Heile die Zeit

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Zarathustra

Mitglied
Heile die Zeit

Auf dem halben Weg zum Himmel riss die Zeit.
Ein Baalsmond, ganz fett und gelb
schnitt den Faden an dem die Stunden hingen
als er zwischen Regenwolken und Sternenzelt
den Göttern auf den Fersen war.

In tausend Stücke zersprang am Himmel,
was uns Aug’ und Herz und Lippen war.

Im Sturz
zogen die gefallenen Stunden das Gestern
mit sich hinab
- dorthin, wo nachts räudige Kater
schon das milchige,
von uns verlorene Morgen
aus ihren Schalen leckten.

Sie aber werden satt daran
und danken der Dezembernacht,
die den Schänder der Liebe
hinter grauen Wolken verbirgt.

Weißt du:
der halbe Himmel, die zersprungene Zeit
ist eine ganze Hölle.

Heile die Zeit

© Hans Feil. Dezember – 2005
 
P

Prosaiker

Gast
deine bilder gefallen mir wie immer hervorragend.
ich habe jedoch aufgrund der interpunktion dieser strophe:

Ein Baalsmond – ganz fett und gelb,
der zwischen Regenwolken und Sternenzelt
den Göttern auf den Fersen war,
schnitt den dünnen Faden an dem sie hing.
In tausend Stücke zersprang am Himmel, - was uns
- Aug’ und Herz und Lippen war.
ein gewaltiges problem mit ihr. zuviel bindestriche, und der erste satz ist eben auch durch jene so seltsam verschachtelt, dass ich ihn kaum verstehe: "schnitt den dünnen Faden an dem sie hing", diese zeile kann ich kaum einordnen.
atmosphärisch ein dichter text. nur vielleicht kannst du die angesprochene strophe bezüglich der verständlichkeit überarbeiten. dann könnte ich auch eine entsprechende bewertung abgeben.
viele grüße,
Prosa.
 

Zarathustra

Mitglied
@prosaiker

Recht hast du.

Unbrauchbar waren die Zusammenhänge zwischen den Zeilen.

Ich hoffe, nun ist es besser lesbar.

Bilder alleine und Assoziationen zwischen ihnen genügen einfach nicht um eine schöne Lyrik zu machen.

Danke für deine Kritik..

Grüsse aus München
Hans
 
P

Prosaiker

Gast
ja, nun ist es verständlich.
ein gelungenes gedicht.
viele grüße,
Prosa.
 
F

Fitzberry

Gast
Der Ba'alsmond war also den Göttern auf den Fersen? Gehört das zur ugaritischen Mythologie oder entspringt es ganz und gar der Schau des Dichters? Ich finde, dass der nordwestsemitische Frühlingsgott im Tanakh unverdient schlecht wegkommt, aber sei's drum:

Trotzdem ein schönes Gedicht!

Meine Lieblingsstelle:
Im Sturz
zogen die gefallenen Stunden das Gestern
mit sich hinab
- dorthin, wo nachts räudige Kater
schon das milchige,
von uns verlorene Morgen
aus ihren Schalen leckten.
Nur dass die Kater
sein müssen, misfällt meinem ailurophilen Gemüt. ;-)

Schönen Sonntag
wünscht
Robert
 

Zarathustra

Mitglied
Ursprünglich veröffentlicht von Fitzberry
Der Ba'alsmond war also den Göttern auf den Fersen? Gehört das zur ugaritischen Mythologie oder entspringt es ganz und gar der Schau des Dichters? Ich finde, dass der nordwestsemitische Frühlingsgott im Tanakh unverdient schlecht wegkommt, aber sei's drum:

Trotzdem ein schönes Gedicht!

Meine Lieblingsstelle:
Im Sturz
zogen die gefallenen Stunden das Gestern
mit sich hinab
- dorthin, wo nachts räudige Kater
schon das milchige,
von uns verlorene Morgen
aus ihren Schalen leckten.
Nur dass die Kater
sein müssen, misfällt meinem ailurophilen Gemüt. ;-)

Schönen Sonntag
wünscht
Robert

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Also, danke für deinen Kommentar:
Der Baalsmond entspringt ganz und gar der Phantasie des Dichters; - besser gesagt meiner Erklärungsnot: Wer sonst sollte den Göttern auf den Fersen sein? Ich dachte lange nach. Ein griechischer Held? - Nein, das passte mir nicht in den Kram.

Letzlich tut mir der arme fette Kerl auch leid. Er kommt wirklich schlecht weg dabei.
Aber ist es wirklich schlimm?
Er hat nur den Faden der Zeit, auf den die vergänglichen, hoffenden und zaudernden Menschen hoffen, - durchgeschnitten.

Und die Kater? Sie wurden erst räudig durch das auflecken der auf die Erde gestürzte Zeit.

Letztlich meine ich bleibt mein Gedicht eine kleine Ableitung von Babylons Turm. Oder wie es im Gilgames Epos heisst:

Den Göttern gleich wollten die Menschen sein... das wurde ihnen zum Vergängnis.

So ging es auch meinen 2 Liebenden im Gedicht..

Liebe Grüsse aus München
Hans
 

MarenS

Mitglied
Ein schönes Gedicht, Hans. Das Spiel mit Worten und Sätzen ist sehr gut gelungen, finde ich.

Eine Frage nur:
Ist das Morgen "von uns Menschen verloren"
oder "für uns Menschen verloren"?
Ich pendele da noch hin und her...

Grüße von Maren
 

Zarathustra

Mitglied
@maren

Hallo Maren, du frägst:

Eine Frage nur:
Ist das Morgen "von uns Menschen verloren"
oder "für uns Menschen verloren"?
Ich pendele da noch hin und her...
________________________________

Wie du umher pendelst, so pendle ich auch! Wir Menschen haben es verloren, denke ich - weil wir alles andere verehrten (der Baalsmond ist ein Zeichen für dieses alles) und wichtiger nahmen als UNS.


So ist das Gestern auch für die Menschen verloren, ... es bleibt den räudigen Katzen.

Aber ich meine auch, was verloren ist, kann man wiedergewinnen.Mein Gedicht sollte nicht all zu negativ und pessemistisch sein...


Liebe Grüsse aus München

Hans
 

Kejacothie

Mitglied
Mir scheint du hast mit dem Absturz der Zeit den Server getroffen. Er wollte meine Nachricht nicht annehmen.

Noch einmal:

Das Gedicht gefällt mir sehr gut, nur der räudige Kater gefällt mir nicht, könnte er nicht wenigestens nur struppig sein?

Kejacothie
 



 
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