Heimat

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Ich bin sehr müde; der Weg war weit hierher. Nach einem langen Leben bin ich zurückgekehrt. Ich habe den Wald durchschritten und blicke mich um. Es ist unser alter Platz, unser Geheimnis, hier verbrachten wir oft die Stunden zusammen, schon als Kinder. Der Fels steht in der Mitte. Alles ist wie immer. Das Land unter diesem großen Himmel, der von Bergen in der Ferne sich zu fernen Ebenen breitet. Das Moor und der Wald, es ist, als wäre die Zeit stillgestanden. Graue Wolken ziehen am Himmel und ich setze mich auf die Erde. Ein Habicht kreist hoch über mir. Die Erde ist zerrissen und der Wind spielt mit dem Gras ringsherum, wirft es auf und nieder, hin und her. Ich bin angekommen. Der Ort ist mir heimlich, ich spüre eine große Geborgenheit. Du hast nicht auf mich gewartet, es war keine Zeit. Ich werde dir bald folgen, aber noch ist es nicht so weit. Du warst ein kleines Mädchen, als ich dir das erste Mal begegnete. Ich sehe dein Haar, deine guten Augen, die mich trösteten, wenn ich traurig war. Ich denke daran, wie wir in der Sonne lagen, im Regen um den Felsen sprangen, tanzten und lachten. Und wie wir uns schworen, immer füreinander da zu sein, als wir uns an den Händen hielten. Ja, es ist lange her, und doch so nahe.
Die Wolken sind schwarz geworden, berühren beinahe die Erde und es fängt an zu regnen. Ich strecke meine Arme aus und schaue auf die Regentropfen in meinen Händen.
 
Z

zugast

Gast
Ein schöner und traurig stimmender Text. Nicht schlecht!
Grüße.
 

petrasmiles

Mitglied
Hallo Gernot,

man könnte meinen, da erzählt ein überlebender Partner von seiner seelischen Verfassung, nach der die erste Trauer abgeklungen ist.
Und dabei erzählt Deine 'Biographie' eine ganz andere Geschichte.
Entweder ein Beleg für die Kraft Deiner Imagination, oder für die Stereotypen in meinem Kopf ...

Ein schöner Text.

Liebe Grüße
Petra
 

Odilo Plank

Mitglied
Lieber Gernot,
mir scheint, Du hast den letzten Kommentar ein wenig abgewehrt. Ich versuche, den Faden weiter zu spinnen.
Ich sehe über die Erinnerungen hinaus, die nur Trauer und Depression zur Folge haben, eine sehr lebendige Wahrnehmung von Natur und Gegenwart, das heißt, von Glück.
Das macht Deinen Text "spannend"; das heißt: Er gefällt mir!
Grüße! Odilo
 
S

suzah

Gast
hallo gernot,

"Das Land unter diesem großen Himmel, der von Bergen in der Ferne sich zu fernen Ebenen breitet."

der text ist nicht schlecht, und ich bin wohl die einzige, die nicht ganz begeistert ist. aber: erst einmal diese wiederholung im ausdruck, s.o., zum anderen überhaupt etwas viele wiederholungen: nach einem langen leben ist es logischerweise lange her, etc.

in letzter zeit ähneln sich deine vielen texte in der traurig-sentimentalen grundstimmung, ob auf dem friedhof oder im kneipenmilieu, klingt alles wie winterdepression.

liebe grüße suzah
 
hallo suzah

"Das Land unter diesem großen Himmel, der von Bergen in der Ferne sich zu fernen Ebenen breitet."
Diesen Satz finde ich große Klasse und auch das andere ist eine stilistische Frage. Ich bin auf der Suche.

Mir geht es aber gut, habe keinen Kummer und ich übe auf der Lelu.

Liebe Grüße
Gernot
 
S

suzah

Gast
hallo gernot,
ich freue mich, dass es dir gut geht, hatte das aber auch nicht persönlich gemeint, sondern die stimmung deiner texte, so als ob solche düster-melancholischen texte in diese (winter-)jahreszeit gehörten.
ich finde immer noch diese wiederholung nicht gut, man könnte auch weite ebenen sagen. aber wie gesagt, das ist meine meinung und du hast deine und bluefin ist nicht da, um mit dir wie sonst darüber zu diskutieren.

liebe grüße aus dem wunderschön verschneiten berlin, suzah
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo gernot,
wie immer sprachlich gelungen.
allein : es ist halt ein fragment

ich würde gerne mehr erfahren von diesem mann,
von ihr.

einen leseholperer habe ich für mich entdeckt:

du schreibst:

"der ort ist mir heimlich"
so wie ich es verstehe; müsste es aber "heimelig"
heißen.

Ich würde gene einmal etwas von dir lesen, ohne das der prot
denkt. ich würde ihn gene einmal reden hören.
lg
ralf
 
Ich bin sehr müde; der Weg war weit hierher. Nach einem langen Leben bin ich zurückgekehrt. Ich habe den Wald durchschritten und blicke mich um. Es ist unser alter Platz, unser Geheimnis, hier verbrachten wir oft die Stunden zusammen, schon als Kinder. Der Fels steht in der Mitte. Alles ist wie immer. Das Land unter diesem großen Himmel, der von Bergen in der Ferne sich zu fernen Ebenen breitet. Das Moor und der Wald, es ist, als wäre die Zeit stillgestanden. Graue Wolken ziehen am Himmel und ich setze mich auf die Erde. Ein Habicht kreist hoch über mir. Die Erde ist zerrissen und der Wind spielt mit dem Gras ringsherum, wirft es auf und nieder, hin und her. Ich bin angekommen. Der Ort ist mir heimelig, ich spüre eine große Geborgenheit. Du hast nicht auf mich gewartet, es war keine Zeit. Ich werde dir bald folgen, aber noch ist es nicht so weit. Du warst ein kleines Mädchen, als ich dir das erste Mal begegnete. Ich sehe dein Haar, deine guten Augen, die mich trösteten, wenn ich traurig war. Ich denke daran, wie wir in der Sonne lagen, im Regen um den Felsen sprangen, tanzten und lachten. Und wie wir uns schworen, immer füreinander da zu sein, als wir uns an den Händen hielten. Ja, es ist lange her, und doch so nahe.
Die Wolken sind schwarz geworden, berühren beinahe die Erde und es fängt an zu regnen. Ich strecke meine Arme aus und schaue auf die Regentropfen in meinen Händen.
 
hallo Ralf

ja, ist besser "heimelig", obwohl es ja ein unheimlich gibt, also müsste es ein heimlich ebenfalls geben, bin mir aber jetzt nicht sicher.
Ich weiß nicht warum, aber irgendwie mag ich Dialoge nicht so sehr. Sicher gibt es auch viele gute Geschichten mit Dialogen, aber ich denke, wenn schon welche nötig sind, dann unbedingt so kurz halten, wie nur möglich. Aber das ist meine Meinung in diesen Tagen, in ein paar Monaten kann das schon wieder ganz anders aussehen. Ich versuche alles mögliche im Moment, werde vermutlich auch mehr Dialoge schreiben müssen, wenn ich weiter kommen will.

schöne Grüße
Gernot
 
Ich bin sehr müde; der Weg war weit hierher. Nach einem langen Leben bin ich zurückgekehrt. Ich habe den Wald durchschritten und blicke mich um. Es ist unser alter Platz, unser Geheimnis, hier verbrachten wir oft die Stunden zusammen, schon als Kinder. Der Fels steht in der Mitte. Alles ist wie immer. Das Land unter diesem großen Himmel, der sich von Bergen in der Ferne zu fernen Ebenen breitet. Das Moor und der Wald, es ist, als sei die Zeit stillgestanden. Graue Wolken ziehen am Himmel und ich setze mich auf die Erde. Ein Habicht kreist hoch über mir. Die Erde ist zerrissen und der Wind spielt mit dem Gras ringsherum, wirft es auf und nieder, hin und her. Ich bin angekommen. Der Ort ist mir heimelig, ich spüre eine große Geborgenheit. Du hast nicht auf mich gewartet, es war keine Zeit. Ich werde dir bald folgen, aber noch ist es nicht so weit. Du warst ein kleines Mädchen, als ich dir das erste Mal begegnete. Ich sehe dein Haar, deine guten Augen, die mich trösteten, wenn ich traurig war. Ich denke daran, wie wir in der Sonne lagen, im Regen um den Felsen sprangen, tanzten und lachten. Und wie wir uns schworen, immer füreinander da zu sein, als wir uns an den Händen hielten. Ja, es ist lange her, und doch so nahe.
Die Wolken sind schwarz geworden, berühren beinahe die Erde und es fängt an zu regnen. Ich strecke meine Arme aus und schaue auf die Regentropfen in meinen Händen.
 
Hallo OM

Zu viele "ich's", hm, da muss ich länger nachdenken. "ist" und "wäre" - geändert. "Ferne", fernen" nur ein wenig umgestellt. Gefällt dir die Doppelung von der Ferne auch nicht? Ich muss gestehen, dass ist mein liebster Satz im ganzen Text.

schöne Grüße
Gernot
 



 
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