I don't fall in love (Villanelle)

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presque_rien

Mitglied
I don't fall in love

Halt es dort fest, wohin der Wind es trug,
will sich ein Kettchen Sonne um dich hängen,
als wäre es zum Fallen schwer genug;

klebt, weil mit Licht der Morgen um sich schlug,
ein Tröpchen scheu in Spinnennetzefängen -
halt es dort fest, wohin der Wind es trug,

schnell saugt es sich mit Mittag voll und Lug
und Trug, und träumt, es könnt' die Welt versengen
(als wäre es zum Fallen schwer genug!),

verdampft und, wie die Zeit, vergeht im Flug;
pocht noch dein Blut in ihren hohlen Gängen -
halt es dort fest, wohin der Wind es trug,

als wäre immervoll der rote Krug,
als könnt' man immer mehr ins Glas noch zwängen,
als wäre es zum Fallen schwer genug;

du fingst mein Herz, als es ein kalter Zug
in deine warmen Hände wollte drängen:
Halt es dort fest, wohin der Wind es trug,
als wäre es zum Fallen schwer genug.
 

presque_rien

Mitglied
I don't fall in love

Halt es dort fest, wohin der Wind es trug,
will sich ein Kettchen Sonne um dich hängen,
als wäre es zum Fallen schwer genug;

glänzt, seit mit Licht der Morgen um sich schlug,
ein Tröpchen scheu in Spinnennetzefängen -
halt es dort fest, wohin der Wind es trug,

es saugt sich bald mit Mittag voll und Lug
und Trug, und träumt, es könnt' die Welt versengen
(als wäre es zum Fallen schwer genug!),

verdampft und, wie die Zeit, vergeht im Flug;
pocht noch dein Blut in ihren hohlen Gängen -
halt es dort fest, wohin der Wind es trug,

als wäre immervoll der rote Krug,
als könnt' man immer mehr ins Glas noch zwängen,
als wäre es zum Fallen schwer genug;

du fingst mein Herz, als es ein kalter Zug
in deine warmen Hände wollte drängen:
Halt es dort fest, wohin der Wind es trug,
als wäre es zum Fallen schwer genug.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Mir erscheint die Villanelle sehr gelungen, sowohl von der Struktur als auch von den poetischen Bildern her.
 

presque_rien

Mitglied
Hi Bernd,

vielen Dank fürs Kommentieren, ich dachte schon, ich hätte völlig versagt! ;)

Die Vilanelle ist eine meiner absoluten Lieblingsformen, und ich versuche immer wieder eine richtig, richtig gute zu schreiben - aber es will mir nicht gelingen, auch mit dieser bin ich nicht ganz zufrieden.. wie hat Dylan Thomas das nur gemacht!? ;)

Lg,
presque
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Na gut. Ich habe es mir noch genauer angesehen:

1. Warum englischer Titel, wenn im Gedicht nichts dergleichen vorkommt?
2.
Halt es dort fest, wohin der Wind es trug,
als wäre es zum Fallen schwer genug.

Das ist die Stelle, die ich logisch nicht richtig verstehe.
 

presque_rien

Mitglied
Hi Bernd,

danke dir fürs nochmal genauer lesen, das bedeutet mir viel!

Interessanterweise gehören die Antworten auf deine zwei Fragen zusammen!

Der Titel ist englisch, weil es mir ums diesen Ausdruck "to fall in love" geht - "in Liebe Fallen" geht ja nicht. Und das greife ich am Ende als Pointe auf:

Halt es ( = mein Herz) dort fest, wohin der Wind es trug,
als wäre es zum Fallen schwer genug.

Das Herz ist nicht schwer genug zum Fallen - zum "in Liebe Fallen". Und deshalb: "I don't fall in love." Das Festhalten des Herzens durch das LyrDu ist also im Grunde sinnlos - sowie das Festhalten der Sonne etc. in den vorigen Strophen - aber der Wunsch danach bleibt..

Ich glaube, das war wieder zu kompliziert gedacht von mir - mein übliches Problem beim Dichten ;). Falls du Verbesserungsvorschläge hättest, wäre ich dankbar :)

Lg,
presque
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Inhaltlich passt es gut zusammen.
Es ist eben dann nur die Frage, ob der englische Titel genügend gerechtfertigt ist.
In gewisser Weise erinnert es an Filme, bei denen der englische Titel übernommen wird.


Das Herz ist nicht schwer genug zum Fallen
- Das hatte ich verstanden.

als wäre es zum Fallen schwer genug. - Wenn es schwer genug wäre, brauchte ich es nicht zu halten.

Schlussfolgerung:

Halte es nicht.

Es ist als Auftrag formuliert (Imperativ), eventuell als innerer Auftrag.
Das erzeugt den Knoten im Denken. Aber vielleicht meinst Du: "Halte es nicht fest."

"Halt" bezieht sich aber inhaltlich eigentlich auf "du". Der Auftrag lautet also:
Du hast es jetzt gefangen, dort wo der Wind es trug. Halt es jetzt fest.
Halte es so fest, dass du es nicht festhältst.

Das macht es einerseits verworren, andererseits gut und ungewöhnlich.

Das ist es vielleicht: Es ist nicht die Sinnlosigkeit beschrieben, wie beabsichtigt, sondern ein paradoxer (unerwarteter) Auftrag.
 



 
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