Hinter'm Hof

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Mitten in Mitte
brüllt das Leben haupt und stattlich.
Es verkehrt mit verschiedensten Mitteln
hupend, stinkend, halsbrecherisch.
Man kaufberauscht sich dumm und dämlich.
Schussbereite Touristen halten Maulaffen feil
und lassen sich Berliner Luft in Tüten andrehen.
Hier redet man lauthals Tacheles
Klaxophonie, Kakophonie, Telephonie.

Vier Höfe hinter der Oranienburger
zwitschert die Luft zwischen alten Bauten.
Dort, wo sich der morsche Pflaumenbaum
und das verrostete Fahrrad gegenseitig stützen,
gedeihen Tomaten und spielende Kinder
und zahnlose Greise wiederholen ihre Geschichten
aus der guten alten Zeit.
Nese und Rosalia gestikulieren Kochrezepte,
während sie von Waltrauds Käsekuchen naschen.
Sperling Samuel aus Friedrichshain klaut die Krümel.
Und im Schatten neben der Fahrradreparatur
grinst ein sattes Baby
im Traum unter dem Moskitonetz
 
F

Fettauge

Gast
Hinterm Hof

Hallo Gerhard Bakenfalter,

eigentlich ist mir das Ganze sympathisch. In der ersten Strophe ist das LI abgestoßen von der aufgesetzten Touristenstadt-Hektik Berlins. Da gehe ich absolut mit. Die zweite Strophe dagegen beschreibt eine Kiez-Idylle, die niemals eine Idylle war, höchstens für Besucher, sondern in der Armut gründet. Schwierigkeiten habe ich mit dem gewollt wirkenden "haupt" und "stattlich", aus rein sprachlichen Gründen. Und mit "eigentlich" meine ich, dass ich doch ein wenig das Schleifen des Gedichtes vermisse. Mir scheint das alles doch ein bisschen dahergeplaudert, ohne jede wirkliche Kritik am Zustand des gegenwärtigen Berlins. Einfach Idylle mit Schönheitsfehlern.

lg Fettauge
 
Hallo rogathe, hallo Fettauge,

herzlichen Dank für die interessanten Stellungnahmen.

"Zillemüljöh heute" freut mich natürlich. Dennoch kann ich auch Fettauges Kritik nachvollziehen, wobei ich aber festhalten möchte, dass "Hinter'm Hof" nicht den Anspruch erhebt, ein sozialkritisches Werk zu sein. Wobei der Blickwinkel des Besuchers in Sommerlaune allerdinx zutrifft und beabsichtigt ist.

Eins verstehe ich jedoch nicht – was bedeutet es, wenn ein Gedicht schleift? Zieht man es dann hinter sich her und es scheppert über das Trottoir? Oder feilt es den Gesamteindruck? Hier bitte ich um Aufklärung.

Liebe Grüße
Baki, gefaltet
 
R

Rose

Gast
Hallo Gerhard,

es gefällt mir, wie du in die Stadt Berlin und die Hinterhöfe Einblick gewährst. Berliner luftig und locker beschrieben.

Duftige Grüße
Rose
 



 
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