Hallo Eve,
da hast du ein sehr ausdrucksstarkes Gedicht geschrieben, wie ich finde.
Die erste Strophe schafft bereits eine bedrohliche Atmosphäre, in dem die personalisierten Hochhäuser auf das lyr.Ich hinab grinsen. Hierbei ist interessant, dass diese Gebäude dem lyr.Du gehören, es agiert also aus den Dingen heraus. Dies vermittelt eine gewisse Kälte, die dem lyr.Du innewohnt, eine gewisse Unmenschlichkeit. Die "nässende Wunde des Viertels" scheint die Verletzung des lyr.Ichs zu symbolisieren, die das lyr.Du ihm zugefügt hat. Es regnet in der Stadt, in der nur diese beiden Figuren zu leben scheinen. Dies impliziert, dass die zwischenmenschliche Beziehung der beiden zerfließt.
Die "Stahlgitter" drücken die Hilflosigkeit des lyr.Ichs aus, das nichts gegen seine Schmerzen unternehmen kann.
Den Ring, den das lyr.Du einst dem lyr.Ich übergab, umschlingt es mit der Faust, was eine verborgene Wut transportiert. Dass das lyr.Ich den Ring anschließend in "die Brache" wirft, gleicht einem Akt des Zerwürfnisses. Das lyr.Ich scheint mit dem lyr.Du abgeschlossen zu haben.
In der darauffolgenden Strophe wird klar, dass das lyr.Du das lyr.Ich im Stich gelassen hat, als es ihre Stadt(die offensichtlich den Schauplatz ihrer Beziehung darstellt) verließ.
Die Brände und Morde, die in der Stadt vorzuherrschen scheinen, drücken die Vernichtung der Beziehung der beiden aus.
Fazit:
Dein Gedicht beschreibt den Trennungsschmerz des lyr.Ichs, aber auch die Wehmut ("ich denke an dich"), die es noch immer zu bestimmen vermag. Das lyr.Ich kann sich noch nicht vom lyr.Du lösen, es verbleibt noch in ihrer Stadt und besucht vielleicht sogar ab und an die Ruhestätte des Rings.
Ein paar Änderungsvorschläge möchte ich dennoch tätigen:
Großstadtlichter
Nasser Asphalt glänzt in die Nacht,
Deine Hochhäuser,
gleich löchrigen Mahnmalen,
grinsen auf mich hinab.
Schattenlos stehe ich vor dem Loch,
das sich mit Regen füllt.
Stahlgitter umzäunen
die nässende Wunde des Viertels.
Ich halte deinen Ring
in meiner Faust und
schleudere ihn tief in die Brache.
Das Lied der Stadt nanntest du das Heulen
der Sirenen – bevor du gingst.
Ich denke an dich,
wenn sie schrill an mir vorbeirasen,
auf irrer Fahrt zum nächsten Brand.
Oder Mord.
Vielleicht kannst du ja mit dem ein oder anderen etwas anfangen.
Liebe Grüße,
Hakan