Guten Morgen (email)

G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Tagebuch-Briefgedicht per email, Sonntagmorgengruß


Guten Morgen, Liebste, Fernste ... fliegst Du durch den Traum-Raum?
Hörst im Halbschlaf schon die ersten Vögel, die durchs feuchte
Buschgestrüpp hindurch geschlüpft die Nebenbuhler jagen
Doch noch keine Amsel? Dunkel hängt der Wolkenhimmel
Überm Dorf, wo alles schläft. Ein Hund vielleicht, der heiser
Sich gebellt, und neben Dir ein Schnarchen, eine Hand die
Zärtlich Deinen Busen, Deinen Nacken, Dein Gesicht sucht
Und Du legst den Arm ihm auf die Brust und seufzt ganz leise
Schläfst schon wieder tiefer, fließt in Sonntags breitem Zeitstrom
Irgendwann dann tauchst Du wieder auf und gähnst und streckst Dich
Stehst wohl auf, Kaffee zu kochen, legst vielleicht Dich wieder
Unter das Geflecht der Decken, Arme, Beine, Kissen
Wo Gesicht Gesicht und Mund den Mund betupft mit Küssen
Hand in Hand sich greift und wieder löst und Schlummer wieder
Euch ins Tiefe zieht, wo ihr zusammen schlaft und Eins seid

Zärtlich schlüpf den Vögeln gleich ich durchs Gestrüpp der Verse
Koch Kaffee und suhle mich gleich weiter in den Kissen
Meiner Hundehöhle, in den Gängen meiner Seele
Vollgemalt mit femina, den Schenkeln schwerer Frauen:
femina sind feminarum femina, drum heißen
"Schenkel" auf Latein wie "Frau", und "Frau" bedeutet "Schenkel"
Habs vom Lexikon gelernt, als einer Anatomin,
Einer Füßjoteerapeutin ich gelehrte Worte
Wollt ins Gastbuch schreiben. Tja. Nun leg ich mich ins weiche
Hundehöhlenbett, durch jene femina zu tauchen
Tief in jene Gänge meiner Seele, wo wir Eins sind
 



 
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