Hubbauber fliegen nicht

Erschöpft kam Katrin nach Hause. Der Schulvormittag war anstrengend gewesen: Erst waren ihr in der Mathearbeit etliche Fehler unterlaufen, dann war sie in der Turnhalle gestürzt und hatte sich sehr weh getan, die letzten beiden Stunden schließlich waren endlos gewesen bei den öden Themen aus Geschichte und Physik und stressig waren sie auch bei den Meckereien von Frau Knurz und Herrn Klos. Und auf dem Heimweg hatte sie sich noch mit Heike, ihrer besten Freundin, gezankt.
Während des Mittagessens sprach Mutter nicht mit Katrin, nur nach der Mathearbeit fragte sie und nach der Menge der Hausaufgaben. Sonst beschäftigte sie sich mit Dirk, Katrins dreijährigem Bruder. Dieser plapperte munter von einem Hubbauber, und vom Plugzeug und vom Pliegen, und Mutter lachte und berichtigte seine Sprachfehler.
Katrin hätte Mutter auch gern zum Lachen gebracht, und darum sagte sie, Dirks Tonfall nachahmend, dass die Fratfartoffeln gut schmeckten. Doch Mutter wurde sehr ernst, und zurecht weisend sagte sie: „Katrin, sprich vernünftig, du bist schon groß!“
Katrin spürte, wie Trotz in ihr aufstieg. Immer war Dirk der Mittelpunkt, der durfte sich alles erlauben, und trotzdem lachte Mutter und verhätschelte ihn. Doch sie, Katrin, durfte nichts; kaum, dass Mutter mal lächelte, nie, dass Mutter sie mal streichelte, immer verhielt sie sich abweisend und kühl. Katrin machte das zornig, besonders heute nach dem verkorksten Schulvormittag. Und darum begann sie plötzlich laut zu heulen, und sie schrie: „Immer Dirk! Immer Dirk!“ und dabei schlug sie mit der Gabel so heftig auf den Teller, dass dieser zerbrach.
Mutter schimpfte nicht. Sie sagte nur streng: „Und jetzt gehst du auf dein Zimmer.“ Dort weinte Katrin bitterlich, es tat ihr leid, dass sie so zornig geworden war. Gern hätte sie jetzt auf Mutters Schoß gesessen, hätte geschmust mit Mutter und sie um Verzeihung gebeten. Doch sie traute sich nicht nach unten.
Sie blieb in ihrem Zimmer. Und dann stiegen wieder Trotz und Zorn in ihr hoch. Sie fühlte sich ungerecht behandelt von Mutter. Und als sie hörte, wie die unten im Wohnzimmer lachend rief, jetzt müsse der Hubbauber aber mal ordentlich pliegen, da ging sie in Dirks Zimmer, nahm den Hubschrauber aus dem Regal, brach dessen Rotorblätter ab, war ihn zu Boden und zertrat ihn mit den Füßen.
 

Alex

Mitglied
Hallo Herman,
ich fand deine Geschichte okay. Der Plot gibt nicht viel her, aber mit dem Stil holst du einiges heraus.

Zitat:
"Erst waren ihr in der Mathearbeit etliche Fehler unterlaufen, dann war sie in der Turnhalle gestürzt und hatte sich sehr weh getan, die letzten beiden Stunden schließlich waren endlos gewesen bei den öden Themen aus Geschichte und Physik und stressig waren sie auch bei den Meckereien von Frau Knurz und Herrn Klos."

Der Satz ist ewig lang und ermüdet. Vier UNDs sind ein bißchen viel. Ich könnte mir vorstellen, dass du es wegen der Ermüdungserscheinungen extra gemacht hast, aber mich hats genervt.

Alex
 



 
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