Gott würfelt (Stephen Hawking gewidmet)

B

beisswenger

Gast
Gott würfelt nicht (Einstein)

Es gibt keine Würfelspielchen, es gibt nur Erklärungsnotstände. Gott würfelt nicht, sondern schaut auf seine kleinen Dummchen von ganz oben herab. Und wenn er nicht oben ist, dann steckt er im Würfelbecher, denn er ist überall, auch in Dir, werter Kollege!
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Werter Kollege Beisswenger,

Einstein sagte das tatsächlich.

Hier dazu ein paar Zitate von Dichterkollegen, die ich mir erlaube, hier zu wiederholen, einschließlich meiner Übersetzungen.


Original


Eminent Physicists


I

Nature, and Nature's laws, lay hid in night:

God said, "Let Newton be!" and all was light.

(Alexander Pope)


II

It did not last: the devil, howling "Ho!

Let Einstein be!" restored the status quo.

(J. S. Squire)


III

God said: "O devil, life is without spice,

- Let Hawking be! - and then, let's roll the dice!"

(Bernd Hutschenreuther)


Physiker


I

natur war chaos, dunkel, regeln gab es nicht,

Gott sprach: "es werde newton!" -- und es wurde licht.

(Alexander Pope)


II

das hielt nicht vor, des Satans worte hallten:

"es werde einstein!" -- alles war beim alten.

J. S. Squire)

---


III

Gott sprach "vertrau mir, Satan, jetzt geht's in die vollen,

denn hawking naht!" und ließ die würfel rollen.

(B. Hutschenreuther)



Die jeweiligen Übersetzungen sind von Bernd Hutschenreuther

The translations are done by Bernd Hutschenreuther
 
D

doris kuhl

Gast
cube

hallo bernd!

jaja gott und die naturwissenschaften.
hätte gott gewollt, das der würfel rund ist,
wäre die erde bestimmt eine scheibe!


bye doris
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
ja, die erde ist eine scheibe. vielleicht ein wenig ausgebeult, etwas rundgedrückt sozusagen ...
 

ingridmaus

Mitglied
...und sie ruht auf dem Ruecken von vier riesigen Elefanten die ihrerseits auf dem Ruecken einer gigantischen Schildkroete..
Halt, falsche Welt. :);)
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
die langsam das All durchwandert ...

von den Randfällen fließt das Wasser, rinnt durch die Zäune ...
 
B

beisswenger

Gast
Und unten,

ganz unten, auf dem Grund aller Dinge, steht ATLAS und ächzt unter der ganzen Last. Einsam und allein spricht er nur mit Gott. Dieser redet ihm immer wieder zu, ruhig Blut zu bewahren und noch einige Jahrmilliönchen auszuhalten. Und der gute alte ATLAS überlegt sich jeden Tag das gleiche: "Sein oder Nichtsein?" Und siehe da, Gott antwortet: "Das ist hier die Frage!"
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Un nu?
Aha!
Oo.
Oho!
Reliefpfeiler.
Annasusanna.
He Gott o geh!
O stehet so!
He Gott o geh!
Annasusanna.
Oho!
Oo.
Aha!
Un nu?
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Gott sitzt am Scrabble und überlegt.
Allmächtig, wie er ist, könnte er.
Aber sollte er?
Das Wort mit den drei "ü"?
Es steht noch nicht im Duden und auch im Brockhaus nicht.

Die Punkte könnte er schon gebrauchen.

Kann Gott verlieren?

Gott sinniert.
Mir fehlen noch drei Punkte, dann bin ich vorbei. Ich wußte es von Anbeginn, denn Vergangenhiet und ZUkunft liegen vor mir aufgeschlagen wie ein Buch mit sieben Siegeln.

Kann ich betrügen? Wenn nein, dann gibt es etwas, was ich nicht kann, dann bin ich nicht allmächtig.

Aber ich bin doch allmächtig.


Gott legt

überüberübermorgen

Gott legt

fülmfülmfülm

Gott legt

Tüüüt!

Gott zählt.

Gott ist traurig.

Gott ist allmächtig.

Allmächtiger Gott!

Hatschi!
Die Mücke ist fort.
Fort die doofe Muck.
 

Antaris

Mitglied
Spielen für alle

Lieber Bernd,

das wird ja immer besser: Gott überlegt sich, ob er mogeln soll! Jetzt wird mir einiges klar...

Mit feurigen Grüßen

Antaris
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das ist auch ganz wesentlich, denn wenn er n i c h t mogeln kann, dann ist er nicht allmächtig, denn er kann ja nicht mogeln.

Interessant, wie spielt Gott Skat?

Kann Gott Skat spielen?

Denn wenn er Skat spielt, weiß er, was im Skat liegt, und was die Gegner für Karten haben, er ist ja allwissend.

Das widerspricht aber den Altenburger Skatregeln.

Wenn er es aber nicht weiß, dann ist er nicht allwissend.

Spielt er gegen sich selber Skat?

Kann er ja.
 
B

beisswenger

Gast
Lieber Bernd,

wenn Gott ist, dann ist er allmächtig.
Ist er allmächtig, dann kann er auch Skat (mit sich selbst) spielen, d.h. er schlüpft in drei verschiedene Identitäten und schaltet sein Allwissenheit für die Dauer des Spiels aus. Natürlich könnte er mogeln - aber er tut es nicht, denn Gott betrügt niemanden, schon gar nicht sich selber.

Schönen Tag noch!

Ps. den besten Gottesbeweis gibt es weder bei Descartes noch Kant, sondern bei Jonas.
 
B

beisswenger

Gast
So kommen wir nun von der Physik

und gehen gemeinsam hinüber zur Metaphysik und dann wieder zum Ausgangspunkt: zur Kosmologie!

Gehen wir davon aus, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft tatsächlich im Zeitpfeil existieren, d.h., die Zeit sei keine Illusion, die Gott nur für uns Menschen erschaffen hat.

Dann fragen wir uns, wer tatsächlich weiß, ob Jesus ein Essener, ein Zelote, Gottes Sohn, ein Prophet, der König der Juden oder nur eine Erfindung der Evangelien-Schreiberlinge war. Diese Frage ist berechtigt, denn hat nicht die Kostantinische Schenkung jahrhundertelang die Gebietsansprüche der Kirche legitimiert, bis sie als Fälschung entlarvt wurde? Wer kennt die Vergangenheit? Niemand! Du als Physiker wirst einwenden, dass die Vergangenheit tatsächlich existierte, denn Hubble entdeckte den sogenannten Urknall, damit meine ich, die als Dopplereffekt gedeutete Rotverschiebung. Du wirst einwenden, dass wir, wenn wir in die Sonne (oder auf den Sternenhimmel) schauen, in die Vergangeheit blicken. Gut - die Vergangenheit ist auch in der Gegenwart existent, aber
weißt du, wie die Vergangenheit tatsächlich aussah?
Was war wahr? Diese Frage kann dir kein Mensch beantworten. Frage deine Frau, wie ihr euch kennen und lieben gelernt habt. Die Antwort wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von deiner Erinnerung abweichen.
Die Existenz und der Zeitpfeil machen nur dann Sinn, wenn es eine Instanz gäbe, die zwischen wahr und falsch, zwischen dem, was war und was nicht war unterscheiden kann. Es muss also eine Art Weltarchiv, ähnlich Hegels Weltgeist, Platons Ort der ewigen Formen, Plotins Kosmos der ewigen Wahrheiten, Leibnitz Weltmonade (wobei diese gleichzeitig ist)...geben. Vielleicht auch so etwas wie Sheldrakes morphogenetische Felder, als formengebende Bestimmungsfaktoren für das Seiende, allerdings außerhalb von Zeit und Raum.

Wer kann das nur sein? Ganz einfach, das ist Gott, das Göttliche. Die Kabbalisten, die Sufis, die Taoisten, Teilhard, die Gnostiker, die Neuplatoniker, die Mystiker (Meister Eckhard vor allen anderen) haben das genauso verstanden wie Einstein und Heisenberg. Und hier schließt sich der Kreis, wobei wir immer noch nicht wissen, ob Gott würfelt, stimmts?

Besser erklärt und gut beschrieben auf den Seiten 173 ff in "Philosophische Untersuchungen und metaphysische Vermutungen" von Hans Jonas. In diesem Zusammenhang weise ich auch auf "Das Prinzip Verantwortung" hin, ein wichtiges Werk der Verantwortungsethik, das heute so zeitgemäß wie vor 20 Jahren ist.

Schönen Abend, werter Kollege!
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Lieber Kai,

tatsächlich kann niemand sagen, ob außer ihm selbst und gerade im Moment irgendetwas anderes existiert.
Lem hat das sehr gut in seiner Phantomologie als Nebeneffekt bewiesen.

Aber der Beweis ist im mathematischen Sinne auch nicht notwendig.

Wir sind ist etwas anderes, als ich bin.

Ich denke, also bin ich, dieser Satz ist nur für sich selbst als Beweis möglich und nur innerhalb seiner Zeit.

Ist diese Zeit nun etwas, wie die Rillen einer Schallplatte?
Der Kosmos eine Art Schallplattenspieler, der diese abspielt? Das Leben der Moment, in dem der Tonabnehmer über die Rille kratzt?

Das Leben also gleichartig, aber beliebig oft wiederholt, sofern die Platte nicht zwischendrin Kratzer bekommt oder zermahlen wird?

Ich glaube an den Zufall, auch wenn das nur ein anderer Glauben ist.

Die Vergangenheit erscheint verschiedenen Personen unterschiedlich. Ich nehem hier mal an, dass es mindestens zwei Personen tatsächlich gibt, die sich in einem Raum befinden, und über die DDR diskutieren.
Die eine sagt: Gorbatschow hat uns die Wiedervereinigung ermöglicht, er hat Schluß gemacht mit der Konfrontation, er ist ein Held. Der andere sagt: Gorbatschow hat die DDR an den Westen verkauft. Völlig entgegengesetzte Ansichten.

Je weiter die Vergangenheit nach hinten rutscht, umso mehr wird die DDR "glaubalisiert", sie erscheint den einen als Hölle, den anderen als Paradies. Aber die meisten Berichte haben mit der DDR nicht viel zu tun.

Ich war gläubiger Roter. Das wußten die anderen, sie verschwiegen mir daher viel von dem, was sie mir jetzt sagen, denn sie waren vorsichtig.

Das heißt, nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart wird unterschiedlich wahrgenommen.

In welcher Weise? Ob als Phantom? Hier hilft wohl nur Ockham, um das zu entscheiden, wenn ich seine Methode anwende, von zwei Theorien oder Anschaungen die einfachere zu wählen, dann wähle ich die, dass das Brot real ist, das ich esse.

Was für ein Unterschied folgt daraus? gar keiner.

Wenn Gott nicht würfelt, dann schreibe ich das hier genau weil er nicht würfelt, und Du wirst mir antworten, genau weil er nicht würfelt.

Wenn er aber würfelt, dann hast Du noch einen gewissen Handlungsspielraum.

Es gibt aber keinerlei Antwort, was das ist, das ganz kleine oder sehr große.

Was wir sehen, ist aus lauter Unsichtbarem zusammengesetzt, oder es bildet Unsichtbares.

Die verschiedenen Religionen beschäftigen sich durchaus mit Ähnlichem. Warum sind sie verschieden? Einmal nehmen sie Unterschiedliches als wichtig an. Zum anderen aber ist der Inhalt des Unermeßlichen nicht meßbar, des Unerfasslichen nicht fassbar, aber die Religionen geben ihm ein Kleid, so dass man das Unermessliche messen, das Unsichtbare sehen und das Unhörbare hören kann.

Der Buddhismus, Zen, nähert sich der Wahrheit von einer anderen Seite als das Christentum oder der Marxismus. (Der Marxismus ist in der christlichen Tradition tief verwurzelt. Es gab in einer späten Phase sogar die zehn Gebote für Jungpioniere.)

Vielen Dank für die Literaturhinweise, ich kenne sie noch nicht, diese Bücher.

Was die Erinnerung von mir und meiner Frau betrifft, wie wir uns kennengelernt haben, so ist sie sicher unterschiedlich. Fest steht, es war im Jugendklub für Kunst und Literatur.

Viele Grüße von Bernd
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ockhams Rasiermesser

Wilhelm von Ockham erfand eine Regel zur Erkenntnisgewinnung die man jetzt als „Ockhams Rasiermesser” bezeichnet. Sie besagt, dass die einfachste Erklärung für eine Sache die wahrscheinlichste ist.
Dabei ist die Frage der EInfachheit nicht trivial.

Es ist möglich, anzunehmen, dass die Erde im wesentlichen eine Scheibe sei, das erklärt aber nicht, wieso Schiffe hinter dem Horizont nicht nur kleiner werden, sondern verschwinden.

Einfacher ist also die Annahme, dass die Erde eine Kugel sei.

Das erklärt aber nicht die unglaubliche Härte, die sie haben müßte, um die Abplattung an den Polen zu verhindern usw.

Nehme ich an, ich tippe das hier, oder der Computer tippt es selbst. Für mich ist es viel einfacher, anzunehmen, ich tippe das selbst.

Es gibt Leute, die den Turingtest realisieren wollen, sie sind dabei einen Computer zu erfinden, der das auch tippen könnte, einschließlich der üblichen Tippfehler, also von mir nicht zu unterscheiden sei.

---

Nach der Methode von Ockhams Rasiermesser würfelt Gott wahrscheinlich eher nicht.

Er ist streng determiniert und umfaßt alles, was er nicht nicht umfaßt (beinhaltet) einschließlich dessen, ist also selbst Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Würde in einem solchen Fall Würfeln Spaß machen?

Aber ich habe auch schon mal mit mir selbst Schach gespielt.

---

Auf sich selbst angewendet, versagt die Methode.
 



 
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