Herbst I

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NewDawnK

Mitglied
Nebel
verhüllen Wiesen
und Wege am Fluss
fließen flüsternd durch
Senken und Tiefen
füllen farbsatte Täler
in stiller Begierde

Krähen
kreisen über Wiesen
und Wege am Fluss
durchpflügen in Scharen
dunstige Höhen
brechen herbstliche Stille
mit morbidem Gekrächz

Menschen
blicken auf Wiesen
gehen auf Wegen am Fluss
atmen verloren
in ergraute Gedanken
erinnern ihr Sterben
in vergänglicher Zeit
 

namaqool

Mitglied
hallo ndk,

der nebel verhüllt die krähen, welche die vergänglichkeit der menschheit hinauskrächzen?
ein sehr symetrisches gedicht. gefällt mir gut, insbesondere weil es so fliessend ist.

grüsse, namaqool.
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo Namaqool,

dies war ein Versuch, ein Naturbild des Herbstes (den ich sehr liebe) mit einem Stimmungsbild zu verknüpfen. Die der Jahreszeit angemessene tränentriefende Melancholie ist nicht unbedingt mein Spezialgebiet, aber das ist Dir bestimmt aufgefallen. Oder hast Du's nicht bemerkt? ;-)

Lieben Dank für Deine freundlichen Worte.

Schöne Grüße, NDK
 

Perry

Mitglied
Hallo NDK,
die herbstlichen Nebel und die Rabenscharen malen durchaus eine herbstliche Stimmung. Den letzten Vers bekomme ich allerdings nicht auf die Reihe:
"atmen verloren
in ergraute Gedanken
erinnern ihr Sterben
in vergänglicher Zeit."
Also in ergraute Gedanken atmen und sich ans Sterben erinnern, das können eigentlich nur Untote und das ist mir für ein Herbstgedicht dann doch zu morbide (lächel).
LG
Manfred
 

Ich

Mitglied
Hallo NDK,

ein solcher herbst ist es, der mich zum nachdenken anregt und danken lässt für den prallen, lebendigen sommer den ich verbrachte. so hat jede jahreszeit ihre spezielle schönheit und du hast sie für uns eingefangen.

lg.
ich
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo Perry,

das Morbide im dritten Absatz gefällt mir persönlich auch nicht.
Gemessen an den bedeutungsschwangeren melancholischen Manierismen, die man sonst hier in diesem Forum serviert bekommt, finde ich ihn aber dennoch einigermaßen akzeptabel. Vielleicht habe ich mir sogar etwas dabei gedacht. Wer weiß. ;-)

Schöne Grüße, NDK
 
L

Law

Gast
Hallo new dawn,

ich liebe den herbst, bin ein Herbst Typ und laufe z.B. am liebsten im Herbst. Schönes Gedicht gefällt mir sehr.

LG
LAW
 

NewDawnK

Mitglied
@ Mumpf

Macht nix.

@ Law

Merci vielmals.

@ Bonanza

Was kann schon echt sein in einer Welt, die allergrößten Wert auf Künst-lichkeit legt?
 
B

bonanza

Gast
eine ganze menge, ndk, gerade in der kunst, auch wenn
sich das zu widersprechen scheint.
 

NewDawnK

Mitglied
@ Bonanza

"zu viel sprachliches herumgekrächze ohne echten herbst" ist eine Aussage, die mir enorm weiterhilft in meiner künstlerischen Selbsteinschätzung. Herzlichen Dank dafür.
 
B

bonanza

Gast
als schlaglicht ist die aussage ausreichend.
ich bin kein gedichte-lehrer.

bon.
 
P

Prosaiker

Gast
viele, die meisten, fühlen sich oft durch derartige kommentare von bon attackiert; ganz nachvollziehen kann ich das nicht. er ist so ziemlich der einzige in der ll, der es fertig bringt, in einem einzigen satz die große/n schwäche/n eines textes aufzuzeigen. genau seine kritik zu deinem herbstgedicht teile ich, NDK. um sie, zu erweitern: ich lese hier ein sammelsurium der herbstklischees. nebel, wiesen, flüsse, krähen, alles ein bisschen düster gehalten. was viele als symmetrisch angeordnetes gedicht positiv einordnen, erzeugt bei mir langeweile. nicht, weil ich etwas gegen symmetrie hätte, ich bin ein großer fan von ihr, jedenfalls was formen, farben, also die optischen aspekte betrifft. aber in deinem gedicht wird sie deswegen zur langeweile, weil alles voraussehbar ist. der leser liest zwei verse und bekommt bei allen restlichen exakt das serviert, was er erwartet. dafür muss ich doch keine gedichte lesen. was ich erwarte, was nur meine erwartungen stillt, wo keine geheimnisse sind, keine irgendwie gearteten erkenntnisse, keine besonderheiten, nichts - nur diese sprache der klischees, die den herbst völlig allgemein und unpersönlich abarbeitet, ergo das gefühl von: schon 1000mal gelesen erzeugt, ein bisschen symmetrie, das wars. du schaffst auch bilder, wie sie in jedem heimatblättchen stehen könnten. du nutzt viele adjektive, was ich persönlich in einem prosagedicht zunächst einmal nicht negativ sehe. doch genügen sie bei dir nur zu gekünsteltem pomp; ich rieche manierismus, wovon eine gesunde menge interessant sein kann, wenn er flankiert wird von humor oder grenzenloser übertreibung, oder aber er für sich allein stehend sowas wie schönheit aufweist - etcetera. das geschieht hier nicht.
allerdings glaube ich nicht, dass du das gedicht in dieser form 'besser' (nach meinem geschmack) gestalten könntest. ich glaube es gefällt dir, wies ist und vielen andern offensichtlich auch. aber eine kritische stimme kann nicht schaden,
vg,
Prosa.
 
lach, NKD

Was kann schon echt sein in einer Welt, die allergrößten Wert auf Künst-lichkeit legt?
eine supertolle doppeldeutige frage.

ist echtheit nicht auch individuelle auslegungssache?
zu deinem werk, ist ist wieder herbstzeit...in der natur und auch in uns menschen beginnt sie...
mit den jahreszeiten und den jahren ein sehr schönes werk über eine vielfach gelobte und verdichtete jahreszeit, die du inbesonderer sichtweise vermerkt hast.
heike
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo Prosaiker,

in den ersten beiden Absätzen habe ich lediglich versucht, authentisches Fühlen in Sprache umzusetzen. Nicht mehr und nicht weniger. Echter kann ich nicht. Künstlicher will ich nicht.
Hätte ich einen psychotischen oder sonstwie selbstentfremdeten Blickwinkel simuliert und eigene Wortschöpfungen eingestreut, wäre das Ergebnis ganz klar spannungsreicher und vielleicht weniger langweilig geworden. Merke ich mir fürs nächste Mal. Vielen Dank für Deinen Kommentar.

Schöne Grüße, NDK
 

NewDawnK

Mitglied
Hallo Heike,

Danke für die Rückmeldung.
Jeder hat seine eigene Vorstellung im Kopf, daran wird Lyrik nicht viel ändern können. Ich habe mal eine Weile in einer Großstadt gelebt, da "roch" der Herbst buchstäblich nach Friedhof und dicker Luft. Mein Bild handelt eher von einem Herbst in offener Landschaft. Das ist ein großer Unterschied, auch im Fühlen.

Schöne Grüße, NDK
 
nkw,hallo

Mein Bild handelt eher von einem Herbst in offener Landschaft. Das ist ein großer Unterschied, auch im Fühlen.
ich assoziere friede, freiheit, reife mit herbst... und sich zurücknehmen... vorbereitung auf innere einkehr usw.

doch dein gedicht spricht auch das graue an... das den glanz des herbstes trübt.

wa shat es damit auf sich??

lieben gruß heike
 



 
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