Hibiskus

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kata

Mitglied
Hibiskus

In die Unermesslichkeit tauchen wir ein,
erscheinen wie vom Raum bekleidet
nackt, in rotem Lichtstrahl des Hibiskus.

Es ist Nachmittag. Eine ausgesuchte Zeit
für Feigen und Wein und gefüllten Schalen
mit kleinen Rosenblüten und Margeriten.

Der Raum ist offen, das Nussöl dampft und
ein besonderer Duft flutet unseren Kreis.
Ein kleiner Spiegel vervielfältigt das Licht,
wir zittern in verlorenem Goldpuder,
ringsumher auf dem Boden ausgebreitet.

Die Sanftheit, die wie eine Melodie klingt,
entflammt uns innig und wir zögern heiß
in merkwürdiger Verweigerung, nur kurz,
wahnsinnig kurz, verrückt vor Erregung.

Denn, wir wissen, wovon wir uns loslösen,
um den Raum jungfräulich zu arrangieren.
Wir werden uns nicht in Eile beflügeln,
um die ausgereiften Splitter einer wilden
und vergötterten Schamlosigkeit zu sein.

Langsam, ganz langsam, schweben wir,
neben einer Feuerschale aus Messing
und befreien uns von bisherigem Ballast.

In dem festen Ineinandergeschmiegtsein
schaukeln wir auf und ab, wie in der Flut.
Der Schmerz sehnt sich, frei zu werden.

Gesichter sind aufgerissen, der Atem geht,
Schweiß überall … ein plissiertes Lacken.
Aus den Augen fällt ein Bach von Tränen,
wir sind ausgefüllt, in unsterblichem Fluss,
in Strömung unserer angebundenen Gefühle.
 
T

Thys

Gast
Hallo kata,

ich wußte, dass es hier wieder nur um das Eine (Sex)) geht.
Dauert mir aber zu lange, dieses Vorspiel. Liegt wohl an
meiner Männlichkeit, oder so.

in rotem Lichtstrahl des Hibiskus

Irgendwie kommen mir hier Science Fiction Bilder ins Hirn.

Wir werden uns nicht in Eile beflügeln

Hier mußte ich grinsen. Dabei denke ich an unzüchtige
Schmetterlige.

um die ausgereiften Splitter einer wilden
und vergötterten Schamlosigkeit zu sein

Mit den "ausgereiften Splittern" kann ich gar nichts anfangen.
Passen für mich nicht zum Hibiskus und auch nicht zu den sich
beflügelnden Schmetterlingen.

Lacken -> (Bett)Laken

Gruß

Thys
 

mitis

Mitglied
ich finde dieses gedicht schön, es könnte aber für mich auch prosa sein.
schön finde ich, dass es mich in eine zweigeteilte sicht "zwingt". einerseits beschreibst du einen konkreten raum mit recht konkreten gegenständen, das wird sinnlich spürbar.
andererseits spielt sich da auch etwas zwischen menschen ab (eine art von anziehung), etwas, das du im unkonkreten lässt. die menschen sind nicht als ich und du erkennbar, nur als wir und sind für mich wie ein spiel von licht und schatten in diesem konkreten raum.
beim lesen und nochmal lesen hat sich dann meine beziehung zu dem text verändert: zuerst habe ich mich an den konkreten gegenständen festgehalten und die "gefühle" blieben im vagen.
dann kannte ich die gegenstände schon und die gefühle traten in den vordergrund.
es ist so, wie wenn ich einen unbekannten raum betrete und zunächst gegenstände wahrnehme und nur vage die "aura" des raumes. je vertrauter ich mit dem konkreten raum werde, desto deutlicher spür ich dessen unsichtbare inhalte.

ich habe keine ahnung, ob ich mit dieser interpretation richtig liege. aber ich habe dein gedicht so gelesen, dass ich es körperlich gespürt habe - eher wie musik, ziemlich weit weg von jeglichen theoretischen gedanken.
für mich wäre das beste wort für dieses genre "musikalische prosa".
lg mitis
 

strolch

Mitglied
ach kata,
mal schön wieder etwas von dir zu lesen.

ich mag deine bildhafte sprache, dein mit worten malen

ja ich sah bilder vor mir - also gekonnt.

stimmt schon könnte auch in richtung prosa gehen, aber trotzdem denke ich es steht schon richtig hier

schönen tag
brigitte
 



 
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