Helga und Jakob

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Isildur

Mitglied
Helga kneift die Augen zusammen, als die Buchstaben zu verschwimmen beginnen.
„Schlafmangel“, denkt sie und reibt sich die Augen. Aber schlafen, das kann sie auch nach drei Tagen und Nächten Wachen noch nicht. Ein Blick auf den Wecker, der auf dem dunklen Eichenholzschreibtisch steht: Fünf Uhr.

„Riech mal die Luft hier draußen!“, hört sie Jakob rufen.
Helga steht auf und schlurft durch das Wohnzimmer Richtung Balkon.
„Die Luft nach einem Sommergewitter ist was Besonderes, nicht wahr?“, meint Jakob.
„Es wird wieder heiß heute“, stellt Helga resigniert fest.
Sie lehnt sich über das gusseiserne Balkongeländer und blickt vier Stockwerke in die Tiefe. Nichts rührt sich,
alles schläft noch.

Helga lässt ihren Blick durch die Häuserschlucht über die Stadt hinweg zum Horizont schweifen. Ein heller Streifen, dort, wo sich Himmel und Erde berühren, lässt den herannahenden Tag erahnen. Die mit Grünspan überzogenen Kupferdächer sind mit Feuchtigkeit benetzt. Fast könnte man meinen, es ist taunasses Gras, das sich da bald der Sonne entgegen reckt.

„Wie lange kannst du noch bleiben?“, fragt Helga und blickt in Jakobs wasserblaue Augen.
„Noch ein bisschen“, meint er sanft und streicht mit seiner Hand durch ihr Haar.

Helga holt tief Luft. Es ist kühler hier draußen, die Luft ist schwer und frisch. All der Staub und die Hitze des Vortages sind weggewaschen. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Nacht vertrieben und das Leben wieder in den Strassen, den Adern der Metropole, pulsieren wird. Ein weiterer Tag in einem brodelden Kochtopf.

Es ist still. Nur das Surren des Kühlschranks und des Ventilators ist zu hören.

„Du solltest dich ausruhen. Es wird ein heißer Tag“, klingt Jakobs Stimme in Helgas Ohren. Als ob er weit weg wäre.

Sie glaubt zu spüren, wie er einen Kuss auf ihre Wange haucht, dann kehrt sie der schlafenden Stadt den Rücken und geht zurück an den Schreibtisch.
Sie nimmt den Zettel, auf dem nur wenige Worte stehen, und schleppt sich langsam zum Sofa.
Helga blickt auf das Blatt Papier, während sie sich niederlegt. Sie zieht ihre Knie ganz eng an sich.
Als sie ihre Augen schließt, zerdrückt sie eine Träne.

„Jakob?“
Es bleibt still.
Die Stadt schläft. Jakob schläft.
„Ich wünschte du wärst hier.“
Dann, endlich, schläft auch sie.
 
O

Orangekagebo

Gast
Hallo Ilsidur,

liebevoller Text, ganz wunderbar geschrieben.

Was mir auffiel:

was besonderes, nicht war
was Besonderes, nicht wahr

was sich da bald der Sonne entgegen reckt.
bald - würde ich weglassen

Ein paar Kommafehler und Leerzeichen, die hinter Satzzeichen fehlen, ansonsten wirklich passabel.

Gefällt mir gut.
 

Isildur

Mitglied
Servus Orange!

Ich freu mich, dass dir der Text gefallen hat, danke fürs Kompliment.
Den orthographischen Fehltritt hab ich ausgebessert, nur Kommafehler finde ich leider nicht. Hauptsächlich deshalb, weil mein Word keine findet, so ehrlich bin ich schon mal :)

In diesem Sinne
I.
 

Ohrenschützer

Mitglied
Hallo Ilsidur,

gefällt mir auch sehr gut. Vor allem, dass Du dem Leser noch viel Raum zum Weiterdenken lässt und nichts zerredest (oder "zerschreibst" *g*). Bezüglich Kommafehler kann ich vielleicht dienlich sein. Ich markiere die Worte davor und danach blau, wo ich Änderungen zu sehen glaube. In Rot ein paar Flüchtigkeitsfehler. :)

Helga kneift die Augen zusammen, als die Buchstaben zu verschwimmen beginnen.
„Schlafmangel“, denkt sich Helga. Sie reibt sich die [blue]Augen und [/blue]blinzelt.
Aber schlafen, das kann [blue]sie auch nach drei Tagen Wachen noch [/blue]nicht. Ein Blick auf den Wecker, der auf dem dunklen Eichenholzschreibtisch steht: Fünf Uhr.
Helga streckt ihre Arme in die Höhe und die Füße nach vorne. Sie fühlt sich schwer und müde.

„Riech mal die Luft hier draußen!“, hört sie Jakob rufen.
Helga steht auf und schlurft durch das Wohnzimmer Richtung Balkon.
„Die Luft nach einem Sommergewitter ist was Besonderes, nicht [red]wahr[/red]?“, meint Jakob.
„Es wird wieder heiß heute“, stellt Helga resigniert fest.
Sie lehnt sich über das gusseiserne Balkongeländer und blickt vier Stockwerke in die Tiefe. Nichts rührt sich, alles schläft noch.

Helga lässt ihren Blick durch die Häuserschlucht über die Stadt hinweg zum Horizont schweifen. Ein heller Streifen, [blue]dort, wo[/blue] sich Himmel und Erde berühren, lässt den herannahenden Tag erahnen. Die mit Grünspan überzogenen Kupferdächer sind mit Feuchtigkeit benetzt. Fast könnte man meinen, es ist taunasses Gras, [red]das [/red]sich da bald der Sonne entgegen reckt.

„Wie lange kannst du noch bleiben?“, fragt Helga und blickt in Jakobs wasserblaue Augen.
„Noch ein bisschen“, meint er [blue]sanft und [/blue]streicht mit seiner Hand durch ihr Haar.

Helga holt tief Luft. Es ist kühler hier draußen, die Luft ist schwer und frisch. All der Staub und die Hitze des Vortages sind weggewaschen. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Nacht [blue]vertrieben und [/blue]das Leben wieder in den Strassen, den Adern der Metropole, pulsieren wird. Ein weiterer Tag in einem brodelden Kochtopf.

Es ist still. Nur das Surren des Kühlschranks und des Ventilators ist zu hören. Die beiden Geräusche vermengen sich zu einer rhythmisch schwingenden Obertonmelodie.

„Du solltest dich ausruhen. Es wird ein heißer Tag“, klingt Jakobs Stimme in Helgas Ohren. Als ob er weit weg wäre.

Sie glaubt zu spüren, wie er einen Kuss auf ihre Wange haucht, dann kehrt sie der schlafenden Stadt den [blue]Rücken und [/blue]geht zurück an den Schreibtisch.
Sie nimmt den Zettel, auf dem nur wenige Worte stehen, und schleppt sich langsam zum Sofa.
Helga blickt auf das Blatt [blue]Papier, während [/blue]sie sich niederlegt. Sie zieht ihre Knie ganz eng an sich.
Als sie ihre Augen schließt, zerdrückt sie eine Träne.
„Jakob?“
Es bleibt still.
Die Stadt schläft. Jakob schläft.
„Ich wünschte du wärst hier.“
Dann schläft auch sie.
 

Isildur

Mitglied
Hui, das sind einige Kommas(,?) die deplaziert sind. Ich hab sie zurechtgerückt.

Herzlichen Dank, Ohrenschützer, für deine Mühe und deine Kritik!

mfg
Isildur
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo Isildur,

ein trauriger Text, der ganz auf meiner "Wellenlänge" liegt, schreib ich doch auch gern und häufig solche Texte, trotzdem denke ich, kann dein Text eine Kürzung noch gut vertragen. Für mich schweift du zu oft ab, gibst du dem "Zwiegespräch" zu wenig Raum.

Helga kneift die Augen zusammen, als die Buchstaben zu verschwimmen beginnen.
[blue]„Schlafmangel“, denkt sie und reibt sich die Augen. [/blue]
Aber schlafen, das kann sie auch nach drei Tagen [blue](Nächten)[/blue]Wachen noch nicht. Ein Blick auf den Wecker, [strike]der auf dem dunklen Eichenholzschreibtisch steht:[/strike] Fünf Uhr.
[strike]Helga streckt ihre Arme in die Höhe und die Füße nach vorne. Sie fühlt sich schwer und müde.[/strike]

„Riech mal die Luft hier draußen!“, hört sie Jakob rufen.
Helga steht auf und schlurft durch das Wohnzimmer Richtung Balkon.
„Die Luft nach einem Sommergewitter ist was Besonderes, nicht wahr?“, meint Jakob.
„Es wird wieder heiß heute“, stellt Helga resigniert fest.
Sie lehnt sich über das gusseiserne Balkongeländer und blickt vier Stockwerke in die Tiefe. Nichts rührt sich, alles schläft noch.

[strike]Helga lässt ihren Blick durch die Häuserschlucht über die Stadt hinweg zum Horizont schweifen. Ein heller Streifen, dort, wo sich Himmel und Erde berühren, lässt den herannahenden Tag erahnen. Die mit Grünspan überzogenen Kupferdächer sind mit Feuchtigkeit benetzt. Fast könnte man meinen, es ist taunasses Gras, das sich da bald der Sonne entgegen reckt.[/strike]

„Wie lange kannst du noch bleiben?“, fragt Helga und blickt in Jakobs wasserblaue Augen.
„Noch ein bisschen“, meint er sanft und streicht mit seiner Hand durch ihr Haar.

[strike]Helga holt tief Luft. Es ist kühler hier draußen, die Luft ist schwer und frisch. All der Staub und die Hitze des Vortages sind weggewaschen. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Nacht vertrieben und das Leben wieder in den Strassen, den Adern der Metropole, pulsieren wird. Ein weiterer Tag in einem brodelden Kochtopf.[/strike]

Es ist still. Nur das Surren des Kühlschranks und des Ventilators ist zu hören. [strike]Die beiden Geräusche vermengen sich zu einer rhythmisch schwingenden Obertonmelodie.[/strike]

„Du solltest dich ausruhen. Es wird ein heißer Tag“, klingt Jakobs Stimme in Helgas Ohren, als ob er weit weg wäre.

Sie glaubt zu spüren, wie er einen Kuss auf ihre Wange haucht, dann kehrt sie der schlafenden Stadt den Rücken und geht zurück an den Schreibtisch.
Sie nimmt den Zettel, auf dem nur wenige Worte stehen, und schleppt sich langsam zum Sofa.
Helga blickt auf das Blatt Papier, während sie sich niederlegt. Sie zieht ihre Knie ganz eng an sich.
Als sie ihre Augen schließt, zerdrückt sie [strike]eine[/strike] Träne[blue]n[/blue].

„Jakob?“
[strike]Es bleibt still.[/strike]
Die Stadt schläft. Jakob schläft.
[strike]„Ich wünschte du wärst hier.“[/strike]
Dann schläft [blue]endlich[/blue] auch sie.

Ist natürlich meine Art zu schreiben, nur eine Idee, aber vielleicht möchtest du ja darüber nachdenken, und ich jetzt darüber schlafen.

Lieben Gruß
Franka
 

Isildur

Mitglied
Hallo Franka!

Erstmal ein Dankeschön fürs Lesen und für die Korrekturmühen.
Ich hab ein paar Passagen deinen Vorschlägen entsprechend geändert.

Allerdings sind es nur Kleinigkeiten. Soviel wie du aus dem Text rausoperieren möchtest, kann ich leider nicht rausnehmen.

Ich wollte hier ein Stimmungsbild zeichnen, das tatsächlich alles andere als fröhlich ist. Für mich gehört da schon dazu wo und wann sich das Ganze ereignet. Hochsommer und Stadt können schon sehr aufs Gemüt drücken. Aber die Zeit zwischen Nacht und Sonnenaufgang ist selbst in einer Stadt was besonders (zumindest hab ich das so erlebt).

Dies, eingestreut in das Gespräch, sollte eine gewisse Länge (natürlich nicht zu lang, oder gar Langweilig) erzeugen, ein ruhiges Moment, einen Ruhepol sozusagen. Das ist mir ebenso wichtig wie der Dialog selbst.


MfG
Isildur
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo Isildur,

schön, dass du ein paar Anregungen übernehmen konntest. Zu mehr wollte/sollte mein Kommentar nicht "anstiften".

Lieben Gruß
Franka
 



 
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