Lieber Saurau
Dein Humor ist meist köstlich, und Dein Text hier ists ebenfalls, vor Allem, weil er so unvermittelt kam. Hab echt gelacht!
Du kennst mich schon einige Zeit, und Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich es verstehe, der/die/das Mathe? Ich bin doch nicht verrückt. Kein normaler Mensch versteht das, und muss auch nicht, denn es gibt daran eigentlich nichts zu verstehen.
Du kennst die mittelalterlichen Schreit-Tänze, bei denen sich die Paare oder Gruppen nach genau definierten Regeln wohlüberlegt auf dem Parkett bewegen?
Und genau so ist Mathe auch. Sie ist eine Kunstsprache, die von in Natur nicht vorhandenen Objekten handelt (zB gibts im Wald keine "Zahlen"), und diese Objekte werden nach bestimmten, genau vordefinierten Regeln (Grammatiken) besprochen und miteinander in Verbindungen und Beziehungen gebracht. Die Regeln dazu muss man schlicht auswendig lernen, denn auch bei ihnen gibts an sich nichts im herkömmlichen Sinn "zu verstehen".
Man hat also KunstObjekte und KunstRegeln, und die vollführen etwas miteinander, das mittelalterlichen Schreit-Tänzen durchaus ähnlich ist.
Irgendwann führt das zu Enden, die man als "Ergebnisse" interpretiert, und mit denen geht man dann schnell in die Natur nachschauen, ob sich dort irgendwas finden lässt, auf das sie passen könnten. Allermeist findet man nix, und dann hat man halt getanzt nur aus Spaß, wenn man aber mal was findet, dann ist es oft was ganz Wichtiges. Das nennt man dann "man hat etwas Fundamntales" aufgefunden, und dann sind die Mathes immer ganz aus dem Häuschen und glauben daran, wie mal auch Einstein, dass Gott auch gerne solche Schreit-Tänze machen würde.
In Wirklichkeit ist Gott aber kein Mathefreak, denn er hat Tricks drauf, gegen die alle Mathe der pure Schrott ist.
Ästhetikübung_1: Nimm mal ein Mathebuch und geh dann bei euch zu einer Sommerwiese, und dann lasse die Wiese auf dich wirken: meditativ, und danach schaust Du dann mal ins Mathebuch. Ohne zu überlegen wirst Du danach intuitiv wissen, was komplizierter ist, die Wiese oder das bisschen Mathe, das Menschen aus Notbehelf wie ein gedachtes Spinnenetz darüberfummeln, in der irren Hoffnung mit dem Verstand zu begreifen, was das Fühlen per-se, wenn auch in seiner eigenen Diktion hergibt.
Wie gesagt, versteht niemand Mathe wirklich, man brauchts auch gar nicht und kann trotzdem damit arbeiten und zB Mondraketen bauen, aber es gibt natürlich massig Leute, die so tun als ob. Aus verschiedenen Gründen, und ich gehöre dazu und verdiene teilweise mein Handgeld damit.
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Es ist übrigens sehr interessant zu begreifen, warum man Mathe, Tiersprachen, die Sprachen möglicher Aliens, und andere Kunstsprachen nicht wird (wirklich) "verstehen" können:
Unser Alltagssprachvermögen ist angeboren, in seiner grundlegenden Grammatik jedenfalls, und es ist dabei intensiv verknüpft mit unserer sehr spezifischen rechten Hirnhälfte = der ebenfalls angeborenen Gefühlswelt.
Alles, das keine gefühlsmäßigen Bedeutungen bei uns als Reflexionen erzeugen kann, bleibt uns unverständlich, wenn man unter "wirklich verstehen", "wirklich begreifen" nicht nur die verstandliche (das schlichte äußerlich bleibende Abarbeiten von Regeln), sondern auch die emotionale Plausibilität versteht.
Diese Plausibilität ist im Fall von Alltagssprache+Gefühlswelt fest-verknüpft und angeborener Weise vorgegeben.
Somit bleiben uns alle anderen potentiellen Sprachen (wie zB Mathe) zwar verstandlich fassbar (einfach immer nach den Regeln, dann wirds richtig), aber sie sind emotional "leer", weder greifbar noch "farbig"-emotional auftönbar, wie zB eine Zahl "354" oder [a+b > c].
Die Sprache von plastischen Gegenständen (vorzeigen und wahrnehmen) leuchtet unseren Hirnen unmittelbar ein. Zeige ich Dir zB einen Apfel, reagiert Dein Hirn sofort entsprechend, und rede ich dann noch darüber, weiß Dein Hirn automatisch, was Sache ist. Hinter solchem Wahrnehmen und Bereden stehen emotionale, per Angeborensein passend-vorgefertigte frames, und die sind bei allen Individuen einer Tierart weitestgehend gleich, sodass "verstehen" und "sich gegenseitig verstehen" dieselbe Ursache hat und eigentlich nur meint: die emotionalen frames stimmen überein, und deshalb kann Individuum A per irgendeiner Handlung oder Sagung bei einem artgleichen Individuum B dieselben emotionalen Resonanzen hervorrufen, welche diese Handlung oder Sagung auch bei ihm selbst erzeugt/erzeugen würde. Klappt dies, dann hat man inter-subjektiv den Eindruck, man habe sich verstanden, obwohl jeder der Beteiligten in Wahrheit dabei doch nur seine eigene Emotio-Suppe gekocht hat, die allerdings bei beiden angeborener Weise übereinstimmen (nennt man: "autopoiese" = Selbsterzeugung, und ALLE gültige Kommunikation läuft genau so, was bedeutet, dass Kommunikation ein Epi-Phänomen ist, es gibt sie im Sinne eines wirklichen Austausches von XY gar nicht, solange nicht tatsächlich Materielles ausgetauscht wird, bei dem aber auch danach dann die autopoiese-Leistung hinzukommen muss, um Kommunikation zu ergeben: auch zB Ei- und Samenzelle müssen sich bereits "vorher" grundsätzlich verstehen können (gemeinsame codes besitzen), sonst wäre das rein materielle Zusammenkommen dennoch ergebnislos. Aus demselben Grund kann man auch zB materielles Papiergeld abschaffen, denn dieselben autopoiese-Leistungen (Geld als fast omnivalentes Tauschmittel) laufen auch bei nur noch virtuellem Buchgeld = nur abstrakte Zahlen)
[Vom generell gültigen Prinzip der autopoiese her kann man auch die spezifischen Unterschiede zwischen realer und virtueller Welt sehr genau und aufschlussreich begreifen, zB: Jedes Signal, das bei einem Empfänger dieselbe(n) autopoiese(n) startet, wie ein materieller Gegenstand es bewirkt, kann diesen verlustlos ersetzen. Danach werden Volkswirtschaften zukünftig noch Billionen von Dollars einsparen können, und die Umwelt wird sehr viel schonbarer]
Diese -nach oben- zum Verstehen unerlässliche Voraussetzung der gleichen emotionalen Grundausstattung ist nur bei Individuen der gleichen Art gegeben, nicht zwischen verschiedenen Arten. Deshalb können Igel Igel verstehen, Hunde Hunde, Menschen Menschen, aber Menschen nicht Aliens, und Heringe nicht Makrelen usw., und zwar auch dann nicht "emotional plausibel" = subjektiv erlebt als "wirkliches Verstehen", wenn sie sich zB Übersetzungsautomaten o.ä. bauen.
Und genau deshalb ist auch für uns eine Kunstsprache wie Mathe nicht "wirklich" = emotional "verständlich", denn es fehlt uns dazu die emotionale Grundausstattung.
Daher bleibt Mathe ein Objekte-Schreit-Tanz nach rein-logischen Regeln, und jeder Versuch, diesen in alltagsüblicher "wirklicher" Weise (emotional) verstehen zu wollen, muss scheitern, denn wir können auch aus unserer emotionalen Haut, unserer Grundausstattung nicht heraus.
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Zu allem Unglück reden Mathes auch gerne über an sich einfache Dinge noch kompliziert(er):
"so, und jetzt zum wichtigen abbreviationsterm, der adduktiv und nicht inkommensurabel ausdrückt, dass ..."
Also "kommensurabel", das ist ganz einfach:
Wenn jemand mittels einer superschweren Abrissbirne eine Maus wiegen will, dann ist das schon fast nicht mehr "kommensurabel", und falls jemand gar einen Korb reifer, leckerer Birnen (die hab ich, schleck und schmatz, hier grad im mathe-Test) mit Mondgebirgen vergleichen will, dann handelt er völlig in-kommensurabel.