Gotische Erleuchtung

Das schwarze Mädchen
oder: Die Seelenverwandte

Wie einsam erschien mir diese Welt,
Bevor sie in mein Leben trat,
Doch nun hat sie meinen Geist erhellt
Und meine Seele aufgeklart.

Durchbrochen sind die rot-braunen Schranken,
Die Macht des Schwarzen hat nun doch noch gesiegt,
Sie ließ ihre Pflanzen um uns ranken,
Deren Arme sich ganz fest an uns geschmiegt.

Diese Arme umfassten unsere Seelen
Und führten sie auf den rechten Weg,
Sie befreiten uns von dem grausigen Quälen,
Sie boten uns den rettenden Steg.

Welch’ große Verbundenheit verspür’ ich zu ihr
Und welch’ neue Tore eröffneten sich mir,
Ich trete hinein in die erlösende Welt,
An deren Tür ich bis jetzt vergeblich geschellt.

Kaum bricht die Nacht eben wieder herein,
Schwebt sie schon vor meinem Geiste,
Sie macht mich trunken wie geißelnder Wein,
Wie, wenn ich in and’re Sphären reiste.

Mit ihr an dunkler Nacht sich laben,
Im faden Mondschein nur umherzuschwelgen,
Überflogen von krächzenden Raben
Und beleuchtet von seichtem Licht, dem gelben.
Auf fremden Gräbern niedergelassen,
Lässt man sich von der Stille umfassen,
Das Pentagramma grad in den Stein geritzt,
Schon sind die schwarzen Kleider mit Blut bespritzt.
Dem Wahn der Nacht verfallen,
Die Kälte schon ins Herz geprägt,
Lässt man den Schmerz verhallen,
Bevor es nicht mehr schlägt.
Der Wind trägt uns auf seinen Flügeln
Zu fernab entlegenen Orten,
Wir schweben über tausend Hügeln
Und sehen vor uns schon die Pforten.
Versunken in einer von uns geschaffenen Welt
Geraten die geißelten Seelen in nächtliche Ekstase.
 



 
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