Herzschwach

3,50 Stern(e) 2 Bewertungen

Rhea_Gift

Mitglied
Herzschwach

Herzschwach zitternd
dünnhäutig
trifft mich heute
Fremdscham
dreht mir
den Magen um

Mitleiden
schüttelt mich
drückt mich zusammen
in mir

entlädt sich
in endlosen
Wassern -
brechen, zerfließen

angesichts
ewiger Wiederholung
unmenschlichen Grauens
so menschlicher Schande

Weltenroutine -
unmöglich
Anpassung -
ausgeschlossen

die Augen niemals blind

Fremdgefühl im
Tagesgeschäft
- isolierend -
kein Bedauern

nie wieder das Haus verlassen
denke ich heute -
beim bloßen Gedanken
an buntes Treiben
wird mir schlecht

heute sterbe ich
mit an der menschheit
gebrochenem Herzen

morgen gehe ich
wie immer
hinaus -

das Grabmal von gestern
und anderer Tage
schlurfend im Schlepptau
schwergewichtig
schärft meinen Blick

für die Chance
zur Tat
 

Rhea_Gift

Mitglied
Da nun doch zu prosaisch, landet es erstmal hier - vielleicht finde ich noch eine lyrischere Form dafür, dass es noch woanders landet - für Ungereimtes dann doch zu wenig, schätze ich - und da persönlich, passts hier gut hin...

LG, Rhea
 

Rhea_Gift

Mitglied
Würde sich dieser Teil:
___

schwergewichtig

heute sterbe ich
mit an der menschheit
gebrochenem Herzen

morgen gehe ich
wie immer
hinaus -

das Grabmal von gestern
und anderer Tage
schlurfend im Schlepptau

schwergewichtig

schärft meinen Blick
für die Chance
zur Tat
___

so auch fürs Ungereimte bei Lyrik eignen? Was meint ihr?

LG, Rhea
 

Rhea_Gift

Mitglied
Herzschwach

Herzschwach zitternd
dünnhäutig
trifft mich heute
Fremdscham
dreht mir
den Magen um

Mitleiden
schüttelt mich
drückt mich zusammen
in mir

entlädt sich
in endlosen
Wassern -
brechen, zerfließen

angesichts
ewiger Wiederholung
unmenschlichen Grauens
so menschlicher Schande

Weltenroutine -
unmöglich
Anpassung -
ausgeschlossen

die Augen niemals blind

Fremdgefühl im
Tagesgeschäft
- isolierend -
kein Bedauern

nie wieder das Haus verlassen
denke ich heute -
beim bloßen Gedanken
an buntes Treiben
wird mir schlecht

heute sterbe ich
mit an der Menschheit
gebrochenem Herzen

morgen gehe ich
wie immer
hinaus -

das Grabmal von gestern
und anderer Tage
schlurfend im Schlepptau
schwergewichtig
schärft meinen Blick

für die Chance
zur Tat
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Öh … ja. Das obere aber auch. Das zweite ist mir nur deshalb lieber, weil es kompakter ist und mir (Prosa-Typ) für die gleiche Aussage (?) weniger "Bruch" "zumutet".
 
Liebe Rhea,
dein erster Text ist ein "Steinbruch" gleich für mehrere Gedichte.
Ich würde so Worte wie "herzschwach" und "unmenschliches Grauen" oder "menschliche Schande" vermeiden und durch ein für viele Situationen stehendes Beispiel oder durch ein Bild/eine Metapher ersetzen.
Übrigens, die Stimmung, die du beschreibst, die überkommt mich auch ab und zu. Dann könnte ich mich vergraben. Aber schließlich komme ich auch immer wieder aus meiner Gruft heraus...
Also dann: Ich bin auf deine nächsten Gedichte in "Ungereimtes" sehr gespannt.
Herzliche Grüße
Karl
 

Rhea_Gift

Mitglied
Sich selbst im Visier

Ja, neben der Kurzfassung hab ich schonmehrere Varianten und Spritzer daraus im Kopf... wenn ich wieder darf, wirds auch erscheinen, bis dahin mal wieder in Kellern:

Sich selbst im Visier

Krönende Schöpfung
ich breche dir die Zacken
mit Wollust
aus dem Golde
schaufle mit eigenen Händen
dein Grab
betoniere
das schwarzweiß
deiner Augen grau
da du die Brücke
vetraut bunter Farben
die dich tragen
die dich führen sollte
blind verputzt
mit deiner Angst -

mit speerspitzigen Augen
schwärztweißt du dich an
den Daumen am Drücker
für Menschenzerflücker
blind für das Gold
die prächtigen Juwelen
die unerkannt
im Herzen funkeln
in dir können sie nur
zu Kugeln dunkeln -

dich selbst als Feind
im Visier.

>> das hier dann eher für Lyrikforen geeignet, wa? ;)
 

Josi

Mitglied
Hallo Rhea_Gift,
Dein Gedicht "Sich selbst im Visier" finde ich bemerkenswert!
Aber auch "Herzschwach" spiegelt gut einen Teil der Gesellschaft wider. Auch ich erkenne mich an einigen Stellen nur zu gut!

Liebe Grüße
von Josi
 



 
Oben Unten