Horrido

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Die Bejagung des Joggers


Veröffentlicht ohne freundliche Genehmigung des Magazins Wild & Grunz.

Die ersten warmen Tage dieses Jahres zogen viele unserer Waidgenossen wieder in die Wälder und Parks, um die einzigartige Erfahrung der Jagd auf das wohl größte zweibeinige Schwitzwild in unseren gemäßigten Breiten zu genießen - den Jogger.

Seinen dem passionierten Jäger nicht unbekannten genetischen Verwandten, dem Rotzblag und der Gemeinen Grauhaarigen Stehnsemalbitteauf Ichmußsitzen, in seiner Lebensweise bemerkenswert unähnlich, erinnert er in seiner Ruhelosigkeit eher an die Wanderratte oder die Wüste Rennschnepfe.

Bis heute hat der Gesetzgeber keine Schonzeiten für Jogger festgelegt, noch hat er das Vergnügen an der Jagd durch Vorschriften über Munition und Waffen zu trüben gesucht. Üblich sind sowohl Kugel als auch Schrot, wobei ersteres, wenn richtig gezielt, vor allem von den Freunden handgemachter Lampenschirme und Skalparrangements an der Haustür befürwortet wird. Schrot hat seine Vorteile im Bereich der Wildbretverwertung - wer schon einmal Galleninhalt und verdauten Körnerfraß aus der durch eine starke Kugel zerrissenen Bauchhöhle eines aufgebrochenen Joggers entfernen mußte, weiß, wovon ich rede.

Vergleicht man die relative Plumpheit der Bewegungen des Joggers, die in keinster Weise im Verhältnis zu seinen angestrengten Bemühungen steht, mit der Behendigkeit alternativer jagdbarer Arten wie Rollstuhlfahrern oder Dackeln, stellt man fest, daß die leichte Beute, die dieses Wild verspricht, gerade für den jagdlichen Nachwuchs eine ermutigende Erfahrung darstellen kann, wenn ein erfahrener Waidmann den Jungjägern mit Rat und Tat zur Seite steht.

Ein vorbildliches Beispiel für solchen Einsatz stellt Herr G. dar, Ehrenmitglied des Hegerings Unterschleißheim, der uns von seinem letzten abendlichen Ansitz auf Jogger im Unterschleißheimer Stadtwald berichtete:

„[...] Die Klassenkameraden meines Sohnes waren begeistert, als ich die gesamte dritte Klasse zu einer Exkursion einlud. Die Energie, mit der die Kleinen meine Büchsen aneinander ausprobierten, hätte so manchen altgedienten Waidmann vor Neid erblassen lassen.

Als schließlich ein wenig Ruhe eingekehrt war, weil die Klasse sich von achtundzwanzig auf drei Leute dezimiert hatte, blies ich zum Aufbruch in den Stadtpark.

Wir hockten uns hinter einer Parkbank auf die Lauer, die wir sorgfältig mit Alditüten und einem Obdachlosen tarnten, der sich freiwillig gemeldet hatte, nachdem eins der Kinder ihm ein Auge ausgeschossen hatte. Hinterher verabreichte ich jenem einen Gnadenschuß und schärfte den Kindern ein, daß diese Handlung angesichts eines verletzten Mitwesens im Sinne der Waidgerechtigkeit für jeden Jäger Ehre und Pflicht sei. [...]

Im Laufe des Abends erlegten wir fünf Eichhörnchen, einen Schäferhund und ein älteres Ehepaar. Letzterem entnahm ich die Brieftaschen und schickte eins der Kinder zu ihnen nach Hause, um das Haus anzuzünden und die Türen zu bewachen; Junge ohne Eltern zurückzulassen ist zweifellos unverantwortlich.

Als die Sonne anfing zu sinken, begannen die Kinder, unruhig zu werden, weil sich die versprochenen Jogger noch nicht eingestellt hatten. Nach einer weiteren Wartezeit lief dann tatsächlich vor unserer Nase ein Weibchen vorbei - eins der Kinder schoß, verfehlte aber vor Aufregung die Brust und zerfetzte ihm lediglich die Schulter. Ich versuchte daraufhin ebenfalls, es zu erlegen, aber es hatte sich bereits in sein Auto geflüchtet.

Nun stand ich vor einem Dilemma, einerseits wollte ich potentiellen Nachwuchs für unser Waidhandwerk nicht bei ihrer ersten Begegnung mit den Freuden der Natur so herbe enttäuschen, andererseits schienen die Jogger heute scheu zu sein, was sehr ungewöhnlich für so einen heiteren Frühlingsabend war.

Endlich sahen wir einen weiteren Jogger kommen. Eins der Kinder legte an, doch um unsere kleine Expedition vor einem weiteren Fehlschlag zu bewahren, bedeutete ich ihm leise, sich noch ein wenig zurückzuhalten. Als der Jogger dicht vor uns an der Bank vorbeilief, sprang ich mit einem Satz hinter selbiger hervor und überwältigte ihn, indem ich ihn in den Schwitzkasten nahm. Von seiner sinnlosen körperlichen Aktivität schon vorher geschwächt, zappelte er nur kurze Zeit und schien dann zu resignieren.

Ich wies die Kinder an, hinter der Bank hervorzukommen, sich hinter mich zu stellen und auf den Jogger anzulegen. Dann löste ich meinen Griff und packte den Jogger an den Haaren. Auf mein Kommando schossen ihn beide Kinder gleichzeitig in den Kopf. Blut, Haare und Gehirnmasse spritzten auf einen Herrn, der gerade vorbeispazierte und sich daraufhin als Polizist zu erkennen gab. Er belehrte uns, daß Exekutionen auf öffentlichen Grünflächen stets mit Plastikplanen abgeschirmt sein müßten, um die Kleidung der Spaziergänger zu schonen und die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, da just eine Woche zuvor erst wieder ein Radfahrer, der ein Stück Zunge ins Auge bekommen hatte, blindlings über ein kleines Zwillingspärchen gefahren war, was vor allem deren Mutter sehr erboste, weil sie ihrem Nachwuchs erst kurz zuvor ein Eis gekauft hatte, das nach dem Unfall natürlich eine ähnliche Konsistenz wie ihre Zwillinge angenommen hatte.

Als der Polizist in die aufgeregt glänzenden Augen meiner kleinen Begleiter schaute und meine hoffnungsvollen Bitten hörte, sah er aber großzügig davon ab, ein Bußgeld für die Ordnungswidrigkeit zu erheben, und nahm stattdessen nur die Armbanduhr und zwei unbeschädigte Goldzähne des Joggers an sich.

So ermöglichte ich es den Kindern schließlich, diesen Ansitz mit einem Erfolgserlebnis zu beenden.

Als der dritte Schulkamerad sich wieder zu uns gesellte und stolz den Kopf eines ca. 25 Jahre alten Individuums vorzeigte, das sich aus der Kellertür hatte flüchten wollen, brach unter den beiden anderen ein Streit aus, wem nun der erlegte Jogger gehören sollte.

Ich entschied, daß das Wildbret mein sein sollte, da ohnehin nur die ältere Generation, zu der meine Angetraute gehört, noch das Wissen um das angemessene Abhängen und die richtige Zubereitung eines selbstgeschossenen Joggers hat, und die Kinder dafür die Reste des Kopfes erhalten sollten.

Leider konnten die beiden sich nicht einigen, wie diese Trophäe nun zu teilen wäre.

Das unterlegene Kind warf ich zusammen mit dem Obdachlosen auf eine nahegelegene Lichtung, wo es als Lockfutter für Karnickel dienen mochte. [...]“

Hoffen wir, daß in Zukunft noch mehr unserer Kameraden ein derartiges Engagement für die Jugend an den Tag legen werden.

Hoffen wir auch, daß das von Herrn G. beobachtete plötzliche Ausbleiben der Jogger kein Ausdruck einer großflächigeren Entwicklung ist. Sicher sind wir uns alle im Klaren darüber, daß eine Rasse, die mit ihren Energien derart ineffektiv verfährt zweifellos ein Irrweg der Evolution ist, die sich im Genpool nicht lange wird über Wasser halten können, aber bis zu ihrem unausweichlichen Ende möchten wir die Freude dieser unmittelbaren Naturerfahrung und die Möglichkeit der gemeinsamen Freizeitgestaltung mit unserem Nachwuchs nicht missen.

Lesen Sie deshalb in der nächsten Ausgabe von Wild & Grunz nicht über:

Sozial-Nistkästen für Jogger, geplante Schonzeiten für tragende Weibchen und den Prototyp für Klon-Jogger „Adidolly“ -

Waidmannsheil!
 

flammarion

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das

dürfte sehr lange dauern, mich umzugewöhnen. ich hab nichts gegen beißende satire und sehe auch ihre notwendigkeit ein und verstehe auch, daß es vielleicht an biß verliert, wenn weniger blut drin vorkommt - manch einer braucht es ja genau so hart, wie du es geschrieben hast, aber ich bleibe lieber, wie ich bin. ich habe übrigens nichts negatives über deine geschichte gesagt. ich bin eben ich und du bist du und wir sind beide froh darüber, wie ich hoffe. ganz lieb grüßt (das is übrigens eine symphatiebekundung)
 



 
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