Heilige Zeit

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Vera-Lena

Mitglied
Heilige Zeit

Vom Unsichtbaren hast du dich verkleinert
ins Sichtbare,
dass wir dich schauen.

Du pochst an das Weltenherz,
aber wir bekommen kein Herzklopfen
um deinetwillen.

Lichtbrücken legst du uns zu Füßen,
die Fährte, heimzufinden,
aber wir bemerken sie nicht.

Über das Wasser
würden wir gerne gehen können,
aber ohne deine Hilfe.

Göttergleich dünken wir uns
und bieten dir
barmherzig eine Krippe.

Folge mir nach,
wirst du uns zurufen,
wenn die Zeit gekommen ist.

Werden wir, vom Heimweh entzündet,
nach dem Kelch tasten,
aus dem du getrunken?

Mögen deine Liebe und Barmherzigkeit
ein Feuer in uns entfachen,
dass wir unauslöschlich
eins werden mit dir.
 
G

Gelöschtes Mitglied 8146

Gast
Das Werk ist ein Gebet. Es wird Jesus Christus angebetet, der über Wasser gehen konnte. Statt „ich“ wird hier „wir“ und „uns“ benutzt, was darauf schließen lässt, dass der Redner ein Prediger ist, der die Worte vorspricht. Das wird besonders im dritten Vers deutlich, denn hier kennt der Redner ja die Lichtbrücken. In Vertretung seiner Gruppe sagt er jedoch, dass sie nicht erkannt wird.
Das Gebet legt nahe, dass der Tod der ganzen Gruppe unmittelbar bevorsteht. Es könnte nahtlos in den Film Titanic eingearbeitet werden. Der Wunsch über Wasser zu gehen, stellt nicht unbedingt des Menschen größtes Begehren dar, wohl jedoch, wenn man auf einem sinkenden Schiff ist. Es lässt sich so vieles aus dem Gedicht herausinterpretieren, das ich es nicht alles schreiben kann. Deshalb jetzt Vers für Vers die Kurzform:

Wir sehen den Tod vor Augen
Bitte Ruhe bewahren
Unser Weg führt ins Jenseits
Rettung ist nicht möglich
Wir bitten aufgenommen zu werden
Der Weg wird uns gewiesen
Ergreift den Weg!
Dann kommt ihr in den Himmel
 

Vera-Lena

Mitglied
Danke, liebes Tigerauge,

so könnte man die Botschaft Jesu auch verstehen. "Ergreift den Weg". Und Du hast schon Recht, dass hier nicht Jeus selbst spricht, sondern es könnte eher Jemand sein, der den Menschen etwas Gutes über das Göttliche vermitteln möchte.

Das "in den Himmel kommen" versteht jeder Mensch wieder auf seine eigene Weise. Mir geht es hier darum, dem Göttlichen so nahe zu werden, dass man untrennbar in allen Situationen durch sein Fühlen, Denken und Handeln mit ihm verbunden bleibt, beispielsweise auch in einer Situation, wie sie sich einst auf der Titanic zugetragen hat.

Bei der Strophe "Über das Wasser gehen", wollte ich eigentlich noch "mit bloßen Füßen" hinzufügen, damit man nicht beim Lesen an ein Schiff denkt, sondern eher an Jesus, der ja über das Wasser gehen konnte.

Danke für Deinen Kommentar und Dein Dich-Hineinfühlen und Hineindenken in diesen Text.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
H

Heidrun D.

Gast
Liebe Vera-Lena,

wie schön, dass Tigerauge den Text so präzise interpretiert hat, da bleibt mir kaum noch etwas zum Inhalt zu sagen. :eek:

Schön auch, einmal ein Weihnachtsgedicht der nicht verarschenden Art zu lesen - schaden kann das nix. ;)

Dir einen herzlichen Gruß
Heidrun
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Heidrun,

danke für Deine positive Anmerkung zu meinem Text! :)

Auch Dir einen herzlichen Gruß und eine schöne Adventszeit!

Vera-Lena
 



 
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