Hospiz

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Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Noch einmal eine Zigarette
unter deinem Fenster
in laueren Nächten
nur keine Eile
das Zimmer neu bewohnt

für den letzten Zug

wähne ich den Kassiber
am Scheideweg hoffentlich
hebt ihn einer auf


(für meine Schwester)
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Rhea,

ja schaurig trifft es wohl am besten.
Meine Gedichte haben eigentlich nie eine Widmung und diese hat mir besonders wenig Spaß gemacht.
Danke fürs lesen!

Liebe Grüße
Manfred
 
H

Heidrun D.

Gast
Es ist schwer,
solch ein Gedicht zu kommentieren. Deshalb flüchte ich mich ins Formale:
Dir ist es sehr gut gelungen, deiner Trauer Worte zu verleihen, die schlicht und eindrucksvoll einherkommen und ihre Deutung ganz allein dem Leser überlassen.

Liebe Grüße
Heidrun
 

revilo

Mitglied
Hallo Franke.........schön wieder etwas von Dir zu lesen.......gefällt mir..........sparsam, aber voller Aussagekraft..........LG revilo
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Heidrun und revilo!

Ihr müsst euch nicht scheuen, das Gedicht zu kommentieren, auch wenn der Anlass kein erfreulicher war.

Es ist jetzt knapp ein Jahr her als ich sie zum letzten Mal gesehen und gesprochen habe. Es war damals wie heute bitterkalt und ich habe mir damals geschworen, dass ich in einer wärmeren Nacht noch einmal dorthin komme, eine Zigarette auf sie rauchen werde in der Hoffnung, dass alles so eingetreten ist, wie sie geglaubt hat.

Ich habe mir damals auch geschworen, dass ich nie mehr ein Gedicht schreiben werde, deshalb auch mein damaliger Rückzug aus der Lupe.
Aber die Lyrik war stärker und so begehe ich wieder Wortbruch - Tag um Tag.

Danke für eure Kommentare und liebe Grüße!

Manfred
 
B

Beba

Gast
Hallo Manfred,

mir ging es ähnlich wie Heidrun. Es ist klar, dass es ein sehr persönliches Gedicht ist. Offensichtlich ist sofort, dass es hier um Trauer, um Tod und Erinnerung geht, aber eben nicht fiktiv, sondern sehr real. Und zumindest hier in unserem Kulturkreis haben wir Probleme, mit diesen Themen umzugehen, verdrängen sie sehr gern. Und so, das gebe ich zu, kreiste ich immer wieder darum herum und zögerte dann doch. Der Text ist ergreifend, er geht sehr nah. Er bringt der Leser dazu, sich in diese Situation selbst hineinzudenken. Zumindest ging es mir so.


LG
Bernd
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Bernd!

Danke für deinen Kommentar und fürs Verstehen.
Mir ist in all den Jahren gar nichts anderes übrig geblieben als offensiv mit der Trauer umzugehen, denn anscheinend bin ich der "Auserwählte", der seine Familie Stück um Stück begraben muss.
Die Lyrik hat mir hier über manches hinweggeholfen.

Liebe Grüße
Manfred
 

wüstenrose

Mitglied
Hallo Franke,
ein sehr schönes Gedicht.
zwischen Schwester und Bruder, innerhalb einer ganze Familie gibt es ganz eigene Formen der Kommunikation. Man könnte fast sagen: Man spricht eine eigene Sprache (so verstehe ich den Kassiber). Man hat einen gemeinsamen Hintergrund an Freud und Leid, man fühlt die gemeinsame Familiengeschichte (oft genung verbunden mit den Traumatisierungen der "Kriegs-Generation") wohl mehr, als dass man sie sprachlich bewältigen kann. Man ist ganz eng beieinander, auch wenn man vielleicht weit voneinander wohnt.
Der Scheideweg. Der letzte Zug.
So traurig.

Es müsste jemand da sein, der was aufhebt, der sagt: wir haben das gesehen, wir wissen darum.

lg wüstenrose
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo wüstenrose!

Dir besonderen Dank für deine Interpretation, du hast meine Intention voll getroffen.

Liebe Grüße
Manfred
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo revilo!

Das tut es in der Tat und ich kann mir Trauer sehr gut von der Seele schreiben.
Auf zu neuen Ufern.

Liebe Grüße
Manfred
 



 
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