Herzland

4,30 Stern(e) 3 Bewertungen

Nachtigall

Mitglied
Herzland

Wir haben beide gelogen, damals unter dem Kirchenfenster.
Ich träumte vom Brunnengesicht, wünschte mir Herzland, du von Schuttbergen vor Glasfassaden und Kränen.
Als mich die Hunde anbellten und man mir das Wasser abstellte, hast du mich nicht gerettet.
Minutenlang sehe ich dich wieder zwischen jungen Bäumen, sehe deinen fremden Mund.
Es war so zwecklos die Wände hoch zu laufen. Entblößt fügte ich dem Schlaf noch ein Schaf hinzu und noch eins und noch eins bis ich mich einbuddeln konnte ins Dilemma. Dort harrte ich dann aus bis im Morgenlicht zwischen den Ruinen mein Tanzfeld aufleuchtete.
Knochen fressend, bucklig, steinhart und staubig. Schuttberge mit steilen Gipfeln.
Nun stehe ich tagein tagaus barfuß in der Mittagshitze und klopfe den alten Mörtel von den Steinen.
Sorgfältig schichte ich sie auf zwischen den zerstörten Häusern für neue Häuser mit Glasfassaden.
Bald wird der Nordwind durch den Zerfall pfeifen, das holprige Feld aufrollen und es einfrieren.
Dann will ich mit angerührtem Mehl Rosenblätter an die neuen Wände kleben damit es warm und freundlich wird.
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Alma Marie,

eine traurige Geschichte, die aber in Zuversicht mündet. Jede Empfindung vermittelst Du durch ein Bild und es bleibt dem Leser erspart, die vielen Bitternisse hingeblättert zu bekommen.Trotzdem entsteht ein abgerundetes Bild, dessen Aussagen man sich nicht entziehen kann.

So traurig es inhaltlich ist, gefällt es mir trotzdem sehr gut.

Herzlich grüßt Dich
Vera-Lena
 

Nachtigall

Mitglied
Danke Vera-Lena. Ich habe es für eine Zeitschrift zum Thema Ruinen eingereicht. Deshalb der etwas traurige Hergang.

Liebe Grüße
Alma Marie
 

noel

Mitglied
mir gefällt das absurdistan,
das in seinen bildern,
in seiner scheinbaren irrealität erst befähigt ist
den menschen anzurühren.
 



 
Oben Unten