Himmelwärts

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Himmelwärts​


Fern von Gut und Böse,
die Vergangenheit.

Angemeldet,
das große Unbekannte.
Am Tag deiner Reise,
kein Reisefieber mehr.
Zum Sterben bereit.
Kriegverzehrt dein Herz,
von warmer Flut geöffnet.
Deine liebenden Worte
trancegeschwelgt.

Jener heilige Schein
des Todes
erhellte dein Antlitz.
Balsam des zärtlichen Abschieds,
von mir, in deine Füße massiert.
Stille im Raum.
Der schwarze Engel
breitete seine Flügel aus.
Deine Reise ins Jenseits war weit,
doch, wir waren uns nah.

____________________________
Vater
Ich gehe niemals an dein Grab
Ich schaue in den Himmel


Hkeuper16.04.
 

Henry

Mitglied
Hallo Heike,
dein Gedicht gefällt mir sehr gut, es bewegt mich sehr.

Am Schluß fehlt nur ein Satz:

Ich gehe niemals an dein Grab
Ich schaue in den Himmel,
in den du dich begabst

Dann wärs für "mich" perfekt.

Henry
 
mutig

an ein tabuthema hast du dich hier gewagt und auch hier mangelts mir ein wenig an intensität - gerade hier. ich verstehe, dass es dir am herzen liegt.

den vorschlag von henry und seiner schlusszeile lehne ich ab (was wissen wir schon, wohin tote gehen). es reicht, wenn du in den himmel schaust - mag der leser selber denken oder seine meinung dazu haben.

[blue]du hast gut begonnen:[/blue]
Fern von Gut und Böse,
die Vergangenheit.
[blue]ist mir zu allgemein - vielleicht "von gelebtem und verlorenem" - nur als vorschlag gedacht[/blue]
Angemeldet,
das große Unbekannte.
Am Tag deiner Reise,
kein Reisefieber mehr.
[blue]gut bis dahin und noch was dazu. etwas was still ist, wenn du das sagen willst[/blue]
Zum Sterben bereit.
Kriegverzehrt dein Herz,
von warmer Flut geöffnet.
Deine liebenden Worte
trancegeschwelgt.
[blue]ich schaff den übergang nicht ganz von "krieg(s)verzehrtem herz und den warmen fluten, die öffnen. für trancegeschwelgt würde ich ein anderes wort wählen. es klingt so aufgebläht - etwas wie "der welt schon abgewandt" oder ähnliches[/blue]

[strike][red]Jener[/red][/strike] [blue]Der[/blue] heilige Schein
des Todes [blue](jener? welcher genau?)[/blue]
erhellt[strike][red]e[/red][/strike] dein Antlitz.
[blue]du wechselst vom präsens ins präteritum - bleib in der gegenwart[/blue]
Balsam des zärtlichen Abschieds,
von mir, in deine Füße massiert.
[blue]gute umsetzung des gedankens - hier fühle ich, was du meinst. gib mir bilder als leser, die ich sehen kann und nachspüren, dies allein macht mein (nach)empfinden aus - der mensch kann mit bildern am meisten anfangen. hier weiß ich, auf welche weise du es tust und fühle genau, was geschieht - bleib dabei, dann wird es verdammt gut[/blue]
Stille im Raum.
Der schwarze Engel
breitet[strike][red]e[/red][/strike] seine Flügel aus.
Deine Reise ins Jenseits [strike][red]war[/red][/strike] [blue]ist[/blue] weit,
doch, wir [strike][red]waren[/red][/strike] [blue]bleiben[/blue] uns nah.
[blue]stirbt er jetzt gerade (so habe ich es zumindest bis hierher gelesen) oder ist er nun schon gestorben?[/blue]
____________________________
Ich gehe niemals an dein Grab
Ich schaue in den Himmel

ich hoffe, du kannst mit den anmerkungen etwas anfangen.
viele grüße
 
danke liebe freifrau.
tabuthemen einfühlsam aufgegriffen sind meine speziallität...*lächelt* ich bin eine clownin die unerwartetes tut und ihren eigenen stil hat, dinge auch gern mal mit abstand, von der analytisch betrachtenden weise, angeht.


diese gedicht möchte ich im moment um keinen buchstaben verändern.
es hat so seine richtigkeit.
ich hatte zuvor viel mehr worte aber es gewann erst an brisans als ich es auf die jetzige form gebracht hatte. leser bekamen tränen in die augen... aber ich fühlte mich weich warm und versöhnt...


kriegsverzehrtes herz..., als kind im krieg...seele tief verletzt.. kaum in der lage gefühle zu äußern...und doch gelitten...manchmal vermeintlich heimlich geweint...
dieses gedicht...
ein rückblick zum todestag meines vaters

es ist viele jahre her und bedarf nicht mehr die nähe des
augenblicks.
ich wollte dieses werk nicht wie in der schreibwerkstatt auseinandergepfückt wissen, ein gesamteindruck reicht.
mir.evtl.noch ein hinweis auf grobe schwächen.
danke für deine mühe.
alles liebe dir. heike
 

mandra

Mitglied
zu diesem thema gehört einfühlungsvermögen und dies hast du hiermit bewiesen. Es sind Zeilen die zum Nachdenken anregen.
 
danke manrdra,
ja ich glaube auch das ich einfühlungsvermögen im laufe der jahre erlangt habe. wobei es mir hier leicht fiel. es geht um einen abschied bei dem ich zugegen war in den sterbestunden. es ist immer ein risikoreiches spiel, die gradwanderung beim schreiben hinzubekommen, die sich ergibt, aus eigener betroffenheit und dem leser einen genuß zu bereiten. es gelingt ja auch nicht immer. ich wollte nicht zu dick auftragen in gefühlen schwelgen aber die zartheit das besondere der situation sollte durchkommen. daher strich ich jedes noch so kleine überflüssige wort der ersten version weg. hab dich wohl heike
 

mandra

Mitglied
den gefühlen freien lauf lassen ist nicht immer einfach und noch dazu die richtigen worte finden. du hast sie gefunden.



schönen sonntag,
lg. mandra
 
L

Lotte Werther

Gast
Wie ich eben lese, Heike, hast auch du dich mit dem Tod eines geliebten Menschen literarisch auseinandergesetzt.

Und es ist dir gelungen.
Ich finde auch deine Einstellung ok, an diesem Text nichts zu ändern. Ich hätte nur den letzten Satz lieber so gelesen wie es der Titel ankündigt.

Ich schaue himmelwärts.

Lotte Werther
 
du hast recht lotte, ich war auch sehr versucht es so zu machen, aber irgendwie glaubte ich das es in der jetzigen form mit der darüber liegenden zeile besser harmoniert.
gern gehe ich in meinen werken so vor,
das sich anfang und ende zu einem ganzen schließen.
güssen regensburg
heike
 
liebe lotte,danke das du wieder einmal ein werk vonmir gelesen hast,

diese hier liegt mir auch sehr am herzen.
ursprünglich hatte ich auch den vater heraus gelassen, bin mir aber unsicher geworden weil jemand diese aussage nicht verstand.
Kriegverzehrt dein Herz,
die kriegsgeschädigten männer konnten oft ihre gefühle nicht zeigen. wirkten äußerlich versteinert, während ihre seele weinte.
das hat mich tief betroffen gemacht. im sterbenden habe ich all die wunden und die liebe gesehen,
die zuvor nicht wirklich gelebt wurden, es waren ganz besondere stunden in denen viel unausprechliches geschah.
die engel des himmels und des todes waren ganz nah und hielten zwiesprache auf sehr eigentümliche weise, im werk selbst wäre jedes wort zuviel gewesen und hätte die aussage verkitscht.
heike
 



 
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