Hoffnung

LADYHELLENA

Mitglied
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Hoffnung

Wie ein knorriger Baum
ist meine Seele.
Der Stamm voller Furchen
von den Wurzeln
hin zur Krone.
An erstarrten Zweigen
zerrissene Blätter,
durchweht von mancher Zeit,
kraftlos und matt
an dürstenden Ästen.
Wenn die Sonne bricht
durch das Geäst
strömt zaghaft Hoffnung,
geht warmer Atem
durch den erzitternden Stamm.
Die Zweige, die Blätter
strecken sich verlangend
der Wärme entgegen,
hoffend auf die Kraft
einer heilenden Sonne.

ladyhellena
 

Svalin

Mitglied
Hallo LADYHELLENA,

Dieses Forum Experimentelles scheint mitunter so verstanden zu werden, dass es weniger darum geht, etwas mit Sprache als vielmehr etwas für sich selbst ausprobiert zu haben: eine persönliche Versuchung also oder ein Wagnis vor dem Hintergrund eigener Möglichkeiten und Bedürfnisse. Dagegen ist nichts zu sagen. Als Leser wünscht man sich dann nur, dass einem dieses auch deutlich vor Augen geführt werden würde. Ehrlich gesagt erkenne ich hier aber nichts weiter als ein konventionelles Gedicht, das mit einer Baum-Seelen-Metapher arbeitet, die sich durch eine seltsame Einseitigkeit in der Betrachtung auszeichnet. Es ist eine ausgesprochene Sonnenhuldigung: "hoffend auf die Kraft einer heilenden Sonne". Diese Hoffnung aber verdrängt/verkennt zuletzt andere Ursachen des eigenen Zerfalls, wie "kraftlos und matt an dürstenden Ästen".
Wenn auch nicht sprachlich, so scheint sich dadurch zumindest bildlich so etwas wie ein Spannungsfeld aufzubauen, das sich durchaus experimentell hervorheben/beleben ließe: z.B. in der Visualisierung des Ausgeblendeten


Wie
ein
knor-
riger
Baum
ist meine
Seele. Der
Stamm voller
Furchen von den
Wurzeln hin zur Krone.
An erstarrten Zweigen zer-
rissene Blätter, durchweht von
mancher Zeit, kraftlos und matt an
dürstenden Ästen. Wenn die Sonne
bricht durch das Geäst strömt zaghaft
Hoffnung, geht warmer Atem durch den
erzitternden Stamm. Die Zweige, die
Blätter strecken sich verlangend
der Wärme entgegen, hoffend
auf die Kraft einer hei-
lenden Sonne.


Viele Grüße
Martin
 

LADYHELLENA

Mitglied
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Hallo, Svalin!

Vielen Dank für Deine Ausführungen und das
schöne Bild. Kein gelungenes Gedicht!
- ich wollte damit das Experiment wagen, mich
so darzustellen, wie ich mich manchmal fühle.
Zerzaust und müde zwar, aber offen für Sonne (Freude,
Liebe), voller Hoffnung eben.
Danke für den freundlichen Kommentar!
lg
ladyhellena
 

Svalin

Mitglied
Hallo LADYHELLENA,

Kein gelungenes Gedicht!
Etwas deplaziert heißt noch lange nicht völlig misslungen ;) Gut möglich, dass dein Gedicht z.B. in <Tagebuch> auf entsprechende Leser trifft: dort geht es vorrangig um die Abbildung eigener Befindlichkeiten. Vielleicht solltest du es dahin "umtopfen" lassen.
Eine kleine Anmerkung noch: Metaphern benötigen meistens keine breite Auswälzung von Details. Sie funktionieren oft schon im Anklingen und dadurch, dass sich jeder Leser einen Teil/den Rest dazu denken kann (und möchte!). Wenn ich dich richtig verstehe, ging es dir maßgeblich darum, Ermüdungserscheinungen mit einer positiven Perspektive zu verbinden. Passives Hoffen wäre da meiner Meinung nach nur der Anfang:

Manchmal fühle ich mich
zerzaust und müde
wie ein knorriger Baum.

Dann blättere ich ein paar
meiner grünen Scheine dahin
und sage zur Sonne:
Einmal auftanken bitte!

Viele Grüße
Martin
 

LADYHELLENA

Mitglied
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Hallo Martin,

Deine Ausführungen habe ich mit Freude und Interesse
zur Kenntnis genommen.
Allerdings haben sie mich auch in meiner Annahme
bestärkt, dass
mein Gedicht misslungen ist.
Wenn man sieht, wie Du mit ein paar Zeilen viel mehr
aussagen kannst!
Danke, ich muss noch viel dazulernen, das meint,
mit freundlichem Gruß
ladyhellena
 

Svalin

Mitglied
Hallo LADYHELLENA,

Runterziehen wollte ich dich damit keinesfalls: Wichtig ist doch eigentlich nur, einen eigenen Stil zu finden und ihm treu zu bleiben. Fremde Sichtweisen und Meinungen bleiben auf dem Weg dahin allenfalls Schuhe: man muss sich nicht jeden anziehen - aber wenn, kann man schauen, wie es sich darin läuft ;) Was sie einem aber alle nicht verraten können: wohin man gehen muss. Lass dich also nicht verunsichern: alle literarischen Bezugspunkte in der Leselupe dienen lediglich der Orientierung, nicht zur Abschreckung.

Viele Grüße
Martin
 

LADYHELLENA

Mitglied
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Hallo Martin,

Danke für Deine interessanten Hinweise. Runtergezogen
fühlte ich mich nicht; es ist schon richtig,
das mit den Schuhen. Solange man nicht den eigenen,
möglichst guten Weg gefunden hat, tut man sich eben
schwer. Siehe Hoffnung! :)
freundliche Grüße
ladyhellena
 



 
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