Hässlichkeit verboten

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sonah

Mitglied
Ich schaue mir die drei langen Haare in der Badewanne an. Das abfließende Wasser hat an ihnen gezogen, bis sie eine Wellenform bildeten. Eine Form wie ein mäandernder Fluss, unbegradigt. Es sieht schön aus. Meine Sicht von Schönheit ist das.

Meine Freundin Vera geht nicht mehr nach draußen. Wuschelige Lockenköpfe sind aus der Mode gekommen. Zuerst hatte sie die Haare geglättet. Und bei sich gedacht: Das ist nur eine Modeerscheinung. Das geht vorbei. Aber sie hatte sich nicht mehr wie sie selbst gefühlt, seltsam domestiziert. Jetzt darf Vera nicht mehr raus, plötzlich war sie zu hässlich geworden und sie wollte sich nicht in das Idealbild pressen lassen. Eine Definition von Schönheit, so wechselhaft, wie die Willkür mit der sie festgelegt wurde. Selbst das Wetter ist beständiger. Das ist mir noch geblieben, das Wetter. Ich schaue gerne auf die Scheiben, an denen der Regen herunterrinnt. Aber hinter den Scheiben, das ist sonderbar fremd geworden.

Nur noch schöne Menschen da draußen. Aber wer legt fest, was schön ist? Ist das, was heute schön ist, morgen auch noch gefragt? Oder ist der gestrige Freigänger plötzlich zu lebenslanger Einzelhaft verdammt? In der Anfangszeit habe ich es noch riskiert. Ich bin einfach rausgegangen und habe das Bußgeld gezahlt. Es war sogar zu absurd, um demütigend zu sein. Aber dann bin ich irgendwie müde geworden und zu Hause geblieben.

Manchmal gehe ich in den Keller und berühre die kalten Backsteine, sauge den erdigen Geruch in mich auf. Kleine Glücksmomente. Der Alltag ist normal geworden. Es gibt nichts mehr, was mich fordert oder erschreckt. Wenn man mal von meinem permanenten Entsetzen absieht. Ich erledige meine Arbeit von zu Hause über PC und Telefon. Leben im Schonwaschgang. Ob die Menschen da draußen den Wind noch genießen können, oder ist er ihnen auch noch zu lebendig, zu wenig glatt gebügelt?

Eines Tages werde ich mich vor die Tür wagen. Ich muss mal wieder Regentropfen auf meiner Haut spüren, Bußgeld hin oder her. Und wenn sie mich einsperren, auch egal, eingesperrt bin ich ja bereits. Wer weiß, vielleicht öffnen sich dann plötzlich alle Türen und Fenster. Auf einmal kämen die Menschen heraus, die unfreiwillig freiwillig das Tageslicht meiden. Bei Zugvögeln ist es auch so, sie wissen plötzlich alle, wann sie aufbrechen müssen. Sie wissen es einfach.
 

sonah

Mitglied
Ich schaue mir die drei langen Haare in der Badewanne an. Das abfließende Wasser hat an ihnen gezogen, bis sie eine Wellenform bildeten. Eine Form wie ein mäandernder Fluss, unbegradigt. Es sieht schön aus. Meine Sicht von Schönheit ist das.

Meine Freundin Vera geht nicht mehr nach draußen. Wuschelige Lockenköpfe sind aus der Mode gekommen. Zuerst hatte sie die Haare geglättet. Und bei sich gedacht: Das ist nur eine Modeerscheinung. Das geht vorbei. Aber sie hatte sich nicht mehr wie sie selbst gefühlt, seltsam domestiziert. Jetzt darf Vera nicht mehr raus, plötzlich war sie zu hässlich geworden und sie wollte sich nicht in das Idealbild pressen lassen. Eine Definition von Schönheit, so wechselhaft, wie die Willkür mit der sie festgelegt wurde. Selbst das Wetter ist beständiger. Das ist mir noch geblieben, das Wetter. Ich schaue gerne auf die Scheiben, an denen der Regen herunterrinnt. Aber hinter den Scheiben, das ist sonderbar fremd geworden.

Nur noch schöne Menschen da draußen. Aber wer legt fest, was schön ist? Ist das, was heute schön ist, morgen auch noch gefragt? Oder ist der gestrige Freigänger plötzlich zu lebenslanger Einzelhaft verdammt? In der Anfangszeit habe ich es noch riskiert. Ich bin einfach rausgegangen und habe das Bußgeld gezahlt. Es war sogar zu absurd, um demütigend zu sein. Aber dann bin ich irgendwie müde geworden und zu Hause geblieben.

Manchmal gehe ich in den Keller und berühre die kalten Backsteine, sauge den erdigen Geruch in mich auf. Kleine Glücksmomente. Der Alltag ist normal geworden. Es gibt nichts mehr, was mich fordert oder erschreckt. Wenn man mal von meinem permanenten Entsetzen absieht. Ich erledige meine Arbeit von zu Hause über PC und Telefon. Leben im Schonwaschgang. Ob die Menschen da draußen den Wind noch genießen können, oder ist er ihnen zu lebendig, zu wenig glatt gebügelt?

Eines Tages werde ich mich vor die Tür wagen. Ich muss mal wieder Regentropfen auf meiner Haut spüren, Bußgeld hin oder her. Und wenn sie mich einsperren, auch egal, eingesperrt bin ich ja bereits. Wer weiß, vielleicht öffnen sich dann plötzlich alle Türen und Fenster. Auf einmal kämen die Menschen heraus, die unfreiwillig freiwillig das Tageslicht meiden. Bei Zugvögeln ist es auch so, sie wissen plötzlich alle, wann sie aufbrechen müssen. Sie wissen es einfach.
 

sonah

Mitglied
Ich würde mich wirklich über ein paar Kommentare freuen, auch wenn es nur kurze, spontane Eindrücke sind.

Danke!
 

Val Sidal

Mitglied
sonah,

dein Text beginnt mit einem Bild, welches die Figur, Atmosphäre und das Anliegen ökonomisch vielversprechend einführt:
Ich schaue mir die drei langen Haare in der Badewanne an. Das abfließende Wasser hat an ihnen gezogen, bis sie eine Wellenform bildeten. Eine Form wie ein mäandernder Fluss, unbegradigt. Es sieht schön aus. Meine Sicht von Schönheit ist das.
Dann erscheint eine "Vera" und mit ihr droht die Geschichte auch in den Abluss zu "mäandern"; weder die Erzählperspektive noch der Textfluss halten, was der Einstieg versprach. Ein unbekömmlicher Stil:
Zuerst hatte sie die Haare geglättet. Und bei sich gedacht: Das ist nur eine Modeerscheinung. Das geht vorbei. (...) Aber sie hatte sich nicht mehr wie sie selbst gefühlt, seltsam domestiziert.
,
kombiniert mit plakativen Klagerufen
Jetzt darf Vera nicht mehr raus, plötzlich war sie zu hässlich geworden und sie wollte sich nicht in das Idealbild pressen lassen. Eine Definition von Schönheit, so wechselhaft, wie die Willkür mit der sie festgelegt wurde. Selbst das Wetter ist beständiger. (...)
Nur noch schöne Menschen da draußen. Aber wer legt fest, was schön ist? Ist das, was heute schön ist, morgen auch noch gefragt?
zerstört vollends die Geschichte.

Die Insinuation einer unglaubwürdigen Welt, in der "Hässlichkeit" mit Bußgeld und Einzelhaft geahndet wird, wirkt (selbst wenn man es metaphorisch auffasste) pathetisch aufgedunsen:
Oder ist der gestrige Freigänger plötzlich zu lebenslanger Einzelhaft verdammt? In der Anfangszeit habe ich es noch riskiert. Ich bin einfach rausgegangen und habe das Bußgeld gezahlt. Es war sogar zu absurd, um demütigend zu sein.
Eines Tages werde ich mich vor die Tür wagen. Ich muss mal wieder Regentropfen auf meiner Haut spüren, Bußgeld hin oder her. Und wenn sie mich einsperren, auch egal, eingesperrt bin ich ja bereits.
... nein, so klingt kein Text, welcher dem Drama, sich ausgeschlossen/eingesperrt und hässlich zu fühlen, gerecht wird -- und das mit dem Bußgeld nervt .
Der Schluss -- ein Hollywood-KISS-OFF:
Wer weiß, vielleicht öffnen sich dann plötzlich alle Türen und Fenster. Auf einmal kämen die Menschen heraus, die unfreiwillig freiwillig das Tageslicht meiden. Bei Zugvögeln ist es auch so, sie wissen plötzlich alle, wann sie aufbrechen müssen. Sie wissen es einfach.
... ich sehe förmlich die Zugvögel, wie sie in die aufgehende Sonne von LA fliegen.

Schade.
Hätte der Text den eigenen Anfang ernst genommen, hätte er eine gute Geschichte erzählen können.
 
Den Text gelesen und dann, während mir verschiedene Gedanken bereits im Kopf herumgingen, diesmal der Versuchung nachgegeben und den einzigen Vorkommentar durchgegangen. Da wusste ich, ich könnte mir die Mühe eigener Formulierung sparen. Val Sidal hat exakt das dargelegt, was auch ich - vermutlich weniger präzise - anmerken könnte zu Vorzügen wie Schwächen.
 

sonah

Mitglied
Danke für die Kommentare, auch wenn sie recht vernichtend ausfallen.

Ich werde versuchen, sie nachzuvollziehen. Weiß momentan nicht, was an dem Stil "unbekömmlich" ist. Die Zeitwahl? ("Sie hatte ...).

Die Geschichte ist so gedacht, dass sie in einer hypothetischen Zukunft spielt. Es ist also tatsächlich so passiert.
 

sonah

Mitglied
Val Sidal,

ich habe noch über den Kommentar von Dir meditiert. Leider konnte ich darin wenig hilfreiches finden, womit man wirklich einen Text verbessern kann. "Unbekömmlicher Stil" und "weder die Erzählperspektive noch der Textfluss halten, was der Einstieg versprach" sind nicht wirklich hilfreich. Wird hier immer so schwammig (wenn auch gut formuliert und mit Fremdworten gespickt) kommentiert? Das mit dem Hollywood-Ende finde ich wirklich hart. Dennoch, ein Anstoß, aber wohl doch eher, die Leselupe zu verlassen.

sonah.
 

Val Sidal

Mitglied
sonah,

ich möchte dich inständig bitten, die Leselupe nicht zu verlassen!
Lass mich bitte, meinen Kommentar etwas detaillierter erläutern. Mir ist sehr wohl bewusst, dass Kritik manchmal schwer zu ertragen ist. Wir Kreativen sind nunmal keine Sachbearbeiter, unser Produkt liegt viel näher an unserer Person. Obwohl ich nie eine kritische Bemerkung zu einem Autor gemacht habe, sondern mich immer ausschließlich zum Text äußere, mag man sich als Autor getroffen fühlen -- im Text steckt ja immer etwas von einem selbst.
Ich gehe generell folgendermaßen vor: zunächst identifiziere ich die wesentlichen Textstellen, zu denen ich etwas zu sagen habe, um anschließend so präzise wie möglich und so pointiert (plastisch und bildhaft) wie nötig, meine Wahrnehmung zu präsentieren. Damit verknüpfe ich die Hoffnung, dass bei der Auseinandersetzung mit der Kritik, der Autor den zusätzlichen Blickwinkel, eine andere Lesart, als seine eigene, zum nachvollziehen oder verwerfen der Kritik nutzen kann. Mir jedenfalls haben Verrisse immer mehr gebracht, als nette Worte.

Ich werde jetzt meinen Kommentar kommentieren und hoffe, dich damit etwas besänftigen zu können. Der ursprüngliche Kommentartext bleibt grün, die Erläuterungen sind [blue]blau[/blue].
dein Text beginnt mit einem Bild, welches die Figur, Atmosphäre und das Anliegen ökonomisch vielversprechend einführt:

quote:Ich schaue mir die drei langen Haare in der Badewanne an. Das abfließende Wasser hat an ihnen gezogen, bis sie eine Wellenform bildeten. Eine Form wie ein mäandernder Fluss, unbegradigt. Es sieht schön aus. Meine Sicht von Schönheit ist das.
[blue]Szene: Icherzähler sitzt in der Badewanne -- eine sehr intime, private Situation, sprachlich gekonnt eingefangen. Sparsam zeichnet der Text eine der Natur zugewandte Person, deutet einen Konflikt zum Thema "Schönheit" an und lässt sie Position beziehen. Das macht neugierig. [/blue]

Dann erscheint eine "Vera" und mit ihr droht die Geschichte auch in den Abluss zu "mäandern"; weder die Erzählperspektive noch der Textfluss halten, was der Einstieg versprach.
[blue]Mit einer dem Leser nicht näher bekannten "Vera" und ihren Problemen mit der Schönheit soll dem Leser das "Außen" -- die hypothetische Zukunftswelt erscheinen, in der Hässlichkeit eine Straftat sein soll. Dazu aus meiner Leserperspektive: wir leben heute schon in einer Welt, in der mancherorts weibliche Schönheit/Hässlichkeit hinter die Burka-Gitter gehört -- ein heikles Terrain also, wenn man als Leser nicht genau in die Welt geführt wird, die gemeint ist. Mit wenigen Handgriffen ließe es sich bewerkstelligen. Z.B. "Meine Locken im Spiegel verdecken das dunstbeschlagene, kleine Fenster. Noch bin ich in Sicherheit: die Hüter der Schönheitsdeale draußen können mich nicht erkennen. usw." -- etwas in dieser Art. Eine reduzierte Figur "Vera" wird nicht benötigt. Im Gegenteil, sie stört.

zum "unbekömmlichen Stil":[/blue]
quote:Zuerst hatte sie die Haare [red]geglättet. Und bei sich gedacht:[/red] Das ist nur eine Modeerscheinung. Das geht vorbei. (...) Aber sie hatte sich nicht mehr wie sie selbst gefühlt, seltsam domestiziert.
[blue]
Sich so auszudrücken, ist auch umgangssprachlich keine stilistische Meisterleistung. In der Literatur kann man das machen -- aber, dann muss eine solche Wendung eine Funktion haben, etwas für den Text leisten (atmosphärisch, figurbeschreibend, plottreibend usw.) Dies ist hier nicht der Fall.[/blue]

Der Schluss -- ein Hollywood-KISS-OFF:

quote:Wer weiß, vielleicht öffnen sich dann plötzlich alle Türen und Fenster. Auf einmal kämen die Menschen heraus, die unfreiwillig freiwillig das Tageslicht meiden. Bei Zugvögeln ist es auch so, sie wissen plötzlich alle, wann sie aufbrechen müssen. Sie wissen es einfach.

... ich sehe förmlich die Zugvögel, wie sie in die aufgehende Sonne von LA fliegen.
[blue]Nun, so wirkt der Text auf mich. Ich bin ehrlich: diese "Irgendwann wird alles wird gut"-Dinger mag ich nicht. Dazu habe ich als Leser auch das Recht.[/blue]

Zum Schluss: Bleib bitte in der Leselupe und schreib deine Texte! Es kann sein, dass ich auch deine künftigen Werke kritisieren werde. Na und? Wer bin ich schon? Doch nur ein Leser, der ein Stückchen seiner Lebenszeit in deinen Text investiert hat.
 

sonah

Mitglied
Ich schaue mir die drei langen Haare in der Badewanne an. Das abfließende Wasser hat an ihnen gezogen, bis sie eine Wellenform bildeten. Eine Form wie ein mäandernder Fluss, unbegradigt. Es sieht schön aus. Meine Sicht von Schönheit ist das.

Meine Freundin Vera geht nicht mehr nach draußen. Vor ein paar Monaten sind von einem Tag auf den anderen wuschelige Lockenköpfe aus der Mode gekommen. Ohne Vorwarnung. Sie gelten seitdem als hässlich, ungepflegt, unzumutbar. Eine Beleidigung für das Auge.

Vera kaufte sich ein Glätteisen, stöpselte es ein und glättete mit dem heißen Gerät Strähne für Strähne die sich ungebändigt rollenden Haare. Mit ein wenig Unverständnis, denn ihre natürliche Lockenpracht hatte bisher immer als schön gegolten. Aus Unverständnis wurde Irritation und dann Widerwillen und schließlich Renitenz. Sie dachte am Anfang noch, dass diese Modeerscheinung vorbei geht. Aber das geschah nicht. Es schien immer mehr zu werden, was nicht erlaubt war, unerwünscht. Hässlichkeit darf noch existieren, aber nicht dort, wo man sie sehen kann, draußen.

Vera wollte sich nicht in das Idealbild pressen lassen. Eine Definition von Schönheit, so wechselhaft, wie die Willkür mit der sie festgelegt wurde. Selbst das Wetter ist beständiger. Das ist mir noch geblieben, das Wetter. Ich schaue gerne auf die Scheiben, an denen der Regen herunterrinnt. Aber hinter den Scheiben, das ist sonderbar fremd geworden.

Wahrscheinlich gibt es inzwischen nur noch schöne Menschen da draußen. Ich weiß es nicht, ich gehe ja auch nicht hinaus. Wer legt fest, was schön ist? Ist das, was heute schön ist, morgen auch noch gefragt? Oder ist der gestrige Freigänger plötzlich zu lebenslanger Einzelhaft verdammt? In der Anfangszeit habe ich es noch riskiert. Ich bin einfach hinaus gegangen und habe das Bußgeld gezahlt. Es dauert nicht lange, bis einer der Uniformierten sich auf einen zu bewegt. Beim letzten Mal wurde ich im Cafe von einer Frau misstrauisch beäugt, sie zückte ihr Handy und nur wenige Minuten später war er da. Es war zu absurd, um demütigend zu sein. Ich bin irgendwann müde geworden und zu Hause geblieben.

Manchmal gehe ich in den Keller und berühre die kalten Backsteine, sauge den erdigen Geruch in mich auf. Kleine Glücksmomente. Der Alltag ist normal geworden. Es gibt nichts mehr, was mich fordert oder erschreckt. Wenn man mal von meinem permanenten Entsetzen absieht. Ich erledige meine Arbeit von zu Hause aus. Leben im Schonwaschgang. Ob die Menschen da draußen den Wind noch genießen können, oder ist er ihnen zu lebendig, zu wenig glatt gebügelt?

Eines Tages werde ich mich vor die Tür wagen. Ich muss mal wieder Regentropfen auf meiner Haut spüren, Bußgeld hin oder her. Und wenn sie mich einsperren, auch egal, eingesperrt bin ich ja bereits.

13.08.2013 : am Stil gearbeitet, Aussage etwas klarer gemacht, Schluss gekürzt
 
U

USch

Gast
Hallo sonah,
ein gelungener Einstieg. Und dann die immer stärkere Steigerung des Irrsinns, schön sein zu müssen, um gesellschaftlich akzeptiert zu werden.
Die überarbeitete Version gefällt mir und ist doch eine SIEBEN wert.

Ich schaue mir die drei langen Haare in der Badewanne an. Das abfließende Wasser hat an ihnen gezogen, bis sie eine Wellenform bildeten. Eine Form wie ein mäandernder Fluss, unbegradigt. [strike][red]Es sieht schön aus.[/red][/strike] Meine Sicht von Schönheit ist das.
[red]Würde ich streichen[/red]. Ist doppelt gemoppelt und klingt so nicht gut.

Vera kaufte sich ein [blue]Glätt[/blue]eisen, stöpselte es ein und [blue]glättete [/blue]mit dem heißen Gerät Strähne für Strähne die sich ungebändigt rollenden Haare.
Dieses doppelte glätten klingt nicht so gut. Da würde ich noch mal nachdenken über einen Ersatzbegriff.
LG USch

P.S.: Die SIEBEN wurde leider gleich wieder gestrichen, da die alte Version schon dreimal mit VIER bewertet wurde. Da hat die NEUN auch nichts mehr ausrichten können. So ist das System. Bewertungen aus alten Versionen bleiben erhalten und verbesserte neue können das nicht mehr ausgleichen. Schade eigentlich. Die Vergangenheit verfolgt einen.
 

sonah

Mitglied
Danke Usch für Deinen Kommentar, werde schauen, ob ich noch feilen kann.

Dass die alte Bewertung beim neuen Text bleibt, ist ja erstmal ok. Man sieht ja, dass es eine bearbeitete Version ist. Muss man eben vorher gründlich überarbeiten, was ich ja meist auch versuche, aber nicht immer mit Erfolg. Naja, vielleicht das nächste Mal.

LG

sonah
 

DocSchneider

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Sonah, dem Text bekommt der Wechsel der Erzählperspektive nicht. Wieso entscheidest Du Dich nicht für eine? Entweder nur das Ich oder nur Vera aus der Sicht des Allwissenden.
Dann könnte sie richtig gut werden - Ansätze sind genug vorhanden.
LG Doc
 
U

USch

Gast
Hallo sonah,
ja, ich würde Docs Vorschlag aufgreifen. Vorschlag:

[blue]Sie ([blue]oder Vera[/blue]) schaut sich[/blue] die drei langen Haare in der Badewanne an. Das abfließende Wasser hat an ihnen gezogen, bis sie eine Wellenform bildeten. Eine Form wie ein mäandernder Fluss, unbegradigt. [blue]Ihre [/blue]Sicht von Schönheit ist das.
Alles aus Veras Sicht. Der restliche Text kann dann so bleiben.
LG USch
 

sonah

Mitglied
Hmm, Vera und Ich-Erzählerin sollten zwei Personen sein. Das scheint aber nicht klar genug herausgestrichen worden zu sein. Ich fand es gerade ganz gut, dass nicht nur eine Person über ihr Schicksaal monologisiert, sondern es klar wird, dass es noch mehr Personen betrifft. Vom Erzählfluss her hakt es aber etwas, das scheint mir auch so.

Danke für die Kommentare.

sonah
 

sonah

Mitglied
Meine Freundin Vera geht nicht mehr nach draußen. Vor ein paar Monaten sind von einem Tag auf den anderen wuschelige Lockenköpfe aus der Mode gekommen. Ohne Vorwarnung. Sie gelten seitdem als hässlich, ungepflegt, unzumutbar. Eine Beleidigung für das Auge.

Vera kaufte sich ein Glätteisen und glättete mit dem heißen Gerät Strähne für Strähne die sich ungebändigt rollenden Haare. Mit ein wenig Unverständnis, denn ihre natürliche Lockenpracht hatte bisher immer als schön gegolten. Aus Unverständnis wurde Irritation und schließlich Renitenz. Sie dachte am Anfang noch, dass diese Modeerscheinung vorbei gehen würde. Aber das geschah nicht. Es schien immer mehr zu werden, was nicht erlaubt war, unerwünscht. Hässlichkeit darf noch existieren, aber nicht dort, wo man sie sehen kann.

Vera wollte sich nicht in das Idealbild pressen lassen. Eine Definition von Schönheit, so wechselhaft, wie die Willkür mit der sie festgelegt wurde. Selbst das Wetter ist beständiger. Das ist mir noch geblieben, das Wetter. Ich schaue gerne auf die Scheiben, an denen der Regen herunterrinnt. Aber hinter den Scheiben, das ist sonderbar fremd geworden.

Wahrscheinlich gibt es inzwischen nur noch schöne Menschen da draußen. Ich weiß es nicht, ich gehe ja auch nicht hinaus. In der Anfangszeit habe ich es noch riskiert. Ich bin einfach hinaus gegangen und habe das Bußgeld gezahlt. Es dauert nicht lange, bis einer der Uniformierten sich auf einen zu bewegt. Beim letzten Mal wurde ich im Cafe von einer Frau misstrauisch beäugt, sie zückte ihr Handy und nur wenige Minuten später war er da. Es war zu absurd, um demütigend zu sein. Ich bin irgendwann müde geworden und zu Hause geblieben.

Manchmal gehe ich in den Keller und berühre die kalten Backsteine, sauge den erdigen Geruch in mich auf. Kleine Glücksmomente. Der Alltag ist normal geworden. Es gibt nichts mehr, was mich fordert oder erschreckt. Wenn man mal von meinem permanenten Entsetzen absieht. Ich erledige meine Arbeit von zu Hause aus. Leben im Schonwaschgang. Ob die Menschen da draußen den Wind noch genießen können, oder ist er ihnen zu lebendig, zu wenig glatt gebügelt?

Eines Tages werde ich mich vor die Tür wagen. Ich muss mal wieder Regentropfen auf meiner Haut spüren, Bußgeld hin oder her. Und wenn sie mich einsperren, auch egal, eingesperrt bin ich ja bereits.

13.08.2013 : am Stil gearbeitet, Aussage etwas klarer gemacht, Schluss gekürzt
28.10.2014 : gekürzt
 

sonah

Mitglied
Meine Freundin Vera geht nicht mehr nach draußen. Vor ein paar Monaten sind von einem Tag auf den anderen wuschelige Lockenköpfe aus der Mode gekommen. Ohne Vorwarnung. Sie gelten seitdem als hässlich, ungepflegt, unzumutbar. Eine Beleidigung für das Auge.

Vera kaufte sich ein Glätteisen und glättete mit dem heißen Gerät Strähne für Strähne die sich ungebändigt rollenden Haare. Mit ein wenig Unverständnis, denn ihre natürliche Lockenpracht hatte bisher immer als schön gegolten. Aus Unverständnis wurde Irritation und schließlich Renitenz. Sie dachte am Anfang noch, dass diese Modeerscheinung vorbei gehen würde. Aber das geschah nicht. Es schien immer mehr zu werden, was nicht erlaubt war, unerwünscht. Hässlichkeit darf noch existieren, aber nicht dort, wo man sie sehen kann.

Vera wollte sich nicht in das Idealbild pressen lassen. Eine Definition von Schönheit, so wechselhaft, wie die Willkür mit der sie festgelegt wurde. Selbst das Wetter ist beständiger. Das ist mir noch geblieben, das Wetter. Ich schaue gerne auf die Scheiben, an denen der Regen herunterrinnt. Aber hinter den Scheiben, das ist sonderbar fremd geworden.

Wahrscheinlich gibt es inzwischen nur noch schöne Menschen da draußen. Ich weiß es nicht, ich gehe ja auch nicht hinaus. In der Anfangszeit habe ich es noch riskiert. Ich bin einfach hinaus gegangen und habe das Bußgeld gezahlt. Es dauert nicht lange, bis einer der Uniformierten sich auf einen zu bewegt. Beim letzten Mal wurde ich im Cafe von einer Frau misstrauisch beäugt, sie zückte ihr Handy und nur wenige Minuten später war er da. Es war zu absurd, um demütigend zu sein. Ich bin irgendwann müde geworden und zu Hause geblieben.

Manchmal gehe ich in den Keller und berühre die kalten Backsteine, sauge den erdigen Geruch in mich auf. Kleine Glücksmomente. Der Alltag ist normal geworden. Es gibt nichts mehr, was mich fordert oder erschreckt. Wenn man mal von meinem permanenten Entsetzen absieht. Ich erledige meine Arbeit von zu Hause aus. Leben im Schonwaschgang. Ob die Menschen da draußen den Wind noch genießen können, oder ist er ihnen zu lebendig, zu wenig glatt gebügelt?

Eines Tages werde ich mich vor die Tür wagen. Ich muss mal wieder Regentropfen auf meiner Haut spüren, Bußgeld hin oder her. Und wenn sie mich einsperren, auch egal. Eingesperrt bin ich ja bereits.

13.08.2013 : am Stil gearbeitet, Aussage etwas klarer gemacht, Schluss gekürzt
28.10.2014 : gekürzt
 

sonah

Mitglied
Meine Freundin Vera geht nicht mehr nach draußen. Vor ein paar Monaten sind von einem Tag auf den anderen wuschelige Lockenköpfe aus der Mode gekommen. Ohne Vorwarnung. Sie gelten seitdem als hässlich, ungepflegt, unzumutbar. Eine Beleidigung für das Auge.

Vera kaufte sich ein Glätteisen und glättete mit dem heißen Gerät Strähne für Strähne die sich ungebändigt rollenden Haare. Mit ein wenig Unverständnis, denn ihre natürliche Lockenpracht hatte bisher immer als schön gegolten. Aus Unverständnis wurde Irritation und schließlich Renitenz. Sie dachte am Anfang noch, dass diese Modeerscheinung vorbei gehen würde. Aber das geschah nicht. Es schien immer mehr zu werden, was nicht erlaubt war, unerwünscht. Hässlichkeit darf noch existieren, aber nicht dort, wo man sie sehen kann.

Vera wollte sich nicht in das Idealbild pressen lassen. Eine Definition von Schönheit, so wechselhaft, wie die Willkür mit der sie festgelegt wurde. Selbst das Wetter ist beständiger. Das ist mir noch geblieben, das Wetter. Ich schaue gerne auf die Scheiben, an denen der Regen herunterrinnt. Aber hinter den Scheiben, das ist sonderbar fremd geworden.

Wahrscheinlich gibt es inzwischen nur noch schöne Menschen da draußen. Ich weiß es nicht, da ich nun seit über zwei Jahren meine Wohnung nicht mehr verlassen habe. In der Anfangszeit habe ich es noch riskiert. Ich bin einfach hinaus gegangen und habe das Bußgeld gezahlt. Es dauert nicht lange, bis einer der Uniformierten sich auf einen zu bewegt. Beim letzten Mal wurde ich im Cafe von einer Frau misstrauisch beäugt, sie zückte ihr Handy und nur wenige Minuten später war er da. Es war zu absurd, um demütigend zu sein. Ich bin irgendwann müde geworden und zu Hause geblieben.

Manchmal gehe ich in den Keller und berühre die kalten Backsteine, sauge den erdigen Geruch in mich auf. Kleine Glücksmomente. Der Alltag ist normal geworden. Es gibt nichts mehr, was mich fordert oder erschreckt. Wenn man mal von meinem permanenten Entsetzen absieht. Ich erledige meine Arbeit von zu Hause aus. Leben im Schonwaschgang. Ob die Menschen da draußen den Wind noch genießen können, oder ist er ihnen zu lebendig, zu wenig glatt gebügelt?

Eines Tages werde ich mich vor die Tür wagen. Ich muss mal wieder Regentropfen auf meiner Haut spüren, Bußgeld hin oder her. Und wenn sie mich einsperren, auch egal. Eingesperrt bin ich ja bereits.

13.08.2013 : am Stil gearbeitet, Aussage etwas klarer gemacht, Schluss gekürzt
28.10.2014 : gekürzt, Wortdoppelung korrigiert
 

sonah

Mitglied
Meine Freundin Vera geht nicht mehr nach draußen. Vor ein paar Monaten sind von einem Tag auf den anderen wuschelige Lockenköpfe aus der Mode gekommen. Ohne Vorwarnung. Sie gelten seitdem als hässlich, ungepflegt, unzumutbar. Eine Beleidigung für das Auge.

Vera kaufte sich ein Glätteisen und glättete mit dem heißen Gerät Strähne für Strähne die sich ungebändigt rollenden Haare. Mit ein wenig Unverständnis, denn ihre natürliche Lockenpracht hatte bisher immer als schön gegolten. Aus Unverständnis wurde Irritation und schließlich Renitenz. Sie dachte am Anfang noch, dass diese Modeerscheinung vorbei gehen würde. Aber das geschah nicht. Es schien immer mehr zu werden, was nicht erlaubt war, unerwünscht. Hässlichkeit darf noch existieren, aber nicht dort, wo man sie sehen kann.

Vera wollte sich nicht in das Idealbild pressen lassen. Eine Definition von Schönheit, so wechselhaft, wie die Willkür mit der sie festgelegt wurde. Selbst das Wetter ist beständiger. Das ist mir noch geblieben, das Wetter. Ich schaue gerne auf die Scheiben, an denen der Regen herunterrinnt. Aber hinter den Scheiben, das ist sonderbar fremd geworden.

Wahrscheinlich gibt es inzwischen nur noch schöne Menschen da draußen. Ich weiß es nicht, da ich nun seit über zwei Jahren das Haus nicht mehr verlassen habe. In der Anfangszeit habe ich es noch riskiert. Ich bin einfach hinaus gegangen und habe das Bußgeld gezahlt. Es dauert nicht lange, bis einer der Uniformierten sich auf einen zu bewegt. Beim letzten Mal wurde ich im Cafe von einer Frau misstrauisch beäugt, sie zückte ihr Handy und nur wenige Minuten später war er da. Es war zu absurd, um demütigend zu sein. Ich bin irgendwann müde geworden und zu Hause geblieben.

Manchmal gehe ich in den Keller und berühre die kalten Backsteine, sauge den erdigen Geruch in mich auf. Kleine Glücksmomente. Der Alltag ist normal geworden. Es gibt nichts mehr, was mich fordert oder erschreckt. Wenn man mal von meinem permanenten Entsetzen absieht. Ich erledige meine Arbeit von zu Hause aus. Leben im Schonwaschgang. Ob die Menschen da draußen den Wind noch genießen können, oder ist er ihnen zu lebendig, zu wenig glatt gebügelt?

Eines Tages werde ich mich vor die Tür wagen. Ich muss mal wieder Regentropfen auf meiner Haut spüren, Bußgeld hin oder her. Und wenn sie mich einsperren, auch egal. Eingesperrt bin ich ja bereits.

13.08.2013 : am Stil gearbeitet, Aussage etwas klarer gemacht, Schluss gekürzt
28.10.2014 : gekürzt, Wortdoppelung korrigiert
 



 
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