Grundkurs im Sterben.

pleistoneun

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Der Grundkurs im Sterben an der Volkshochschule war wieder zum Bersten gefüllt.
Es tummelte sich eine bunt gemischte Gruppe im Hörsaal.
Alles war vertreten, vom ambitionierten Sterbegehilfen, über den engagierten Jungarzt bis zum interessierten Suizidneuling.

Die ersten Kapitel, Sterben aus des Sicht des Sterbenden, schnelleres Sterben und Massensterben leicht gemacht, waren bereits durch und alle Teilnehmer konnten sich schon ein klein wenig als Sterbeexperten fühlen.

Heute stand die erste Teilprüfung an und alle waren schon aufgeregt. Ob sie auch wirklich bestehen würden?

Der Arzt bekam die Aufgabe, theatralisch nach einem Schuss in den Hinterkopf auf den Boden zu sinken und noch einige Worte in den Armen seiner Liebsten liegend von sich zu geben.
Er bestand mit einem Befriedigend, weil er wegen der Aufregung wahrscheinlich nichts mehr hervorbrachte, aber die fehlenden Worte durch einen sehr guten starren Blick ausglich, was die Wahl des zu großen Kalibers aber nicht mehr wettmachen konnte.

Der Sterbegehilfe musste sich selbst Sterbehilfe leisten, ohne dabei eine Chemikalie einzusetzen. Er drückte sich, wie er es gelernt hatte, einen Polster so lange ins Gesicht, bis er erstickte, was, weil so schwierig, eine glatte Eins ergab.

Der Suizdneuling enttäuschte etwas, als er beim Sprung vom Haus zwar wie gewollt mit dem Gesicht zuerst aufschlug, aber sich in seiner Nervosität erstens im Stockwerk verzählte - er sollte drei höher steigen - und zweitens nach unten lief - und das auch noch vier Stockwerke weit, was ihm einen jämmerlichen Sprung aus dem 10. an Stelle des 17 Stockes einbrachte. Pech gehabt. „Rally“, wie er von Freunden genannt wurde, musste entstellt und wegen seines Scheiterns geknickt den Kurs wiederholen.

Alle weiteren Teilnehmer konnten bestehen und die Urkunde zugeschickt bekommen. Der nächste Grundkurs war auch wieder randvoll, aber die Volkshochschule hatte noch Probleme, den Aufbaukurs im Sterben voll zu bekommen.
 



 
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