Herbstblues II

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Walther

Mitglied
Herbstblues II


Es war der Tag, der sich zum Ende neigte,
Das Leben selber schien noch endlos lang.
Die Stimme hatte einen festen Klang.
Es war der Weg, der plötzlich sich verzweigte,

Und „Vorwärts, vorwärts!“ rief der starke Drang.
Es war ein Schwindeln und ein Stich, der zeigte,
Dass einer sinnlos sich sein Herz vergeigte:
Es war die Angst, die ihre Peitsche schwang.

Es strahlten herbstlich die Oktoberfarben,
So wie die Sonne hell schien das Geschick.
Ein krankes Herz stach Narben sich um Narben,

Die Sonne, lau, sie wärmte das Genick:
Da blenden, splitternd, weiße Lichtergarben
Das Auge, das sich trübt zum letzten Blick.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Walther

Auch hier habe ich etwas zu mäkeln: Hier passt das "vergeigte" beim besten Willen nicht in den Tonfall. Wieder eine Zeile, die ein ganzes Gedicht entzaubert. Schade.

LG

Jürgen
 

Walther

Mitglied
Hallo JoteS,

dieser Vers lag mir lange quer - am Ende siegte die Ansicht, diese Bewertung dürfe durchaus "rotzig" sein. Daher war das "vergeigte" dann doch akzeptabel. Es ist ein komplexes Reimgeflecht, das aber ist nur der halbe Grund und keine Entschuldigung für Deine sicherlich berechtigte Kritik.

Es gäbe eine von der Wortwahl her "schwächere/zurückhaltendere" Version, die so aussähe:
Es war der Tag, der sich zum Ende neigte,
Das Leben selber schien noch endlos lang.
Die Stimme hatte einen festen Klang.
Es war der Weg, der plötzlich sich verzweigte,

Und „Vorwärts, vorwärts!“ rief der starke Drang.
Es war ein Schwindeln und ein Stich, der zeigte,
Dass [blue]sich die Waage nach dem Ende neigte:[/blue]
Es war die Angst, die ihre Peitsche schwang.

Es strahlten herbstlich die Oktoberfarben,
So wie die Sonne hell schien das Geschick.
Ein krankes Herz stach Narben sich um Narben,

Die Sonne, lau, sie wärmte das Genick:
Da blenden, splitternd, weiße Lichtergarben
Das Auge, das sich trübt zum letzten Blick.
Aber gut, vielleicht wäre sie doch die bessere gewesen.

Danke und lieber Gruß W.
 
T

Thys

Gast
Hi Walther,

mein Kommentar zu Teil II.

Es war der Tag, der sich zum Ende neigte,
Das Leben selber schien noch endlos lang.
:
:

Das Auge, das sich trübt zum letzten Blick.


Das find ich nicht sinnig oder stimmig. Mit einem Tag, der sich zu Ende neigt, verbinde ich als Bild kein endlos lange scheinendes Leben und wenn sich am Ende dann auch noch der Blick zum Letzten trübt...

Es war ein Schwindeln und ein Stich, der zeigte,
Dass einer sinnlos sich sein Herz vergeigte:


Hier musste ich lachen. Der Auslöser war "vergeigte". Der Begriff passt nicht zur restlichen Wortwahl. Einen Lacher soll der Text ja nun nicht erzeugen.

So wie die Sonne hell <,> schien das Geschick.

Das lese ich mit Komma besser als ohne.

Gruß

Thys
 

Walther

Mitglied
Hallo Thys,

auch dort habe ich zur Durchbrechung des Stímmung über die Formulierung einen Widerhaken setzen wollen. Das ist offensichtlich danebengegangen. Nicht immer passen die Bilder, die man selbst für gut erarchtet.

Man könnte diese Strophe wie folgt ändern:

Und „Vorwärts, vorwärts!“ rief der starke Drang.
Es war ein Schwindeln und ein kleiner Stich,
Der warnte: "Halt, hier übernimmst Du Dich!"
Und es war Angst, die ihre Peitsche schwang.

Damit bleibt das Gedicht in seiner Aussage, vermeidet aber das "vergeigte". Was meinst Du dazu? JoteS? So besser?

Grüße W.
 
T

Thys

Gast
Hi Walther,

den Vorschlag finde ich wesentlich besser als die vergeigte Geschichte ;-)

Gruß

Thys
 

Walther

Mitglied
Herbstblues II


Es war der Tag, der sich zum Ende neigte,
Das Leben selber schien noch endlos lang.
Die Stimme hatte einen festen Klang.
Es war der Weg, der plötzlich sich verzweigte,

Und „Vorwärts, vorwärts!“ rief der starke Drang.
Es war ein Schwindeln und ein kleiner Stich,
Der warnte: "Halt, hier übernimmst Du Dich!"
Und es war Angst, die ihre Peitsche schwang.

Es strahlten herbstlich die Oktoberfarben,
So wie die Sonne hell schien das Geschick.
Ein krankes Herz stach Narben sich um Narben,

Die Sonne, lau, sie wärmte das Genick:
Da blenden, splitternd, weiße Lichtergarben
Das Auge, das sich trübt zum letzten Blick.
 



 
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