Humor

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Politgurke

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Der Lenz ist da !

Frühjahrsputz ist angesagt, die Wohnung wird gewienert.

Ich habe zu diesem Zweck 80 Büchsen Bockwurst gekauft....
Nachdem die gefüllten Därme auf dem Boden verteilt sind und der Zustand meiner Wohnung von desolat in adäquat gewandelt ist, habe ich Bock auf ein Bier. Und zwar auf Bockbier.

Ich setze mich in meinen wippenden Lieblingsstuhl und lese in meiner Lieblingszeitschrift "Gehirn & Geist (Das Magazin für Psychologie und Hirnforschung)".
Ich bin Hobby-Psychologe, nebenbei noch Arzt, Forscher, Ringkämpfer, Schlagzeuger, Autofahrer, Fußgänger, Radfahrer, Mieter, Säumnis- und Verspätungszuschlagzahler beim Finanzamt, Lange-Sätze-Schreiber, Schnellaustrinker und Schreiner.

Zum Schreinern komme ich in letzter Zeit nur noch höchst selten, da mich alle anderen Tätigkeiten doch gewaltig in Anspruch nehmen. Sehr zum Leidwesen meiner Auftraggeber und meines Kontos.

Und gerade jetzt, da alles um mich herum grünt, steigen die Säfte nicht nur in den Pflanzen empor, sondern auch in mir. Ich bin in einem unglaublichen Schaffens- und Tatendrang, der seines gleichen sucht.

Ich schaue kurz über den Rand meiner Zeitschrift und lasse den Blick im Raum umherschweifen. Während die Eindrücke auf mich einwirken denke ich „Wat is dat denn da????“ und reibe mir die Augen. Doch ich erhebe mich nicht, sondern suche meine Augenlider nach inneren Verletzungen ab, da ich dort ein Jucken und Kribbeln verspüre.

12 Stunden später wache ich wieder auf und widme mich dem Artikel „Hirn und Hormone bei Kürbisgewächsen (Cucurbitaceae)“, besonders interessiert mich der Artikel über die "cucumis sativus", die Gurke, da fällt plötzlich ein herrlich warmer Sonnenstrahl von draussen durch das Fenster auf meinen Fuss.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht und lauten Schreien verbinde ich meinen Fuss und nehme den Hörer meines Telefons in die Hand um mich ad hoc bei meinem Auftraggeber krank zu melden. Da vernehme ich krachende Geräusche um mich herum und muss mit ansehen, wie weitere dieser gelben Geschosse meine Wohnung in Schutt und Asche legen.
Ich gehe in Deckung.
Als gegen Mittag die bedrohliche Sonne den Zenit über meiner Dachgeschosswohnung verlässt wage ich mich hervor und freue mich über das herrliche Wetter, was ich durch ein kurzes, präzises und unglaublich tolles Solo und anschließendem Mitspielen des Stückes „Black hole sun“ (Soundgarden) auf meinem neuen Schlagzeug kund tue.
Als ich fertig bin höre ich "Resurrection" (Rob Halford) und schmeisse die umherliegenden Trümmer aus der Wohnung freudestrahlend in den Hausflur.

Doch dann habe ich plötzlich und unerwartet Streit mit meinen Nachbarn. Die Musik wäre zu laut.
Welche Musik? Kann ich nicht bestätigen, bei dem Gepolter und Geschepper in meiner Bude höre ich rein gar nichts!!!

Die Nachbarn drohen mich zu verhauen, ich sollte erstmal lernen das Instrument zu spielen und sofort mit dem Lärm aufhören.

Unverschämtheit! Ich trommele schon seit zwei Wochen intensiv in meiner Kammer und seit einer Woche sogar in einer Trash-Metal Band. Und die Bandmitglieder dort finden mich toll!!!!

Egal, jetzt habe ich Angst vor dem wütenden Mob unten auf dem Hof.
Deshalb schleiche ich mich hinaus und besorge mir vorsichtshalber eine Waffe beim Fischhändler um die Ecke und sofort schnalle ich mir einen Schwertfisch an den Gürtel.

Zudem vergrabe ich unbemerkt Kugelschreiberminen im Vorgarten und lege Eisbomben im Kühlfach bereit.

Da momentan nichts weiter passiert, nutze ich die Gelegenheit und tausche meinen neulich gekauften Fernsehsessel um. Beim Kauf habe ich ein kleines, dennoch wichtiges Detail übersehen, was nicht verwunderlich ist, da es zum Zeitpunkt des Kaufes einfach nicht vorhanden war und jetzt auch nicht. Er hat keinen Antennenstecker. Das habe ich leider erst bemerkt, als ich es mir an meinem Bistro-Stehtisch in der Küche bequem gemacht hatte um meine Lieblingssendungen „Blau auf dem Bau“, "Zum Blauen Bock" und "Käpt´n Blaubär" zu sehen und kein Bild bekam.

Nach dieser Umtauschaktion repariere ich das defekte Signalhorn am LKW und montiere eine Fusshupe. Merkwürdig, sie stinkt, knurrt, beisst und jault beim Betätigen. Ist aber angenehm weich und funktioniert! Das ist doch die Hauptsache...

Doch der Lärm ruft erneut meine in Intoleranz gebadeten und militanten Nachbarn auf den Plan. Müssen die nicht arbeiten???
Es ist wie im Krieg, ich werde verbal "attackiert" und mit "Granatäpfeln" beworfen.
Ich wehre mich durch das Werfen von Wasserbomben und trete den Rückzug an.

Leider komme ich nicht ins Haus, ich habe versehentlich die Haustür mit Blockschokolade gesichert. Tja, da muss ich mich wohl jetzt irgendwie durchbeissen.

Auf meiner Flucht trifft mich eine Linzer Torte. Der Praktikant von der Bäckerei gegenüber lacht dämlich in meine Richtung. Ich hasse ihn.
Ich verspüre Schmerzen im Bein, verdammt, sieht nicht gut aus. Mandelsplitter!

Nur durch meinen eisernen Willen und meine übermenschlichen Kräfte schaffe ich es zum Fahrradschuppen, binde meinen Drahtesel los, der sich störrisch gibt, da er heute noch keinen Hafer bekommen hat und mache mich auf den Weg ins Lazarett.

Doch wir kommen nur schleppend vorwärts, wir stehen einige Zeit vor einer Blumenampel, die nicht umschaltet.

Nach scheinbar endlosem Warten treffen wir endlich bei meinem Leibarzt ein, die Schmerzen im Bein sind jedoch mittlerweile weg.
Dafür habe ich nun Schmerzen im Schädel und lasse kurzerhand denselben untersuchen.

Meine Freundin sagt immer, ich hätte Stroh im Kopf. Ich befürchte daher seit längerem Selbstentzündung durch Geistesblitze.

Doch der Arzt winkt ab. Keine Gefahr, ich sei hohl.
Eine gute Nachricht, ich bin erleichtert. Nämlich um 180 EURO für diese Diagnose.

Auf dem Heimweg besorge ich mir noch eine Kartusche Hohlraumversiegelung für meinen Kopf, denn was auch immer sich darin befindet, es soll dort bleiben und halte an einer Baustelle an. Da mein Fernsehsessel ja nun weg ist, schaue ich gemeinsam mit dem Installateur Kanal-TV.
Sch**..-Programm!!!

Wieder zu Hause steht nun mein Nachbar aus Erfurt vor der Haustür und schaut argwöhnisch auf meinen verbundenen Kopf während er die Schokoladenreste beiseite fegt.
Ich gehe auf ihn zu und lade ihn zum Grillen ein. Wir setzen uns auf die kleine Bank im Garten, die Kohle glüht und gastfreundschaftlich wie ich bin, reiche ich ihm ein Bier, das ich zuvor aus seinem Keller geholt habe.

Doch dann passiert es schon wieder. Es kommt zum Streit als ich sage, es gibt Thüringer.

Er weigert sich tatsächlich, sich auf den Grillrost zu legen.
Doch es ist ein so herrlicher Tag und ich bin ein umgänglicher Mensch.
Dank meiner enormen rhetorischen Kenntnisse und Überzeugungskünste einigen wir uns schließlich auf Schaschlik.

10 Minuten später lauern wir, bewaffnet mit reichlich Dosenbier, einem Spieß am Kasernentor auf...

Ach wie schön der Frühling ist...
 
L

Leseratte

Gast
Hallo Politgurke!
Ich finde deine Geschichte wirklich gut. Mir haben besonders die Stellen der Lagerung von Granatäpfeln und ähnlichem gefallen!
Ich freue mich schon auf etwas Neues! :)
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
he,

mit bockwürsten kann man nicht wienern! dazu musste schon wiener nehmen. schade, dass der anfang vergeigt ist, denn später knallen ja noch n paar pointen.
lg
 
Hihi

Also ich finde die Geschichte ziemlich amüsant, da ich selber sehr viel mit solchen doppeldeutigen Worten herumspiele, nur mache ich Gedichte draus. Die Sache mit den Bockwürsten und Wienern, ach ja, Feinheiten. Warum hast du nicht versucht, einenWiener zu engagieren, dann wäre es vielleicht ohne Bücken gegangen :eek:) zumindest für dich...

Viele Grüße
Steffen
 



 
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