Gruseln

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Politgurke

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Horch, was kommt von draussen rein!

Es war keine halbe Stunde vergangen, da begann auch schon der Ärger.

Der Motor lief noch, ich war abgeschnallt und ich versuchte mich aus den Ärmeln meiner Jacke zu befreien.

Jetzt vernahm ich einen dumpfen Schlag auf das Autodach. Ich erschrak, stellte den Motor ab, zog den Zündschlüssel ab, an dem sich eine kleine Taschenlampe befand und schaute nach oben. Ich hörte etwas vom Dach gleiten, dann schlug es am Heck auf dem Kofferraum auf, gab ein entsetzliches Kreischen von sich und schien auf den Boden zu fallen.
Ich drehte mich um, sah aber nichts. Dann erblickte ich im Rückspiegel eine Silhouette. Zu groß für ein Tier, aber zu klein für einen Menschen. Die Bewegungen schienen mir auch viel zu schnell für einen solchen.

Ich legte die Jacke hastig auf den Beifahrersitz und drehte meinen Kopf nach Hinten. Im selben Augenblick blendete ein Fahrzeug hinter mir auf. Das war der Moment, in dem ein großer Schatten an der Fahrerseite vorbeizog und ich aus der Richtung der Motorhaube einen lauten Knall vernahm. Erschrocken starrte ich durch die Windschutzscheibe.
Es waren keine Spuren zu sehen. Ich war sehr nervös und überlegte, was das gewesen sein mochte. Mit meiner rechten Hand schaltete ich das Autoradio ein um mich abzulenken. Leider musste ich feststellen, das es auf den üblichen Kanälen keinen Empfang hatte. Ich betätigte den Sendersuchlauf bis dieser scheinbar einen Sender gefunden hatte.
Doch was war das? Statt der erhofften Musik drangen grauenhafte Schreie und bizarre Geräusche aus den Boxen. Jetzt war es endgültig vorbei mit dem Mut. Ich drückte alle Türschlösser herunter und wollte den Motor starten. Doch der Schlüssel war weg. Plötzlich hörte ich ein kratzendes Geräusch am Seitenfenster. Es wurde aufdringlicher und verwandelte sich in ein starkes Klopfen. Ich traute mich kaum hinzusehen und drehte meinen Oberkörper sehr langsam, kaum merklich in Richtung dieses Tumultes.
Doch gerade hatte ich die richtige Blickposition erreicht, war weder etwas zu hören, noch zu sehen. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter.
Ich konnte den Himmel erkennen, sah die Sterne und den zu einer Sichel geformten Mond, wie er auf die Erde herabschien. Vereinzelt zogen dunkle Wolken vorüber und trübten das Licht. Es sah aus, als zöge Jemand einen Schleier an meinen Augen vorüber. Ein heftiger Wind hatte eingesetzt und trieb welk gewordene Blätter an meinem Gefährt vorbei.

Ich wusste nicht ob ich mich bewegen, oder besser still sitzen bleiben sollte. Aber mich untätig einem ungewissen Schicksal ergeben, wollte ich auch nicht. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen, drückte mit der rechten Hand auf die Hupe und ließ mit der Linken gleichzeitig das Fernlicht aufblenden und versuchte dadurch wen auch immer, auf mich aufmerksam zu machen.
Wohlwissend, dass sicherlich auch diese absonderliche Erscheinung wieder von mir Kenntnis nehmen würde.

Und so geschah es auch. An der Beifahrertür ertönte ein undefinierbarer Radau, zudem schlug etwas gegen die Tür. Schemenhaft konnte ich einen flachen Gegenstand auf dem sich etwas Trichterförmiges befand, erkennen. Es hämmerte gegen die Scheibe, während daneben eine gewaltige Faust deutlich zu sehen war, die ebenfalls stark dagegen stieß und zwischendurch versuchte die Tür zu öffnen.
Ich bekam Panik und wollte aufgrund derselben gerade mit meinen Füssen gegen das Seitenfenster treten, als ich ein Gesicht sah und innehielt. Es kam mir seltsam vertraut vor. Unvermutet schienen auch die Laute von draussen einen Sinn zu ergeben. Worte wie „Laß mich rein!“ und „Mach die Tür auf!“ konnte ich wahrnehmen. Dann hörte ich das Klimpern eines Schlüsselbundes und nur ein Augenzwinkern später öffnete sich die Autotür. Ein Kopf erschien.
Es war Richard, mein Bekannter, mit dem ich ins Autokino gefahren war.

Er sagte vorhin, er wolle nur schnell noch ein paar Snacks besorgen, er wäre gleich wieder da. Doch das war er nicht. Und so zog ich mir nach ca. 20 Minuten die Jacke aus, weil es im Auto zu warm geworden war.

Richard warf mir einige böse Blicke zu und fragte mich, warum ich ihn solange habe draussen stehen lassen, bei diesem schlechten Wetter und warum ich so dicht an der Tanne geparkt hätte, die Äste schlügen bei dem Wind ständig gegen die Karosserie und Tannenzapfen fielen in regelmäßigen Abständen aufs Dach.

Das wäre dem Filmgenuss doch sehr abträglich, fügte er noch hinzu.

Wie ein Berserker wäre er um das Auto herum gerannt und hätte sich bücken müssen, da die Zweige ständig in sein Gesicht zu stoßen drohten.

Ich wusste keine Antwort auf seine Fragen und sagte nur, er solle jetzt ruhig sein und die Snacks aufs Armaturenbrett legen.
It´s "Fright Night"!
 



 
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