Satire lebt ja von der Überspitzung.
LG Doc
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.



 
Oben Unten