28.04.2008
Da liegt sie vor mir, breitet sich aus unter meinen Blicken, die Stadt – meine Stadt – die ich heute nicht haben will. Schön wäre es, könnte ich all das dröhnend Schmerzende der letzten Wochen und Monate zusammen schnüren, ihr fest auf den Rücken binden und sie einfach damit stehen lassen. Über die weit gewölbte Brücke fahren, ein letzter Blick zurück, und dann nur weiter geradeaus. "Du hast mir Kerben in den Körper getrieben, tief und brennend, stetig läuft das Wasser aus ihnen heraus. Immer noch. Vielleicht ist es auch Galle – und ich habe es nur noch nicht bemerkt." Ich rede mit ihr wie mit einem Gegner, sie antwortet nicht. Aber an Stille, in der Wortgedanken endlos verhallen, bin ich gewöhnt – "damit kannst du mich nicht mehr treffen" – ich schreie ihr das entgegen, dränge gegen den Wind, den Regen, bin zufrieden, von den Elementen berührt zu werden. "Ich werde dich verlassen, du wirst schon sehen!" Und auch das prallt an den Mauern des Hafenbeckens ab. Es spielt keine Rolle, weder für sie noch für mich. Vielleicht spielt es doch eine Rolle – für mich. Aber ändern wird auch das nichts.
Manchmal hasse ich sie, verabscheue ihre Straßen, ihren Namen, dass sie da ist – und ich mittendrin. Aber ich muss ehrlich sein und zugeben, dass ich sie auch schon lieben konnte, dass sie mir würdiger Rahmen an einem sonnigen Tag war.
Und ich ahne, dass sie mein Spiegel ist.