HALBE-HALBE

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hwg

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Der "rote Fritz", so genannt wegen seiner auffallenden Haarfarbe, schlenderte gegen Mitternacht mit zerknittertem Gesicht durch die ungewohnt menschenleere Vorstadtstraße. Er versuchte, sich zu orientieren. Plötzlich blieb er stehen. Einige Meter vor ihm sah er einen Mann regungslos vor sich hinstarren.
Durch sein Sakko fingerte Fritz nach dem kurzen Gummiknüppel. "Vielleicht habe ich jetzt eine Gelegenheit, meine Brieftasche etwas aufzufüllen", schoss es ihm durch den Kopf. Er ging auf den unbewegt dastehenden Mann zu. Und obwohl er möglichst geräuschlos vorging, hatte dieser in doch schon gehört und wandte sich rasch um.
"Gib mir Feuer", sagte Fritz drohend, während er mit der linken Hand die Zigarette zum Mund führte und mit der rechten seinen Knüppel umklammerte.
Der fremde Mann machte einen raschen Sprung zur Seite, betrachtete den Wegelagerer und zuckte die Schultern. "Spiel nicht den Wilden", sagte er gelassen. "Du kommst mir gerade recht. Du kannst mir helfen!"
Fritz war perplex. "Helfen?", fragte er verwundert.
Mit einem Ruck seines Kinns wies der Mann auf eine Villa hin. "Was hältst du von einem Besuch in diesem Schmuckkästchen? Wir machen Halbe-halbe. Passt dir das?"
Entgeistert sah Fritz abwechselnd auf das Haus und den fremden Menschen. "Was ist das für eine Sache?", fragte er misstrauisch. Der Mann zuckte wieder mit den Schultern. "Du scheinst nicht viel Mut zu besitzen", meinte er."Ich hoffte bereits, einen unternehmungslustigen Kumpel gefunden zu haben..."
Fritz fühlte sich in seiner Ganovenehre gekränkt. "Was sagst du da?", begehrte er auf. "Ich und keine Courage? Kannst du dich denn nicht deutlicher ausdrücken? Was willst du eigentlich?"
"Hast du's noch immer nicht kapiert? Also, die Bewohner dieser Villa sind verreist, und zwar eher als ich dachte. Ich glaubte nicht, heute schon den Bruch machen zu können. Deshalb habe ich auch kein Werkzeug bei mir", erklärte der Fremde.
"Moment", erwiderte der "rote Fritz", wühlte in seinen Taschen herum, zog verschiedene Instrumente heraus und begann am Türschloss zu hantieren. "Wird es sich wenigstens auszahlen?", fragte er.
"Und wie", versicherte der unerwartet aufgetauchte Komplize. "Also, halbe-halbe, wie ausgemacht?" fragte Fritz vorsorglich. Der andere Mann nickte.
Fritz bearbeitete die Tür geschickt. Trotzdem dauerte es eine ganze Weile, bis das Schloss geknackt war. "Fertig!", sagte Fritz und fuhr sich über die schweißnasse Stirn. "Das war keine Arbeit für Stümper. Meine Hälfte der Beute habe ich mir redlich verdient. Allein wärst du damit nie zurecht gekommen. Schau'n wir nun hinein?"
Der fremde Mann ging voran.
"Weißt du denn hier so genau Bescheid?", fragte Fritz verwundert. Plötzlich hatte er das Gefühl, als knalle ihm die Zimmerdecke auf den Kopf. Der "rote Fritz" fiel zu Boden. Als er wieder zu sich kam, blendete ihn das grelle Licht einer Schreibtischlampe.
"Geht's besser, Freundchen?", fragte eine ironisch klingende Stimme. Fritz wandte mühsam seinen schmerzenden Kopf und sah seinen mitternächtlichen Kumpel gemütlich auf dem Sofa sitzend.
"Was ist mit mir passiert?" stöhnte Fritz.
"Lass es gut sein", meinte der Unbekannte und griff nach einer Flasche Cognac. "Vorsichtshalber schien es mir angebracht, dich ins Land der Träume zu schicken. So, und nun trink ordentlich!"
Wütend stieß Fritz die Flasche zur Seite und griff unter sein Sakko. "Das hat keinen Zweck", belehrte ihn sein Gegenüber lachend. "Den Gummiknüppel habe ich dir abgenommen!"
Fritz glotzte den Fremden blöde an. "Wer...wer sind Sie eigentlich?", stammelte er.
"Der Besitzer dieser Villa", lautete die knappe Antwort. Fritz schien das Herz stehenzubleiben. "Wie...?"
"Es ist schon so! Stell dir vor, ich habe meinen Schlüsselbund verloren. Es war mir unmöglich, in mein Haus zu gelangen.Einen Schlosser holen? Wo finde ich den um Mitternacht. Da hatte ich das allerdings zweifelhafte Glück, dich zu treffen. Bleib ruhig und ärgere dich nicht!
Umsonst sollst du nicht gearbeitet haben. Hier hast du einen Hunderter für deine Mühe - und nun trink noch einen guten Schluck!"
 
Das richtige Werkzeug

Hallo hwg,

die Grundidee zu deiner kleinen Geschichte hat mir prima gefallen.

Leider ein paar Schwachstellen:

Warum ist die Vorstadtstraße ungewohnt leer? In der Vorstadt ist selbst tagsüber nichts los. Da fällt jeder zu jeder Zeit auf, der nicht dort wohnt oder regelmäßig dort zu tun hat.

Es ist lediglich von einem Gummiknüppel die Rede. Damit kann man doch keine Schlösser knacken!! Was ist mit eventuell anderem Werkzeug? Das sollte noch auftauchen.

Der Villenbesitzer erscheint als kaltblütiger Zeitgenosse. Warum hat er dem Möchtegernschläger nicht einfach eine geknallt und ist seiner Wege gegangen und hat sich ganz einfach einen Stein besorgt, damit eines seiner Fenster eingeschlagen, um ins Haus zu kommen? Als Eigentümer kann er das doch ohne Weiteres. Hier könnte der Gummiknüppel gute Dienste leisten.

Dabei ließe sich das Geld sparen, das der Villenbesitzer dem roten Fritz als Schmerzensgeld gibt, nachdem er ihn niedergeschlagen hat.

Ich hoffe, du kannst mit meinen Kommentaren etwas anfangen.

Grüße
Marlene
 

hwg

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Mini-Krimi

Freue mich über die Anmerkungen. Da der 'rote Fritz' ohnehin auf Einbruchstour unterwegs ist, kann die Mitnahme von Werkzeug, das er ja aus seinen Jackentaschen holt, vorausgesetzt werden. Hätte sich der Villenbesitzer so verhalten, wie Du 's vorschlägst, wäre die Pointe weg. Es ist eben eine Soft-Mini-Krimi *g*, den schon mehrere Zeitschriften veröffentlicht haben. Bei einer Überarbeitung des Textes werde ich Deine Vorschläge aber berücksichtigen.
LG
 

Roni

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hallo hwg,

ich musste ebenfalls schmunzeln.

eine sache:
der fremde mann geht voran.
und dann knallt fritz die 'decke auf den kopf'

waere das nicht glaubwuerdiger, wenn der hausbesitzer hinter fritz ist? sich irgendwo heimlich eine statue greift oder aehnliches?
von vorn duerfte etwas schwierig sein, ohne dass fritz es merkt. es sei denn, es ist so stockduster, dass man gar nix sieht. dann allerdings hat der hausbesitzer glueck, dass er fritz' schaedel trifft und nicht z.b. nur eine schulter.

lg
roni
 

hwg

Mitglied
du hast recht

grüße dich roni & danke für deine anmerkung. du hast den fehlerhaften übergang in der szene zurecht angeführt. eigentlich hätte zwischen dem hineingehen und dem *decke auf den kopf* ein sternchen hingehört, um damit die zeitliche differenz zu signalisieren. hab's vergessen zu tippen. somit werde ich den roten fritz verwundert umherschauen lassen, wobei er dem hausherrn ja den rücken zuwendet...
einverstanden?
 



 
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