Gott und die Zeit.

pleistoneun

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"Fertig. Wie bestellt, hab ich alles für Sie errichten lassen", sagte der Handwerker aufgeregt. "Den großen und den kleinen Wagen, sehen Sie dort, ja und dahinter tummelt sich der Schwan, Andromeda, Perseus, die Zwillinge und Herkules und ......" "Ich seh nichts", murrte der liebe Gott. "Achso, das Licht. Die Sonne! Wo ist die Sonne plötzlich hinverschwunden?" "Sie scheint ... es scheint, als wäre sie der Welt genommen, doch ist nur die Sicht darauf im Moment verdeckt. Geduld, mein Lieber. Warte, bis deine Helferin, die Zeit, dich die Sonne wieder sehen lässt", erklärte der liebe Gott. Der Handwerker verstand nicht genau und versuchte mit einem Gleichnis Licht in sein geistiges Dunkel zu bringen. "Ist das so, dass die Sonne erst dann wieder scheinen wird, wenn es für den Tag Zeit ist aufzuwachen? Ist das vielleicht so, dass im glühenden Eisen schon der geschmiedete Hammer steckt, und gestaltet es sich so, dass uns der Baum und der Fluss und die Vögel und alles andere fälschlicherweise als vollständige Abbilder erscheinen?" Der liebe Gott entgegnete: "Stell dir vor, es gäbe keine Zeit. Nichts würde weiter bestehen können. Keine Kraft würde dann die Wälder wachsen lassen, Menschen blieben stumm wie Steine, die wiederum für immer und ewig in ihrer Form versteinert bleiben müssten. Geburt, Alter, Krankheit und letztlich auch der Tod hätten ihren Sinn verloren. Die Zeit lässt die Sonne wieder scheinen, wenn die Nacht sie freigibt. Der Tag ist die Sonne. Sie sind eins. Ohne Sonne, kein Tag." "Aber wenn die Zeit es ist, die alles erschafft und auch wieder zerstören kann, wer bist dann du?", fragte der Handwerker den lieben Gott. Dieser lachte, stand auf und sagte: "Siehst du diese alte Frau da drüben? Sie hat alle Zeit der Welt, sie hat alles erlebt. Wenn du im Besitz der Zeit bist, beginnst du nach der Wahrheit zu fragen und die Zeit, mein Guter, die Zeit ist lediglich eine Erscheinungsform der Wahrheit."
 



 
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