Gott

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Pacman

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Gott

Kraftvoll treffen die feinen Wasserstrahlen auf meinen verschwitzten Körper. Bevor ich den Wasserhahn aufdrehe, habe ich schon eine ausreichende Menge Haarshampoo aufgetragen. Als erstes benetze ich den Kopf mit einem verhaltenen Strahl, um nicht das Shampoo hinfort zu spülen. Ich sthe auf einer quadratischen Holzplatte in der Waschküche. Die Dusche gleicht mehr weinem Provisorium, bietet aber große Bewegungsfreiheit. Hier kann man nach Herzenslust herumspritzen. Der leicht zum Zentrum hin abfallende Betonboden erlaubt einen ungehinderten Abfluss des Duschwassers. Ein Bierdeckel großer, gitterförmiger Rost befindet sich in der Mitte.
Während ich das Shampoo in mein Haar einmassiere, läuft das Wasser unentwegt weiter. Den Brausekopf habe ich unter den beiden Wasserhähnen verkeilt, so daß der Strahl direkt nach unten weist.

Vor mir, ungefähr einen Meter entfernt, sehe ich einen feinen Faden, an deren Ende sich eine winzige Spinne herabläßt. Sie befindet sich auf halben Weg zwischen Decke und Boden und ist die ganze Zeit über der Gischt des hart vom Boden und den Wänden reflektierenden Wassers ausgesetzt. Wie groß mag die Wahrscheinlichkeit sein, daß der Spinnfaden mit den Tropfen kollidiert? Einmal auf dem Boden angelangt würde die Spinne mit größter Wahrscheinlichkeit in ein ungewisses Schicksal fortgerissen. Gab es Möglichkeiten im Abflußrohr zu überleben? Würde sie ertrinken?

Das Shampoo habe ich nun erfolgreich herausgespült. In dieser kurzen Zeitspanne habe ich auch eine Entscheidung getroffen. Nämlich, dass ich nicht ins Schicksal eingreifen würde. Einen kurzen Moment spielte ich mit dem Gedanken, den Duschvorgang zu unterbrechen, und die Spinne an einen sicheren Ort zu tragen.

Großzügig quetsche ich Duschgel in meine Handinnenfläche, das ich sofort auf meine Brust auftrage. Von hier aus verteile ich den Schaum von oben nach unten und versuche auch, so gut es geht, den Rücken einzuseifen.
Die Spinne ist inzwischen dem Boden ein gutes Stück näher gekommen. Obwohl es sich aus ihrer Sicht wie der Niagarafall anfühlen mußte, schien sie völlig unbeeindruckt. Darüber hinaus ist sie meiner Großherzigkeit ausgeliefert. Ich lasse sie gewähren und biete ihr eine reelle Chance, ohne Dankbarkeit zu erwarten.
Im Schambereich bin ich ein wenig gründlicher, verliere aber nicht das Ziel aus den Augen, mit dem vorhandenen Gel bis zu meinen Füßen hin auszukommen. Ich arbeite schnell und effizient.

Nun schwebt die Spinne nur noch wenige Zentimeter über dem fast schwarz glänzenden Boden.
Fast bin ich fertig. Nur noch die Seife von den Füßen spülen. Wie leicht wäre es, denn Brausekopf in Richtung der Spinne zu halten.
Plötzlich läßt sie sich von alleine herab und wird einen Augenblick später vom Abfluss verschluckt.
Bisweilen ist es schwer, neutral zu bleiben.

ENDE
ENDE
 
G

Goldmund

Gast
Hallo Pacman,

inhaltlich haut mich deine Geschichte zwar nicht vom Hocker. Aber dafür gefällt mir deine Schreibe ausserordentlich gut! Sehr lebendlig das Ganze...

Goldmund

Einige Fehlerchen haben sich in deinen text geschlichen:

Ich [red]stehe [/red]auf einer quadratischen Holzplatte in der Waschküche. Die Dusche gleicht mehr [red]einem [/red]Provisorium, bietet aber große Bewegungsfreiheit.
 



 
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