Großstadtmelancholie

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anbas

Mitglied
Großstadtmelancholie

Ich fahre mit dem Rad durch graue Straßen.
Kalter Dunst verdeckt die Sonne.
Aschfahles Licht liegt auf Beton und Asphalt.
Alles wirkt grau - selbst Autos und Menschen;
starre Statisten
- auf vorgegebenen Wegen fließen sie dahin.
Ampellicht bringt geregelt Farben ins Spiel,
die im monotonen Wechsel schnell verblassen.

Alles erscheint geregelt und festgelegt.
Selbst die Hektik auf den Straßen und vor den Geschäften wirkt geordnet.
Zwischen den Häuserschluchten schlängelt sich die Maschine "Auto",
auf toten Gehwegen drängelt sich die Maschine "Mensch".
Ein Lächeln - kaum zu entdecken. Und wenn - oft angestrengt verkrampft.
Müde, schon vor langer Zeit verstorbene Augen starren in die Monotonie
und bahnen sich eingeschlagene Wege durch die Massen der anderen.

Nur die Kinder leben.
Ihr Lachen weckt kurz aus tiefstem Lebensschlaf,
und junge Augen tanzen auf trübste Bordsteinkanten
(weshalb sich unwirsche Münder jeden Kommentar verkneifen).
Wie lange noch?
Wann sterben ihre Gesichter und werden
zu Totenmasken einer Stadt?

Blutrotes Licht der Ampel.
Ich halte an.
Vor mir ein Auto.
Auspuffabgase vermischen sich mit meinem Atem
und steigen wie Nebel in den diesigen Himmel,
die Sonne verdeckend.
 

gueko

Mitglied
Mich beeindruckt deine Bildsprache, besonders schön
Ampellicht bringt geregelt Farben ins Spiel,
die im monotonen Wechsel schnell verblassen.
Der Titel passt zu all diesen Bildern - diese kleine Hoffnung Kinder, wo zu erwarten ist, dass die auch ins Grau wachsen werden. Ja, die Melancholie des Radfahrers ist zu spüren.
Mir gefällts!
gueko
 
S

Samara

Gast
ich weiss schon, warum ich auf dem Land lebe ;-)
hat mir gut gefallen, spricht mir quasi aus der Seele

LG
die Sam
 

anbas

Mitglied
Vielen Dank für Eure Rückmeldungen. Hat sich doch gelohnt, diesen etwa 25 Jahre alten Text hervorzukramen und zu überarbeiten.
Liebe Grüße
Andreas
 

anbas

Mitglied
Hallo KaGeb,

da sind mir Deine Rückmeldung und die guten Wünsche doch glatt durch die Lappen gegangen. Aber besser spät als gar nicht: Vielen Dank dafür!

Liebe Grüße

Andreas
 



 
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