Herz aus Gold

3,80 Stern(e) 6 Bewertungen

Walther

Mitglied
Herz aus Gold


Es birgt sich eine kleine Welt
In dieser Blüte auf dem Teich.
Am Morgen öffnet sie ihr Reich:
Bestaunen kostet nicht mal Geld.

Sie breitet aus ihr Herz aus Gold.
Gesäumt ist es mit Weiß und Rot.
Auch zartes Rosa tut’s zur Not.
Es ist stets den Besuchern hold.

Die Blätter schwimmen rot und grün.
Drauf Regentropfen glitzern frisch.
Als Hausdach nutzt sie gern der Fisch,
Will um Beschattung sich bemühn.

Am Abend schließt sich’s wieder zu
Und macht es so dem Spiegel gleich,
Der auf sie strahlt vom Himmel reich,
Wenn dieser geht zu seiner Ruh.
 

Ohrenschützer

Mitglied
Moin,

ein Gedicht der leisen Töne. Ward gern gelesen.
(Und so irgendwie lacht auch ein Goldfisch aus den Zeilen.) :)

Schönen Gruß,
Erik
 

Walther

Mitglied
Hallo Ohrenschützer,
der Goldfisch ist auch hier versteckt, weil die Gedichte ja aus der Naturbeobachtung entstanden sind, sozusagen von Buschs Maulwurfshügel aus. Erst in der Beobachtung und der Reflektion entwickelt sich der Ariadnefaden der Lyrik.
Beides steuert die Bilder und fügt sie zu Neuem zusammen, das manchmal einen Zauber, manchmal Weltkritik, manchmal Weltschmerz zum Ergebnis hat.
Dieses Gedicht entstand nach der erfolgreichen Versenkung von Teichmuscheln zum Abweidend der Algen und in dem Bild, das der Teich gerade hat. Aufgetaucht ist die Doppelsonne. Und der Rest bleibt bei Leser. Und vielleicht entstehen noch ein paar Haikus aus diesem sich Versenken, aber das kann noch dauern und ist durchaus ungewiß.
Ob die Muscheln ihrer Aufgabe gerecht werden, ist hoffentlich das Thema eines anderen späteren Reimwerks. Bisher ward noch nichts erspäht, aber man soll auch dabei nichts wirklich überstürzen ...
Schöne Woche!
Grüßend W.,
der auch eine gute Bewertung dankbar entgegennähme ... :)
 
S

Stoffel

Gast
Lieber Walther,

gerade denke ich an damals, als ich auch einen Teich hatte...und Frösche und Libellen...(Libellenlarven sehen richtig hässlich aus, wie bei den Schmetterlingen)
Danke, hat mir das gerade zurück gebracht.

lG
Sanne
 

Haget

Mitglied
MoinMoin Walther,
Dein Gedicht spricht sehr mich an und gerade darum Hinweis auf 2 Winzigkeiten:
[blue]Das Staunen kostet nicht mal Geld.[/blue] Das Staunen der Blüte? Dann ist es OK. Sonst evtl. [blue]Mein Staunen...[/blue]
Dem das Sonnenlicht spiegelnden Mond macht es die Blüte ja nicht ganz gleich - dieser geht erst morgens zur Ruh! Vielleicht z. B.
[blue]Wenn dieser morgens geht zur Ruh[/blue]
 

Walther

Mitglied
Moin Haget,

Vielen Dank für Deine lobenden Hinweis:

(1) Staunen
DAS Staunen des Betrachters, der unpersönlich bleiben soll. Der Vorschlag "MEIN Staunen" wurde erwogen und verworfen. Es sollte die Betrachterrolle so zurückhaltend und zurückgenommen sein wie möglich.

(2) Sonne, Mond und Seerose
Die Seerose, um die geht es hier, schließt nachts "die Augen" (ebenso, wenn schlechtes Wetter kommt, das keine "Husche" ist, also Dauerregen). Die beiden Sonnen "spiegeln" einander (im Blau), im wahrsten Sinne des Worts. Einfach an einem Sommertag an einen Seerosenteich gehen und auf sich wirken lassen. Es ist wie beschrieben.
Der Mond hat also nur das Vergnügen, sie zu sehen, wenn er einmal am Tag scheint (was ja durchaus öfter vorkommt).
Also muß die Formulierung bleiben, wie sie ist.

Es kommt selten vor, daß ich Änderungswünsche so ablehnend beantworte, meistens haben die Kritiker recht - der Autor wird einfach "betriebsblind" mit der Zeit, wenn er an einem Text rumbastelt. Hier aber gehören diese Verse zum tatsächlichen Gesamtbild. Es kann also nur der Ausdruck geschärft, nicht verändert werden, weil dann die Beschreibung einfach nicht mehr stimmte.

Ich hoffe, Du siehst das nach. Man muß eigentlich froh sein, so detaillierte Hinweise zu bekommen. Denn sie sind eine Seltenheit, weil wir uns eben doch mehr für unser Zeugs interessieren als das der anderen. ;)

Daher tausend Dank für diesen Eintrag.

Lieber Gruß

W.
 
S

Stoffel

Gast
Ich..auch nochmal

Hi Walther,

mir fiel was auf und auch nur Ideen...

Es birgt sich eine kleine Welt
In dieser Blüte auf dem Teich.
Am Morgen öffnet sie ihr Reich:
Dies' Staunen kostet auch keinGeld.

Sie breitet aus ihr Herz aus Gold
und ist mit Rot und Weiß gesäumt
ein wenig Rosa hin geträumt
bleibt sie Besuchern immer hold.


Die Blätter schwimmen rot und grün.
Drauf Regentropfen glitzern frisch.
Als Hausdach nutzt sie gern der Fisch,
Um Schattung will er sich bemühn.

Gen Abend schließt sie wieder zu
Und macht es so dem Spiegel gleich,
Der auf sie strahlt vom Himmel Reich,
bevor er geht dann doch zur Ruh.


lG
Sanne
 

Haget

Mitglied
MoinMoin Walther,
Hinweise als (meistens) hilfreiche Hand ansehen, darüber nachdenken und dann tun oder lassen was nach eigener Ansicht dem eigenen Werk dient - so sollte der Normalfall sein.
Wenn man dem Kritiker dann noch das eigene Tun erklärt - wunderbar! Nur entschuldigen für die Nicht-Annahme von Tipps muss sich niemand!
Du schreibst von der sich tags spiegelnden Sonne - diese schöne Lesart hatte ich übersehen!

Liebe Grüße
Haget
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Walter

Hmmmm, also ich finde, es ist noch nicht alles Gold, was hier glänzt.

Da wäre zum einen diese Betonung:

Es ist sei[red]nen[/red] Besuchern hold.

Es ist dem Publikum stets hold!

Dann die gestelzte "Schattung"... warum nicht einfach Schatten?!

Der Einschub mit den Blättern lenkt übrigens von der Herz-Metapher ab und lässt das "es" in S4 zunächst gramm. falsch erscheinen, worauf Sanne (Stoffel) auch prompt hereingefallen zu sein scheint......

Kurzum: Ein schön erdachtes, aber noch nicht ganz stimmiges Naturgedicht. (Bisher überbewertet :p)

LG

Jürgen
 

Walther

Mitglied
Hallo JoteS,
danke für Deine Hinweise. Ich hatte die jetzigen Formulierungsvorschläge von Dir bereits in Vorversionen und habe mich dann für die aktuellen entschieden, damit die Diktion aus einem Guß ist.
Ich will mit Dir über Wertigkeiten nicht debattieren. Das ist letztlich Geschmacksache und daher streitig.
Ehrlich gesagt halte ich den Beitrag "Interessenskonflikt" für den um einiges stärkeren. Aber wie man sieht, hat der Autor eben nicht immer recht (sondern öfter als dieser der Leser).
Gruß W.
 

Walther

Mitglied
Hallo Stoffel,
danke für Deine detaillierten Vorschläge, die ich einer neuen Version dieses Beitrags (welcher kennt keine neuen Versionen) sicher berücksichtigen werde. Jetzt lasse ich ihn einfach mal so stehen und wirken.
Liebe Grüße W.
 
N

no-name

Gast
Ein sehr schöner und stimmiger Text, Walther.
Und auch sehr "hintergründig"... jedenfalls für mich. ;-)

Liebe Grüße von no-name.
 

Walther

Mitglied
Hallo No-name,
vielen Dank für Dein Lob, das mich sehr gefreut (und ein wenig bestärkt) hat.
Sonnengrüße W.
 

Walther

Mitglied
Moin JoteS und Stoffel,

danke für die Formulierungshilfen, von denen ich zwei kleinere Änderungen bereits übernommen habe. So liest sich's in der Tat runder.

Alles Gute!

W.
 
S

Stoffel

Gast
Hallo,

ja, ist runder.
Nur so ein Gefühl, in der zweiten Strophe, ketzte Zeile. Kann man da nicht mit einem "und" abrunden? Ok, dazu müsst man dann etwas den Satz verändern.
Nur ein Gefühl.:)

lG
Sanne
 
A

Arthrys

Gast
hm,

Ähm,
hab' das Gefühl, dass du eigentlich "satt" bist, an Vorschlägen, trotzdem:
"Bestaunen..........."
nur mal so, brauchst nicht zu antworten.
LG
Arthrys
 

Walther

Mitglied
Hallo Arthrys,
wie Du siehst, bringt mich auch der 101. Vorschlag nicht aus der Ruhe - wenn er so gut ist wie dieser. :)
Dank + Gruß W.
 



 
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