Grau bis Grün

Anna

Mitglied
Mein Kopf grau
Eingenebelt in Wolken von Rauch
Rauch eines Räucherstäbchen, Duftrichtung Sandelholz
Und in Gedanken
Gedanken über Dinge die ich gar nicht wissen will
Aber ich verschwinde mehr und mehr in ihrer Welt
Kann mich nicht wehren, muss warten bis dass Stäbchen abgebrannt ist
Das geht lange, viel zu lange
Jahre? Jahrzehnte?
Minuten. Ungefähr dreissig.
Bis dann ist mein Kopf zugeschwollen
Voll mit Gedanken
Und Rauch.

Ich kann aufstehen, weggehen
Zum Fenster und es öffnen.
Die Türe des Zimmers auch öffnen und die anderen Fenster aufreissen
Die Fensterflügel meines Geistes aufschwingen lassen
Frische Gedanken wehen hinein, wirbeln die alten raus
Frische Luft durchströmt mich
Da bemerke ich die Vase mit den Kirschbaumzweigen
Auf meinem Tisch
Derselbe Tisch auf dem vorher diese Rauchende Ding stand
Und mir den Kopf zupflasterte.
Merke auch, dass sich was tut an den Zweigen
Dass Knospen sich öffnen
Weiss-rosa Blüten sich entfalten
Und junge hellgrüne Blättchen
Die ich dem Kirschbaum entführt habe
Er wird mir nicht böse sein
Hoffe ich
Er hat noch viele Äste
Viele Blüten
Viele Blätter
Viel Kraft.

Ich bin offen für neues
Für den Frühling
Für ein neues Jahr
Das im Prinzip jetzt erst anfängt
Wenn das Leben wiederkehrt
Mich wieder weckt
Aus der Umnachtung
Der Kralle des Grau
Das gibt meinen Kopf jetzt frei
Das Grau
Hinein strömt ein starkes Grün
Wie die Wiesen
Die viel zu Grün sind
Zu nass
Zu lebendig.
 

Chrissie

Mitglied
Ja!

Dein Gedicht drückt genau aus, wozu wir den Frühling brauchen: um den Kopf wieder klar zu bekommen für neue Projekte, neue Ideen, die wie das neue Leben an die Oberfläche drängen. Nur der Schluss zieht wieder ziemlich runter...

Liebe Grüße
Chrissie
 

Ole

Mitglied
Hallo Anna,

gefällt mir, dieses Gedicht.
Die bildhaften Umschreibungen sind gut getroffen,
dieses Wechselspiel der Farben...
ganz so wie Chrissie sehe ich das nicht, mit dem Schluß,
er zieht nicht unbedingt runter, aber wenn Du dort das Grau etwas
schwächlicher dargestellt hättest, könnte das Grün triumphierend
diesem "Kampf" beenden. (das Grün eher "saftig" als zu nass)
So hätte mir (persönlich) der Schluß besser gefallen.

Die Vergleiche "Natur" und "Gedanken" etc. hast Du sehr gut dargestellt!
(habe mir gleich überlegt, was ich so ändern möchte, im "neuen" Leben..)

Viele Grüße
Ole.
 

Anna

Mitglied
Re: Ja!

Ursprünglich veröffentlicht von Chrissie
>Dein Gedicht drückt genau aus, wozu wir den Frühling brauchen: um den Kopf wieder klar zu bekommen für neue Projekte, neue Ideen, die wie das neue Leben an die Oberfläche drängen. Nur der Schluss zieht wieder ziemlich runter...<

hm, ja, stimmt wohl, aber irgendwie kann ich es nicht ändern, was ich auch mache, am Schluss kommt oft noch etwas, das das Gesagte, Geschriebene wieder runterzieht. Hier habe ich mich an die letzten Jahre erinnert, als mir der Winter gar nicht lange genug dauern konnte und ich lieber im ewigen Winter, im ewigen Scheintod gelebt hätte...aber dieses Jahr ist auf verschiedene Weise alles anders.
 

Anna

Mitglied
saftiges grün

Ursprünglich veröffentlicht von Ole


>ganz so wie Chrissie sehe ich das nicht, mit dem Schluß,
er zieht nicht unbedingt runter, aber wenn Du dort das Grau etwas
schwächlicher dargestellt hättest, könnte das Grün triumphierend
diesem "Kampf" beenden. (das Grün eher "saftig" als zu nass)
So hätte mir (persönlich) der Schluß besser gefallen.<

hab ich wahrscheinlich nur geschrieben weil die Wiesen hier eben wirklich nicht saftig sondern nass sind und ein seltsames grün haben...


>(habe mir gleich überlegt, was ich so ändern möchte, im "neuen" Leben..)<

sollte ich wohl auch...
 



 
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