Hallo

Garde

Mitglied
Mit wippenden Schritten geht Clemens über die Promenade. Er lächelt, hebt, sobald jemand näher kommt, abwechselnd die linke oder die rechte Hand, winkt und ruft: „Hallo.“
Kommt ein - Hallo - zurück, huscht ein Strahlen über sein ebenmäßiges Gesicht. Vereinzelt reagieren Leute mit offenem Mund oder Kopfschütteln auf das Rufen und Winken des hochgewachsenen Mannes, andere zeigen einen Vogel. Aber auf solche Sachen reagiert Clemens nicht. Hin und wieder fährt er sich mit gespreizten Fingern durch das volle blonde Haar.
Als er an einem Spielplatz vorbei geht, fliegt ihm ein Ball vor die Füße. Clemens verzieht den Mund zu einem breiten Grinsen. „Ein Ball“, ruft er, schiebt ihn sich mit eleganten Bewegungen vor den rechten Fuß und sieht sich um.
Etwa drei, vier Meter entfernt, entdeckt er einen vielleicht fünfjährigen Jungen. Lässig schießt er den Ball in dessen Richtung. Das Kind strahlt wie Clemens, stoppt den Ball und schießt ihn zurück. So geht es zwischen den beiden hin und her. Es ist kaum auszumachen, wer sich mehr freut, wenn der Ball zielsicher geschossen oder gekonnt angenommen wird.
Eine dunkelhaarige Person eilt herbei, blickt mit zusammengepressten Lippen in Richtung Clemens und greift nach der Hand des Jungen. „Hör sofort damit auf, Benni.“ Sie schießt den Ball auf den Spielplatz, wendet sich ab und zerrt das Kind hinter sich her. Der Junge brüllt und Clemens sieht ihnen mit großen Augen nach. Aber nur einen Moment, seine Mundwinkel schieben sich nach oben und er setzt seinen Weg fort.
Eine Frau mit kurzen, weißen Haaren ruft der Frau mit dem Jungen hinterher. „Sie können Benni ruhig mit ihm spielen lassen, das ist doch nur Clemens.“
Das scheint Clemens nicht gehört zu haben, denn er geht unbeirrt weiter, grüßt abwechselnd mit der linken oder der rechten Hand, ruft Hallo, wenn er jemanden sieht.
Bis er in der Nähe eines Bolzplatzes von einem Rugby Ball am Kopf getroffen wird. Wie ein Baum fällt er halb auf die Steine, die den Weg säumen, halb auf die Wiese, bleibt lang gestreckt liegen.
Sofort verharren in ein paar Metern Entfernung einige Leute und beobachten den regungslosen Mann. Niemand sagt oder tut etwas.
Auf einem Fahrrad kommt ein Mann mit einer Schiffermütze näher. Er sieht die Leute, sieht Clemens, hält an, schiebt achtlos das Rad auf die Wiese und beugt sich über Clemens.
„Was ist los, mein Junge?“ Er fasst vorsichtig dem auf dem Boden liegenden an die Stirn.
Clemens bewegt sich, schlägt die Augen auf, sieht den Mann mit der Mütze über sich gebeugt und strahlt.
„Gott sei Dank, du lachst“, sagt der Mann und setzt sich auf die Wiese. „Lass mich nachsehen, hast du dich verletzt?“ Er tastet vorsichtig über den Kopf von Clemens.
„Was gibt es da zu verletzen, da ist doch eh nix drin“, ruft ein kleiner dicker Mann.
Ruckartig dreht sich der Mann mit der Mütze zu ihm hin. „Natürlich, Klaus! Hätte ich mir denken können. In deinem Kopf ist so viel Bosheit.“
Clemens richtet sich auf, schaut zu der Gruppe der gaffenden Leute und erhebt sich ohne Schwierigkeiten.
„Was hab ich im Kopf?“, brüllt der kleine dicke Mann und kommt erstaunlich schnell heran. Er baut sich breitbeinig, mit hochrotem Kopf und rotgeäderten Augen, vor dem Mann mit der Mütze, der sich mühsam hochrappelt, auf, hält ihm die geballte Faust unter die Nase. Der Mützenmann strauchelt rückwärts, findet im letzten Moment Halt, reißt die Augen auf und schreit: „Nicht, Clemens, mach das nicht.“
Clemens hält mit halb erhobenem Arm inne, schaut mit offenem Mund auf den Mann mit der Mütze. Der stößt den kleinen dicken Mann zur Seite, nimmt Clemens den mittelgroßen Stein aus der Hand, und wirft ihn auf die Wiese. Dann dreht er Clemens mit zittrigen Händen in Richtung Weg, schiebt ihn ein wenig an. „Clemens, geh nach Hause, hörst du, geh heim.“
„Habt ihr das gesehen?“ Das rot im Gesicht des zur Seite gestoßenen, ist noch intensiver geworden, seine Augenäpfel treten vor, er dreht den Kopf unentwegt hin und her. „Umbringen wollte er mich, habt ihr das nicht gesehen? Ich sag`s doch immer, der Kerl ist gefährlich, der gehört eingesperrt.“
Clemens geht leicht hüpfend, zögerlich, dreht sich um, dann geht er rascher und dann wie vorhin. Langsam entfernt er sich, hebt die linke Hand, hebt die rechte Hand, sein Hallo wird leiser, je weiter er sich entfernt.
Der Mann mit der Mütze hält den gestikulierenden kleinen Mann am Arm.
„Clemens wollte mir helfen, er dachte, du Idiot tust mir was.“
„Ich hab dir nix getan, aber er hätte mich beinahe umgebracht.“ Der andere reißt sich los.
„Ich finde auch, das war knapp. So jemand sollte man nicht frei herum laufen lassen.“ Eine junge Frau aus der Gruppe der Zuschauer tritt an die beiden heran. „Der hat doch nicht alle Tassen im Schrank und niemand weiß, wozu er fähig ist.“
Der Mann mit der Mütze sieht ihr einen Moment ruhig in die Augen, streicht sich über den linken und über den rechten Unterarm, dreht sich in Richtung seines Fahrrades.
„Wozu er fähig ist? Wissen Sie es von sich?“
Bedächtig richtet er das Rad, steigt auf und fährt davon.
 

Garde

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Mit wippenden Schritten geht Clemens über die Promenade. Er lächelt, hebt, sobald jemand näher kommt, abwechselnd die linke oder die rechte Hand, winkt und ruft: „Hallo.“
Kommt ein - Hallo - zurück, huscht ein Strahlen über sein ebenmäßiges Gesicht. Vereinzelt reagieren Leute mit offenem Mund oder Kopfschütteln auf das Rufen und Winken des hochgewachsenen Mannes, andere zeigen einen Vogel. Aber auf solche Sachen reagiert Clemens nicht. Hin und wieder fährt er sich mit gespreizten Fingern durch das volle blonde Haar.
Als er an einem Spielplatz vorbei geht, fliegt ihm ein Ball vor die Füße. Clemens verzieht den Mund zu einem breiten Grinsen. „Ein Ball“, ruft er, schiebt ihn sich mit eleganten Bewegungen vor den rechten Fuß und sieht sich um.
Etwa drei, vier Meter entfernt, entdeckt er einen vielleicht fünfjährigen Jungen. Lässig schießt er den Ball in dessen Richtung. Das Kind strahlt wie Clemens, stoppt den Ball und schießt ihn zurück. So geht es zwischen den beiden hin und her. Es ist kaum auszumachen, wer sich mehr freut, wenn der Ball zielsicher geschossen oder gekonnt angenommen wird.
Eine dunkelhaarige Person eilt herbei, blickt mit zusammengepressten Lippen in Richtung Clemens und greift nach der Hand des Jungen. „Hör sofort damit auf, Benni.“ Sie schießt den Ball auf den Spielplatz, wendet sich ab und zerrt das Kind hinter sich her. Der Junge brüllt und Clemens sieht ihnen mit großen Augen nach. Aber nur einen Moment, seine Mundwinkel schieben sich nach oben und er setzt seinen Weg fort.
Eine Frau mit kurzen, weißen Haaren ruft der Frau mit dem Jungen hinterher: „Sie können Benni ruhig mit ihm spielen lassen, das ist doch nur Clemens.“
Das scheint Clemens nicht gehört zu haben, denn er geht unbeirrt weiter, grüßt abwechselnd mit der linken oder der rechten Hand, ruft Hallo, wenn er jemanden sieht.
Bis er in der Nähe eines Bolzplatzes von einem Rugby Ball am Kopf getroffen wird. Wie ein Baum fällt er halb auf die Steine, die den Weg säumen, halb auf die Wiese, bleibt lang gestreckt liegen.
Sofort verharren in ein paar Metern Entfernung einige Leute und beobachten den regungslosen Mann. Niemand sagt oder tut etwas.
Auf einem Fahrrad kommt ein Mann mit einer Schiffermütze näher. Er sieht die Leute, sieht Clemens, hält an, schiebt achtlos das Rad auf die Wiese und beugt sich über Clemens.
„Was ist los, mein Junge?“ Er fasst vorsichtig dem auf dem Boden Liegenden an die Stirn.
Clemens bewegt sich, schlägt die Augen auf, sieht den Mann mit der Mütze über sich gebeugt und strahlt.
„Gott sei Dank, du lachst“, sagt der Mann und setzt sich auf die Wiese. „Lass mich nachsehen, hast du dich verletzt?“ Er tastet vorsichtig über den Kopf von Clemens.
„Was gibt es da zu verletzen, da ist doch eh nix drin“, ruft ein kleiner dicker Mann.
Ruckartig dreht sich der Mann mit der Mütze zu ihm hin. „Natürlich, Klaus! Hätte ich mir denken können. In deinem Kopf ist so viel Bosheit.“
Clemens richtet sich auf, schaut zu der Gruppe der gaffenden Leute und erhebt sich ohne Schwierigkeiten.
„Was hab ich im Kopf?“, brüllt der kleine dicke Mann und kommt erstaunlich schnell heran. Er baut sich breitbeinig, mit hochrotem Kopf und rotgeäderten Augen, vor dem Mann mit der Mütze, der sich mühsam hochrappelt, auf, hält ihm die geballte Faust unter die Nase. Der Mützenmann strauchelt rückwärts, findet im letzten Moment Halt, reißt die Augen auf und schreit: „Nicht, Clemens, mach das nicht.“
Clemens hält mit halb erhobenem Arm inne, schaut mit offenem Mund auf den Mann mit der Mütze. Der stößt den kleinen dicken Mann zur Seite, nimmt Clemens den mittelgroßen Stein aus der Hand, und wirft ihn auf die Wiese. Dann dreht er Clemens mit zittrigen Händen in Richtung Weg, schiebt ihn ein wenig an. „Clemens, geh nach Hause, hörst du, geh heim.“
„Habt ihr das gesehen?“ Das rot im Gesicht des zur Seite gestoßenen, ist noch intensiver geworden, seine Augenäpfel treten vor, er dreht den Kopf unentwegt hin und her. „Umbringen wollte er mich, habt ihr das nicht gesehen? Ich sag`s doch immer, der Kerl ist gefährlich, der gehört eingesperrt.“
Clemens geht leicht hüpfend, zögerlich, dreht sich um, dann geht er rascher und dann wie vorhin. Langsam entfernt er sich, hebt die linke Hand, hebt die rechte Hand, sein Hallo wird leiser, je weiter er sich entfernt.
Der Mann mit der Mütze hält den gestikulierenden kleinen Mann am Arm.
„Clemens wollte mir helfen, er dachte, du Idiot tust mir was.“
„Ich hab dir nix getan, aber er hätte mich beinahe umgebracht.“ Der andere reißt sich los.
„Ich finde auch, das war knapp. So jemand sollte man nicht frei herum laufen lassen.“ Eine junge Frau aus der Gruppe der Zuschauer tritt an die beiden heran. „Der hat doch nicht alle Tassen im Schrank und niemand weiß, wozu er fähig ist.“
Der Mann mit der Mütze sieht ihr einen Moment ruhig in die Augen, streicht sich über den linken und über den rechten Unterarm, dreht sich in Richtung seines Fahrrades.
„Wozu er fähig ist? Wissen Sie es von sich?“
Bedächtig richtet er das Rad, steigt auf und fährt davon.
 

Garde

Mitglied
Hallo Fleur,

ja die Welt ist klein, stelle ich fest. Ich lese sehr gerne hier in der Leselupe.

Danke dir für das erneute Lob.

Ganz liebe Grüße

Garde
 



 
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