Habebald

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Vera-Lena

Mitglied
Habebald

Erwartungsvoll geht Habebald
Oktobers in den Buchenwald
und sucht dort nach Kastanien.

Die Buchen haben laut gelacht
und Habebald hat kehrt gemacht,
läuft gleich bis Mauretanien.

Ein Affenbrotbaum winkt ihm dort,
jedoch die Affen waren fort,
es zwinkert die Oase.

Und Habebald schnaubt, sapperment,
wo ist wer, der Kastanien kennt,
folgt wieder seiner Nase.

In Ghana findet er Kakao
und eine süße kleine Frau,
das macht ihn nicht zufrieden.

Mit Frau und Kind zieht Habebald
nun wutentbrannt zum Regenwald,
dort ist ihm nichts beschieden.

Da hat er endlich nachgedacht.
In seinem Hirn hat’s Klick gemacht:
Das Ziel all seiner Süchte

steht stolz in seinem Garten rum,
ein Riesenbaum, ein wahres Trumm,
und strotzend voller Früchte.
 
K

Klopfstock

Gast
Da sah der liebe Habebald, den Baum nicht mehr vor lauter Wald:D;)

Gefällt mir, Dein Kastanien-suchender-Habebald.
Das was er haben wollte und in der Ferne suchte,
hat er dann bald in der Nähe gefunden;)
So geht es wohl vielen - sie suchen in der Ferne
ihr Glück und dabei steht es schon vor der Tür.

Zum Textarbeiten finde ich nichts, also darf ich
loben, denn mir gefällt dieses Gedicht, liebe Vera-Lena.

Dir noch einen schönen Sonntagabend
und ganz liebe Grüße
Irene
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Irene,

es freut mich sehr, dass Dir der Kastanienmann gefällt. Ja, es ist die Umkehr von: Er sah den Wald vor lauter Bäumen nicht, wer sollte das herausfinden, wenn nicht Du ?;)

Eigentlich wäre es ja interessant zu erfahren, was ihm derartig die Sinne vernebelt hatte.

Im Bekanntenkreis habe ich das auch einmal erlebt, dass ein junger Mann mit Herzschmerz nach einer Lebensgefährtin gesucht hat. Als er sie dann endlich "erkannte", stellte sich heraus, dass sich die Beiden schon seit zwei Jahren kannten, und sie hat nur ganz cool zu ihm gesagt:"Hast Du es auch endlich gemerkt?" Ich war dann auch auf der Hochzeit.

Danke für Deine Antwort!:)
Eine gute Nacht wünsche ich Dir, lieb grüßend.
Vera-Lena
 
Liebe Vera-Lena,

sehr erfrischend, Deine Kastanien, die im eig'nen Garten wachsen, und die man sich somit also nicht aus dem Feuer zu holen braucht! Endlich mal keine vierzeiligen Strophen, und auch die weibliche Endung (Kastanienrundung?), nach den zwei maennlichen, verfehlt ihren Reiz nicht.

Der "junge Mann mit Herzschmerz" erinnert ja an Buschs (not George W., but W.) Abenteuer eines Junggesellen, "Tobias Knopp".

LG,
RP
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Rolf-Peter,

der "Tobias Knopp" ist mir leider nicht gegenwärtig. Ich bin aber jetzt neugierig geworden.

Freut mich, dass Du auf meine Kastanien angebissen hast,;) vielleicht handelt es sich ja um Eßkastanien, denn in welchem Land der Garten von Habebald steht, erfährt man ja nun nicht.
Deutschland ist aber naheliegend(und ich glaube, dort wachsen k e i n e), weil der Habebald zunächst in der Zueignung zu Goethes Faust vorkommt und später bei Wedekind in "Frühlingserwachen". Daran konnte ich mich aber nicht mehr genau erinnern, ich wusste nur, dass mir dieser Name irgendwoher bekannt war. Na zum Glück gibt es google, und ich gönne den beiden 34jährigen Erfindern ihre jeweils vier Milliarden, die sie damit schon verdient haben.

Der Rhythmus dieser kleinen Erzählung gefällt mir selbst auch gut, weil man immer den Anlauf heraushören kann, den der irritierte Habebald nimmt und genauso auch seine Vollbremsung. Na, so jedenfalls hört sich das für mich an.

Danke für Deine Antwort!:)

Eine schöne Herbstphantasie am Klavier wünsche ich Dir.:)
Liebe Grüße von Vera-Lena
 



 
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