Ich drücke meinen Hass aus wie’s Furunkel

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Walther

Mitglied
Ich drücke meinen Hass aus wie’s Furunkel,
Damit der Eiter aus der Wunde spritzt.
Ein Ende sei dem Schlechten, das tief sitzt:
Das Leben ist kein Freudenfestgeschunkel.

Ich habe mir ein Stück davon stibitzt:
Die Klugheit setzt man gegen dummes Dunkel.
Ich gebe nichts mehr drauf, wenn auch Gemunkel,
Geräusper zischeln, falsches Grinsen blitzt

In blank geputzten Sälen oder Gängen.
Lass sie doch reden: Du musst bei dir sein.
Wie sie auch immer mobben, dich bedrängen:

Gehässig sind die Lästerer und klein.
Auch wenn sie sich mit edlem Tuch behängen:
Ein böser Mensch wird niemals schön und rein.
 

Ternessa

Mitglied
Hallo Walther,

gerne würde ich dir hier einige Gedanken mitteilen, die ich beim Lesen des Sonetts hatte.

Die erste Strophe ist so widersprüchlich für mich.
Du willst deinen Hass ausdrücken- wie eine Geschwulst.

Also besitzt du einen Hass in dir? Und dieser Hass soll ein Ende haben- doch warum der Hinweis, dass das Leben kein Freudenfestgeschunkel ist?

Es widerspricht sich irgendwie für mich in der Gesamtaussage. Und die Gesamtaussage deinerseits wäre( oder des lyrischen Ichs )- um hier auf das Ende zu verweisen- dass du( das lyrische Ich ) besser sein willst als "böse Menschen".

Nun frage ich mich einerseits- ist Hass eines " guten Menschen" würdig?
Und anderseits frage ich mich, warum bezeichnest du ihr Vorgehen als ein " Freudenfestgeschunkel"?


Bitte als meine Gedanken sehen
Liebe Grüße
Ternessa
 

Walther

Mitglied
Lb. Ternessa,

die Essenz des Gedichts ist, daß schlechte Gefühle auf ihren Träger eine schlechte Wirkung entfalten. Im ersten Vers wird die Notwendigkeit beschreiben, der durch das Leben entstehenden schlechten Gefühle sich zu entledigen.

Dem folgt die Handlungskonsequenz, damit sie gar nicht mehr entstehen können, wenigstens einige davon. Das beschreibt das zweite Versquartett.

Die Vergewisserung ist: Du mußt bei Dir sein. Das ist das Mantra des LyrIch. Nur das zählt. Sie wird im ersten Terzett ausgearbeitet.

Im letzten Terzett schließt sich der Kreis: Sei nicht so wie die, deren Lebensart Dir nicht schmeckt. Enthalte Dich der Bosheiten, die man gerne über einander ausplaudert.

Das Gedicht ist in sich stimmig und hat eine klare Botschaft, die in der nötigen Verdichtung dargeboten wird. Ich hoffe, daß ich Dir nahe bringen konnte, wonach Du dankenswerterweise gefragt hast.

Danke für Deinen Eintrag und lieber Gruß

W.
 

Perry

Mitglied
Hallo Walther,

mir gefällt dein Sonett gut, soweit ich das als Anhänger des "Vers libre" beurteilen kann. Das Eingangsbild ist heftig (spritzender Eiter) und zugleich widersprüchlich, denn Hass lässt sich wohl selten wie wie ein Furunkel ausdrücken, er sitzt eher tief wie ein Krebsgeschwür und vergiftet bzw. zerstört seinen Träger oft selbst. Aber das nur am Rande, denn deine Geschichte verläuft eben in anderen Bahnen.
LG
Manfred
 



 
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