Goldene Aue [Rondelle]

Lammla

Mitglied
GOLDENE AUE

I
Die Goldne Aue heißt die Sonnenheide,
Die Rotbart deckt auf seinem Schattenbaue,
Im tränenreichen Grund entwuchs dem Leide
Die Goldne Aue.

So wandre frohen Lieds im Helme-Gaue
Das Knabenkraut von Fliegen-Ragwurz scheide,
Dem Bergsteinkraut und Karst-Gestalten traue.

Und streichelt Wind wie ein Gewand von Seide
So führt dich stets das Blümelein, das blaue,
Es loben Greife und die Maus in Kreide
Die Goldne Aue.


II
Im Abendgolde scharen sich die Weisen,
Sphingiden, die verdünnt begehrn das Holde,
Und alle ihre Traumentwürfe reisen
Im Abendgolde.

Sie stehen nicht bei hohen Herrn im Solde,
Denn dies ist eine Zeit von Blut und Eisen,
Und nicht der Ostertag für Blust und Dolde.

Im Lärm des Sturms und im bedächtig leisen
Aquarelliert der Friese Emil Nolde,
Da lag schon was germanisch Kunst geheißen
Im Abendgolde.


III
Vergoldet wird der Weg im Abendlichte,
Wo Mücken schrillen und das Heimchen sirrt,
So wie zur Weihnacht Zapfenfrucht der Fichte
Vergoldet wird.

Du bist durch manchen Grottengang geirrt,
Doch dies ist eine andere Geschichte,
Die weiß, das der Kristall am hellsten klirrt.

Das Gold ist Maß für Glanz und für Gewichte,
Im Tropfen Taus schaut es der greise Hirt,
Bevor sein Leben, wenn der Leib zunichte,
Vergoldet wird.
 
H

Heidrun D.

Gast
Hallo Lammla,

ich finde es super,
dass wir einen so exzellenten Reimer dazubekommen haben. So wird allen deutlich, was die einzelen Formen - jenseits erster Übungen - in ihrer ganzen Pracht darstellen können.

Mützchenschwenkend
Heidrun
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Was hier auffällt, ist der erhabene Charakter der Sprache, der zu einer Dynamik innerhalb der Strophen beiträgt.

Die ersten Strophen kommen sehr ernst daher und zeigen die Natur.

Im 2. Teil wird dir Verarbeitung der Natur in der Kunst gezeigt. Und es setzt eine gewisse Ironisierung ein.
"... der Friese Emil Nolde, germanisch Kunst geheißen."

Im 3. Teil wird die Ironisierung noch gesteigert, der letztendliche Fall ins Nichts. Die Scheinbedeutung des Goldes.
 

Lammla

Mitglied
@ Bernd

Das zweite Rondell hat in der Tat eine Ironisierung, weil es Ironie des Schicksals ist, daß sich Nolde für einen sehr germanischen Künstler hielt, die Kulturfunktionäre der NDSAP das aber ganz anders sahen.
Im dritten Rondell ist keine Ironie beabsichtigt. Den Vergoldungsbrauch zu Weihnachten sehe ich durchaus als Ritual der inneren Einkehr und Läuterung. Wenn sich das Gold zum Schluß vom Maßstab von Wert und Gewicht zum Glanz des Tautropfens wandelt, wird eine Tendenz zur Vergeistigung aufgezeigt. Die findet ihren Höhenpunkt im Tod des Hirten, der eben nicht das Nichts vor Augen hat, sondern die Erlösung im Reich unseres Heilands.
 
A

aligaga

Gast
Sorry, aber klebriger Schwulst wie der da ist seit fast achtzig Jahren komplett aus der Mode und wird, gottlob, auch in den Schulen nicht mehr geübt. Er ruhe auf ewig in Unfrieden!

Wer heute wieder wehmütig von germanischer Blut- und Bodenkunst summt, hat wohl nicht mehr alle Tassen im Geschirrschrank.

Kopfschüttelnd

aligaga
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich habe den Beitrag wieder nach unten befördert, hoffe ich, wo Du ihn eher haben möchtest.
 
A

aligaga

Gast
Man sollte vor dem Übel das Auge nie verschließen, o @Bernd. Wachsam sein und laut geben, zur Not dem "Dichter" ans Hosenbein fahren und ihn vom Rosse reißen, auf dem er durch die doitschen Gaue kleppert.

Principiis obsta - sero medicina paratur ...

Mit leichtem Bauchgrimmen

@aligaga
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Dem stimme ich zu, Aligaga.

Wie es aussieht, ist er aber nicht mehr hier.

Emil Nolde war ein sehr widersprüchlicher Mensch. https://de.wikipedia.org/wiki/Emil_Nolde

Ich kannte ihn nicht, habe aber wegen Deines Beitrages jetzt nachgelesen.

Seine Kunst wurde von den Nazis, denen er sich angedient hatte, als "entartet" betrachtet. Nach 1945 soll er Auszeichnungen erhalten haben.

Ich ziehe andere Künstler vor.



Das Problem wird die Pauschalisierung sein.

Blut und Boden habe ich hier nicht gesehen. Vielleicht ist es drin.
Klar romantisierend ist das Gedicht.


Was Germanische Geschichte betrifft: Es ist Teil unserer Geschichte, ich denke nicht, dass sie nazistisch war. Die Geschichte und die Geschichten wurden missbraucht, ganz klar.
 



 
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