Heinz Rühmanns Haare

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Es gibt Zeiten, da packt mich die Lust auf eine neue Frisur. Ob dies von einem inneren Drang des Aufbruchs oder von schierer Langeweile herrührt, wage ich nur zu mutmaßen. Auf jeden Fall hatte ich letztens bei einem jungen Kollegen den frischen Haarschnitt bewundert und dachte neidgrün: „Den will ich auch!“ Zwei Wochen Wartezeit gab ich dem Vorhaben dann noch, um jeglichen Verdacht der Nachmacherei im Keime zu ersticken.

Heute war es endlich soweit! Der flotte Haarschnitt des Kollegen hatte starke stilistische Anleihen aus den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts gehabt und wurde darob von mir schnell auf den griffigen Namen „Nazi-Haarschnitt“ getauft. Als die blutjunge Frisörin mich fragte, wie ich es denn gerne hätte, war mein erster Gedanke „oral!“ Ich entschied mich aber, diesen für mich zu behalten. Ebenso wenig wollte ich den Nazi-Haarschnitt direkt beim Namen nennen.

„So wie die Männer in den alten Schwarz-Weiß-Heinz-Rühmann-Filmen, wissen Sie?“

„In was für Filmen?“

„Heinz-Rühmann-Filmen.“

„Ist das ein Regisseur?“

„Quatsch, das ist der größte Schauspieler aller Zeiten!“

„Oha, sieh an, der größte Schauspieler aller Zeiten. Nie gehört von dem Mann. Und welche Frisur hat der größte Schauspieler aller Zeiten?“

„Naja, seitlich so kürzer und oben etwas weniger kurz. Irgendwie so speziell 30er-Jahre-mäßig, verstehen Sie?“

„Ich geb’ Ihnen mal das Modell-Prospekt und Sie zeigen mir in welche Richtung es gehen soll, ja?“

In dem Kackprospekt waren nullkommanull Heinz Rühmänner. Sie hat mir dann die Spitzen geschnitten und etwas Form in die Frisur gebracht. Wie immer halt.
 



 
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