Hier ist kein Trost

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Ralf Langer

Mitglied
Hier ist kein Trost,
doch auch die Trauer
hat hier kein Zuhaus
ist mehr von Dauer:
Nichts füllt die Stunden aus.

Was herrscht ist Nebel
liegt über der Welt
noch eine Frage – wenn ja
wer hat sie gestellt:
die Falle - warum - wozu
neigen die Menschen
so spät im Jahre
ihre Häupter der Lethe zu.

Und alles Sein,
und alle Seinsbeweise
finden ihren Platz
in einer Urne
geht das Leben
- mit einer Hochzeit -
im November ein.
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Ralf,

ein starkes Gedicht, das mich an die Hand und mit-nimmt, das mich emotional einfängt, umgarnt und leer entlässt.

Zahlreiche Assoziationen schießen ein und es reizt mich, meine eigenen Gedanken, meine eigenen Worte daran zu knüpfen.

Auf diesem Hintergrund bringe ich folgende Gedanken ein:

[blue]Ein Wort aus[/blue] Nebel
[blue]entsteigt der[/blue] Welt
noch eine Frage – wenn ja
wer hat sie gestellt:
die Falle - warum - wozu
neigen die Menschen
so spät im Jahr[strike][blue]e[/blue][/strike]
ihre Häupter der [blue]Erde[/blue] zu.
Ich würde meinen Einwurf nicht "Verbesserungsvorschlag" nennen - es handelt sich mehr um ein Tasten, ob es vielleicht auch so gesagt werden könnte, was verändert sich dann und in welche Richtung verändert es sich? Der Text, so mein Eindruck, scheint fast zu schweben, ist nicht starr, sondern formbar, wandelbar.

lg wüstenrose
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo wüstenrose,

ersteinmal freut es mich, das mein gedicht dich emotional einfängt, und auch das du es "wandelbar" nennst.

denn diese metamophosische element war durchaus meinerseits beabsichtigt.

interessant, das du den begriff "wort" als alternative für strophe zwei vorschlägst. denn auch ich habe lange darüber nachgedacht diesen begriff selber zu setzen.

ich entschied mich nach langen überlegungen allerdings dagegen.

einserseits um weitere lesarten beim leser zu evozieren, und andererseits, weil ich fühlte, das im wort "frage" das "wort" ja implizit vorhanden ist.

auch den begriff "erde" statt lethe

(Der Name bedeutet Vergessen, Vergessenheit, auch im Sinne von Verborgenheit, zu altgriechisch λήϑω verborgen sein. Das griechische Wort für Wahrheit, ἀλήϑεια [alétheia], leitet sich von derselben Wurzel her und bedeutet eigentlich Unverborgenheit.)wikipedia

hatte ich im kopf. auch hier entschied ich mich dagegen, weil ich in der anspielung durch das wort "lethe" mehr lesarten empfand.

lg
ralf
 

namibia

Mitglied
Lieber Ralf,

ich kann und will das Gedicht nicht analysieren, aber meine Bilder will ich dir gerne sagen. Novembernebel aus Urnen steigend, die Welt grau betrübt, Allerheiligen, eine Schwere und der Kreislauf des Seins.

das Wort Lethe gefiel mir in dem Zusammenhang ( quasi als archaischen Hinweis auf den Kreislauf des Lebens ) ausserordentlich.

Liebe Grüße

Anna amalia
 



 
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