Hamsterbegräbnis

Daunelt

Mitglied
Hamsterbegräbnis


Als Kind hielt ich mir Mäuse, Hamster und Ratten
In einem geräumigen Terrarium mit Häuschen und Laufrad.
Nachts erwachte ich oft, wenn sie stundenlang das Rad drehten
Und ich stand auf und beobachtete sie bis zum Morgen.
Sie waren weich und warm und schweigsam,
Man durfte sie streicheln, vorsichtig, mit zwei Fingern.
Nach der Schule konnte ich es kaum erwarten, sie zu begrüßen,
Bei den Hausaufgaben liefen sie auf dem Tisch herum.

Aber sie lebten nie lange:
Immer wieder gab es traurige, kalte Wintermorgen.
Da lagen sie steif und gekrümmt in ihrem Streu.
Tagelang konnte ich dann nichts essen und nicht lachen.
Gegen den Willen der Eltern packte ich die Leichen
In Stanniolpapier ein, trug sie mit mir herum
Oder begrub sie, einen Garten gab es ja nicht,
Im Blumenkasten auf dem Balkon.

Meinen Lieblingshamster setzte ich in Watte gebettet
Und mit fäulnishemmender Borsäure gepudert,
In eine alte, wasserdicht lackierte Zigarrenschachtel,
Setzte ihn hinter dem Wehr unter vielen Tränen ins Wasser,
Mit einer Kerze, damit das Boot den Weg auch findet,
Auf dem Bach, in den Fluß, in den Strom, bis zum Meer
Und vielleicht zu den Sternen, die kalt heruntersahen
Auf meine Trauer und Verzweiflung.
 



 
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