Heile Welt

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lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das kleine Stück Bett,
dieser grüne Plüsch mit Schaumstoff,
ist die heile Welt.
Nur zur Schlafenszeit,
bin ich endlich allein.

In frühen, zusammengepressten Winterabenden,
vorbei an bunten Einkaufslichtern,
will ich immer wieder fliehn.

Doch wohin?

Hin und wieder setz ich aus.
Dann bricht
der ganze Hass sich Bahn,
die Wut nur immer zu erliegen.
Und hinterher
bin ich nur noch verlorener.

Da ist kein Lachen geblieben.
Ein leeres Blatt Geschichte.

Dreh niemals die Zeit zurück,
zu jenen Kindertagen.

Kein Winkel kann so still sein.
 

Vera-Lena

Mitglied
traurig

Lieber lapismont,

ein sehr, sehr trauriges Gedicht. Es hört sich an, als wäre dieses Kind oft geschlagen worden und hätte auch fast nie die Möglichkeit gehabt, es selbst zu sein. Ich weiß, daß es auch in Wirklichkeit solche Schicksale gibt, und man fragt sich, wo soll über die ganze Lebenszeit hinweg eine Heilung herkommen? Vielleicht empfinde ich es ja düsterer, als Du es gemeint hast?
In einem Puppentheaterstück, das ich einmal aufgeführt habe, kam so ein Kind vor, und das sagte immer, wenn es ein jüngeres Kind sah stereotyp:"So klein bin ich ja nie gewesen". Auf diese Art versuchte es, fürs erste, mit seinen schlimmen Erfahrungen fertig zu werden. Daran erinnert mich jetzt gerade Dein Text.
Dein Text ist mutig und sehr direkt und dadurch aussagekräftig.
Liebe Grüße vera-Lena
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo,

es ist aus der Auseinandersetzung mit Klopfstocks "Stillem Winkel" heraus auch entstanden.
Wenn man seine Kindheit mit dem Wort "schön" belegen soll, und es nicht gelingt, fragt man sich schon - warum.
Und es ist raurig.

Dankeschön für Eure Kommentare.

cu
lap
 



 
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