Ich hab mir eine Frau gemacht

Nachdem ich Jahre meines Lebens
nach einer Frau mit frohem Lachen
und Sinnlichkeit und diesen Sachen
so sehr gesucht, doch stets vergebens

hab ich nun einfach letzte Nacht
beendet alles vage Hoffen
und aus an sich bekannten Stoffen
mir meine eigene Frau gemacht

Ich formte sie aus weichem Ton,
gebrauchsbereit vom Großgebinde,
rasch ging´s und einfach, wie ich finde,
ein Hauch und da: sie lebte schon

Das Schwierigste war die Figur,
hier hieß es Maß und Ziel behalten,
der Rest war einfach zu gestalten,
da schlicht des Weibes Grundstruktur

Im Ganzen formte ich sie zart
und gab ihr einen schönen Mund,
was rund zu sein hat, schuf ich rund
und nichts an ihr ist spröd und hart

Damit sie auch ein wenig denkt
hab ich ihr Sachen aufgeschrieben,
die Männer in der Regel lieben
und tief in ihrem Kopf versenkt

So weiß genau sie, was sie will
und tut´s auch gern und freudevoll,
sie spricht, wenn sie was sagen soll,
wenn nicht, dann ist sie einfach still

Und liebt sie mich, entströmt ein Duft
betörend aus geheimen Quellen
den wohlbekannten warmen Stellen,
wie Blütenmeer und Frühlingsluft

So ist mein Glück nun ganz vollkommen,
mein Leben wird sich neu gestalten,
mein Geist sich groß und frei entfalten,
da alle Last von ihm genommen

Obgleich, mich deucht, heut früh am Morgen
schien's mir, als hätt sie ungefragt
ein liebes Wort zu mir gesagt,
ganz von allein. Das macht mir Sorgen

Oh, weichet, Zweifel, weicht von hinnen
in meiner Liebe wank ich nicht
solang sie nur nicht widerspricht,
ich denk, sie wird sich rasch besinnen

Sie ist auch eine kluge Frau.
Dass sie mein Werk ist, ahnt sie schon,
und wo der Topf steht mit dem Ton
das weiß sie ganz genau.

Hallo gareth

Was soll ich sagen, perfekt! Die Frau gibt letztendlich hier doch den Ton an.
Aber ich denke mal, Frauen backen sich eher Männer.

Herr Müller

Ich weiß ja, Herr Müller, ich weiß ja,

dass es im richtigen Leben irgendwie anders ist *seufz* )

Aber, das mit dem Tonangeben, das ist an dieser Stelle besonders gut gesagt!

Liebe Grüße
gareth

Hallo gareth,

wenn's sein muss, wird ihr dann das süße Mündchen mit dem Ton zugestopft? Das Küssen macht dann aber auch nicht mehr so viel Spaß.
Mir hat es aber Spaß gemacht, deinen Text zu lesen. Der eigenwilligen und wirklich lebendigen Seite von ihr hast Du allerdings auch den allercharmantesten touch gegeben.
Ich denke mal, Du zählst auf die weiblichen Leser.

Die ganzen Klischeés hast Du geschickt umschifft.

Eine Frau wüßte aber auch, wie der Mann beschaffen sein sollte, wenn sie ihn sich zusammenbasteln könnte,nur keine Bange.

Liebe Grüße von Vera-Lena

Viel schlimmer, Vera-Lena,

viel viel schlimmer.
Es wird nicht mit Mundstopfen gedroht, sondern unter dem Hiunweis auf den Tontopf mit einer erforderlichenfalls umgehend ausgeführten Neuschöpfung (nachdem man jetzt weiß, wie es geht!)

dafür entschuldigt sich )
gareth

Nur zu, gareth....

Da siehst Du mal, was für ein gutgläubiger Mensch ich bin. Aber Du hast natürlich Recht: Wenn schon, denn schon.

Ich finde das eigentlich nicht schlimmer. Hauptsache Schöpfung!

Im wahren Leben geht das langsamer auf dem Wege der Evolution, aber wenn man die Mittel hat...und die Fähigkeiten....Mal sehen was die Neuschöpfung sich an Widerborstigkeiten ausdenken wird. Die sind dann vielleicht nicht mehr so charmant.

LG
Vera-Lena

Lieber Gareth,
ein sehr schönes Gedicht- spritzig- witzig und mit überraschendem Wortspiel und "Tonangebender Variante" am Schluß- auch das Reimschema ist schön, mal was anderes, dass sich die zwei Innenverse reimen.
Schau doch nochmal auf "preiswert"- da kommst du aus der Metrik..
Tschüssi von Urbinia

Gareth

schön ausgedacht. Haste eigentlich noch das Rezept? oder geht das mit jeder Tonerde? Nein-nein- möchte es nicht nachbauen nur meiner Frau zur Warnung unter die Nase halten.
Schön geschrieben wie immer.
Männer werden sich gegenseitig in Zukunft nur noch fragen: "Haste schon ein Weib aus Ton?"
"Ja,ja mein lieber hab ich schon."
Tonmoddelierend und die zu gross geratene Intelligenz verkleinernd verabschiedet sich ein bastelnder für alle Fälle vorbereiteter
alfi.

So, Urbinia,

jetzt hab ich nochmal auf preiswert geguckt und es trickreich ersetzt. Wie man´s auch immer macht... *seufz*
aber der Hinweis war natürlich berechtigt und in der Gesamtschau bin ich ja hochzufrieden mit deinem Urteil )

Lieber Alfi,
ein Rezept hab ich leider nicht. Alles reine Intuition gewesen. Aber man sieht ja auch, dass sich schon am Schöpfungstag die ersten feinen Risse in der Konstruktion gezeigt haben. Vielleicht wäre also ein richtiger Plan doch die bessere Variante gewesen )
Schön, dass ich dich mal wieder zu einem öffentlichen Besuch bei einem meiner Texte animieren konnte!

Grüße
gareth

Hallo Gareth,
so ist es perfekt- echt und von der Sinngebung noch viel besser.. lächel
Tschüssi von Urbinia

An gareth

auf Grund der schlichten Grundstruktur - abgesehen von der nicht ganz einsehbaren Wiederholung des Wortes Grund, war ich am Grübeln, wer denn eine schlichte Grundstruktur hat: er oder sie.

Witz und Tempo, einschließlich guter Pointe haben mich bestochen und amüsiert.

Es ist fast wie im wahren Leben,
Der Mann will mit dem Ton angeben.


Lotte Werther

Liebe Lotte Werther,

die Zeile

Der Mann will mit dem Ton angeben

finde ich ausgesprochen witzig. Dass das Gedicht dir insgesamt gefallen hat, freut mich sehr. Hab ja aber auch lang genug dran gearbeitet.
Was die Frage der strukturellen Schlichtheit angeht, können wir sie ja bis auf weiteres offen lassen. Es handelt sich ja um die Beschreibung eines nicht repräsentativen Einzelfalls.

Für die beiden, von dir scharfsichtig und -sinnig sofort ausgemachten Gründe in der entsprechenden Zeile habe ich einfach keinen guten Ersatz mit vergleichbarer Fließfähigkeit gefunden. Ernstgemeinte Zuschriften bitte senden an:

gareth

Hallo gareth,

"denn schlicht war ihre Grundstruktur."

dann hast Du das zweite"Grund" draußen und man weiß außerdem, dass es sich um die Struktur der Frau handelt.

Oh, oh, was für eine Aussage! Ja, das hätte der Mann gerne, einfach soll sie sein, gut handhabbar usw....

Liebe Grüße von Vera-Lena mit ernst gemeinter Zuschrift

Donnerwetter,
das ist ein wundervolles Gedicht, gfollt mir, machs gut, lg enl lobo

Liebe Einsenderin Vera-Lena,

Dein Vorschlag hätte mich fast spontan überzeugt, hat aber dann meinen Widerspruchsgeist gereizt und mich zu Höchstleistungen angespornt und so habe am Ende, von Deinem Vorschlag inspiriert, die betreffende Zeile ersetzt durch:

da schlicht des Weibes Grundstruktur

das bleibt irgendwie mehr auf der bösartigen, schön verallgemeinernden (also auf meiner Lieblings-) Ebene )

p.s. im übrigen bin ich mir sehr bewusst, dass dein Vorschlag sich ausdrücklich nur auf die Form bezieht und sich nicht mit deiner persönlichen Meinung deckt
*lächel*

liebe Grüße
gareth

Ja, super!
"des Weibes" das klingt doch großartig, lieber gareth!

Im übrigen brauchst Du mir nichts vorzumachen, durch und durch soll sie simpel sein, oder soll ich jetzt ein Auge zudrücken und mir sagen, wenn gareth etwas glaubhaft beteuert, dann verhält es sich auch so???? Na, ich weiß nicht. Da gäbe es dann aber doch einen Widerspruch zur ansonsten eindeutigen Aussage Deines Textes. Klar wär das schön, wenn sie fügsam und intelligent wäre! Aber wo findet man das heute noch???? Ja, gut, in der Bastelpackung wird es vielleicht so enthalten gewesen sein. Aber die Zweitschöpfung...Du wirst schon sehen, was Du sehen wirst...

Liebe Grüße von Vera-Lena

Ton für Ton

Lieber Gareth,

von den Worten her schon gut. Es holpert aber genauso wie bei meinem Niedergeschriebenen auch etwas. Trotzdem lese ichs nochmal.

LIeber Gruß

Sinn - l-i-g-ch

lese ich nun