Ich bin der Schnee, ich bin die schwarze Milch

4,30 Stern(e) 4 Bewertungen

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich bin der Schnee, ich bin die schwarze Milch
und muss mich trennen
von Ideen und Leuten,
die ich nie wirklich kannte,
denn sie sind ins Aja gegangen.

Fort, weit fort
in Ebenen, die mich erwarten,
denen ich aber noch ausweiche -
und sei es nur durch Tropfen,
die die Amygdala stimulieren
und den Bauch,
in dem das Gefühl steckt,
was gut und böse ist.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Aja ist ein mystischer Ort in einer russischen Science-Fiction -Geschichte, in die alle Bewohner einer Welt entschwunden waren. Ihr Heimatplanet war leer, nur die Türen ins Aja waren noch vorhanden.
Das braucht man aber im Gedicht nicht wissen, es reicht das Gefühl, dass es nicht von dieser Welt ist.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Schnee ist Kontrast und Kontrapunkt zu "schwarze Milch".
"Schwarze Milch" ist ein Zitat, das auf ein bekanntes Gedicht hinweist. Auf ein so bekanntes (Schwarze Milch der Frühe, Todesfuge, Celan), dass ich keine Fußnote mit Zitat gemacht habe.

Es verknüpft verschiedene lyrische Zeitalter.
Und es verknüpft den Tag mit dem Morgen, das Morgengrauen mit der Kälte, die Kälte mit der Wärme, das Eckige mit dem Spitzen und dem Runden.

Vergleiche Eiskristalle mit Milchschaum.
Es ist der Beginn des Weges, der vom Tod zum Leben und zurück führt.

Symbol des Dichters und des Schiffers, des Fährmanns, der die Metaphern ans andere Ufer trägt.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
PS: Vergleiche auch A und O.
Ich bin das A und das O.
Ich bin Beginn und Ende.
Ich bin das Weiß und das Schwarz.
Ich bin Kristall und Leere.
Ich bin rein und trüb.
Ich gehe rein und raus.
Ich bin Ordnung und Chaos.
 

Fz.

Mitglied
Danke für die Erläuterung. Ich wusste nicht, was Celan hier zu suchen hat und konnte die schwarze Milch nicht mit dem Schnee in Verbindung bringen (außer dem Gegensatz schwarz/weiß, aber dazu hätte es ja nicht der Milch bedurft).
 



 
Oben Unten