Ich trage Frühlingsboten in der Hand

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Walther

Mitglied
Ich trage Frühlingsboten in der Hand
Und freue mich an jedem Strahl der Sonne.
Feist ist der Körper, rund wie eine Tonne,
Doch tief in ihm regiert der Unverstand.

Der dicke Speck, zur Kältezeit in Wonne
Gebunkert, weist auf Völlerei und Schmant.
Am liebsten schliche ich jetzt unerkannt
In jener Adipositaskolonne

Zur Turboschrotkur an den Bodensee:
Die Kleider werden enger und nicht weiter,
Wenn Schlüsselblumen stehn zum Defilee,

Der Wetterfrosch verkündet: Jetzt wird’s heiter!
Wenn ich mich dann im Doppelspiegel seh,
Blieb es noch Winter, wäre das gescheiter!
 

Rhea_Gift

Mitglied
Hallo Walther,

die Selbstironie inhaltlich gefällt mir sehr darin - aber es holpert im Lesefluss weitaus mehr, als von dir gewohnt, Sonette kriegste sonst immer so sauber hin... in der jeweils 4. Z der ersten beiden S - die passen weder zu ihrer S noch zueinander - und auch sonst... die letzten beiden S schon besser, aber auch nicht gaanz flüssig... kannst du eigentlich besser insgesamt...
Und ich hab jetzt wirklich mehrere Lesarten probiert - irgendwo strauchel ich bei jeder... oder bin zu blöd, die rechte zu finden... ;)

LG, Rhea
 

Walther

Mitglied
Sorry,

lb. Rhea_Gift,

aber das funzt einwandspitze, wie man dem Silbenbild entnehmen kann. Einzig Z2S2 könnte klemmen, entspricht aber auch dem Sprachfluß, wenn man den Text laut vorträgt:
Ich trage Frühlingsboten in der Hand
xXxXxXxXxX
Und freue mich an jedem Strahl der Sonne.
xXxXxXxXxXx
Feist ist der Körper, rund wie eine Tonne,
xXxXxXxXxXx
Doch tief in ihm regiert der Unverstand.
xXxXxXxXxx

Der dicke Speck, zur Kältezeit in Wonne
xXxXxXxXxXx
Gebunkert, weist auf Völlerei und Schmant.
xXxXxXxXxX
Am liebsten schliche ich jetzt unerkannt
xXxXxXxXxX
In jener Adipositaskolonne
xXxXxXxXxXx

Zur Turboschrotkur an den Bodensee:
xXxXxXxXxX
Die Kleider werden enger und nicht weiter,
xXxXxXxXxXx
Wenn Schlüsselblumen stehn zum Defilee,
xXxXxXxXxX

Der Wetterfrosch verkündet: Jetzt wird’s heiter!
xXxXxXxXxXx
Wenn ich mich dann im Doppelspiegel seh,
xXxXxXxXxX
Blieb es noch Winter, wäre das gescheiter!
xXxXxXxXxXx
Vielleicht kannst Du mir die Stellen, die Dich aus der Bahn werfen, etwas genauer beschreiben?

Lieben Dank und Gruß

W.
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Ganz egal wie geschrieben, ich kann mich dem nur anschließen. Wenn jetzt die Freibäder schon aufschließen würden, müsste ich mich ausschließen.
Und da soll doch demnächst schon wieder die Grillsaison beginnen.
Ochnöööö.

Sta.tor
 

Walther

Mitglied
Ich trage Frühlingsboten in der Hand
Und freue mich an jedem Strahl der Sonne.
Feist ist der Körper, rund wie eine Tonne,
Doch tief in ihm regiert der Unverstand.

Der dicke Speck, zur Kältezeit in Wonne
Gebunkert, weist auf Völlerei und Schmant.
Am liebsten schliche ich jetzt unerkannt
In jener Adipositaskolonne

Zur Turboschrotkur an den Bodensee:
Die Kleider werden enger und nicht weiter,
Wenn Schlüsselblumen stehn zum Defilee,

Der Wetterfrosch verkündet: Jetzt wird’s heiter!
Wenn ich mich dann im Doppelspiegel seh:
Blieb es noch Winter, wär das viel gescheiter!
 

Walther

Mitglied
Lb. Herbert,

ich habe das wie oben umgebaut. So weit, daß der Frühling wirklich bleiben soll, wollte ich dann doch nicht gehen. :)

Danke und lieber Gruß

W.

Hallo Sta.Tor,

wem sagst Du das? Wie sagte aber einst Caesar?

Richtig: Laß dicke Männer um mich sein! :D

Nebenbei: Brutus war nicht dick! ;)

LG W.
 

Rhea_Gift

Mitglied
Die Xe stimmen - aber das kann man doch sooo nicht rezitiern, das klingt doch nicht gut zusammen!
Beispiel erste S mit angemahnter 4. Zeile plus ich lese die 3. wie markiert natürlich anders, wer liest den "feist IST"?? Ich jedenfalls nicht - das ist unnatürlich - bei ich trage/und freue klappts, bei feist ist aber nun wirklich nicht:

Ich trage Frühlingsboten in der Hand
xXxXxXxXxX
Und freue mich an jedem Strahl der Sonne.
xXxXxXxXxXx
Feist ist der Körper, rund wie eine Tonne,
[red]Xxx[/red]XxXxXxXx
Doch tief in ihm regiert der Unverstand.
xXxXxXxXxx

Da passen 3+4 nicht zu 1+2 und auch nicht zueinander, also 3 zu 4, und auch nicht 1 zu 4, will ich meinen - wenn ich das so betone, wie du es vorschreibst mit deinen X-Hebungen, klingt es einfach nicht gut... das meine ich immer, eine erzwungene Metrik legt eine Betonung nahe, die einfach nicht mehr natürlich klingt - das gefällt mir nicht - andere mögen es anders sehen... würde es sich so in S2 auch verhalten, würden dann 4 und 8 wenigstens zusammenklingen - aber das ist so nicht, und dadurch gerät der Rhythmus im Verlauf ins Wanken hier und da... und die letzte Zeile zerstört dann den letzten Rest, den man sich irgendwie an Melodie zusammengelesen hat nach mehrmaligen Versuchen... :( für mich wohlgemerkt, und du weißt, ich mäkel sonst bei dir eher inhaltlich als formal, da du formal selten mal stolperst, mir sonst manchmal eher zuuu glatt bist - aber bei Sonetten fand ich das bei dir immer gut... ;)

LG, Rhea
 
M

Marlene M.

Gast
witzig, menschlich, sympathisches Werk, was man mit einem lachenden Auge liest. Mir gefällt es sehr gut.
Metrisch würde ich auch an einer Stelle nachfeilen. Die Betonung ginge zwar, aber man möchte lieber anders:
schau mal, lieber Walter:

Feist ist der Körper, rund wie eine Tonne,
TiPP. der Körper feist, ist rund wie eine Tonne
Doch tief in ihm regiert der Unverstand.
Der rest ist ok.

Schmunzler in den Abend von Marlene
 

Walther

Mitglied
Lb. Rhea_Gift,

in der Tat kann man bei S1Z3 etwas stolpern. Die Alternative, die Marlene vorschlägt, aber entspricht nicht dem Sprachfluß. Ich habe mich hier bewußt für den Sprachfluß der Alltagssprache entschieden und billigend in Kauf genommen, daß man erst beim zweiten Lesen die Betonung richtig setzt.

Das Hauptwort Unverstand kommt von Verstand, und dieser hat einen jambischen Taxt Verstand (xX). Unverstand wird daher gemeinhin so ausgesprochen: XxX. Man könnte ihn auch daktylisch lesen, das aber wäre eine Abweichung von der eigentlichen Aussprache: Xxx.

Du liegst m.E. einfach falsch mit Deiner zweiten Anmerkung. Daher ist das ein klarer und sauberer fünfhebiger Jambus.

Danke und Gruß

W.

Lb. Marlene,

auf meine obigen Ausführungen nehme ich Bezug. Das ist leider die Wahl zwischen zwei suboptimalen Varianten. Ich halte meine Wahl für die der heutigen Sprache nähere und habe sie deshalb gewählt. Den Haken in der Betonung sah ich schon beim Schreiben, habe mich aber bewußt für meine Version entschieden.

Das heißt nicht, daß man an diesem Vers nicht noch feilen sollte / könnte. Nur dann muß man den jetzigen Text verlassen und das Bild in neue Worte kleiden. Für einen Tip in dieser Richtung bin ich durchaus offen und selbst bereits am Grübeln. Dazu braucht man aber etwas Abstand, weil im Moment die Formulierung die bestmögliche zu sein scheint (was sie aber nicht immer ist, wie man später häufig selbst einräumen muß ;))

LG W.
 

Walther

Mitglied
Ich trage Frühlingsboten in der Hand
Und freue mich an jedem Strahl der Sonne.
Der Körper feist und rund wie eine Tonne:
Doch tief in ihm regiert der Unverstand.

Der dicke Speck, zur Kältezeit in Wonne
Gebunkert, weist auf Völlerei und Schmant.
Am liebsten schliche ich jetzt unerkannt
In jener Adipositaskolonne

Zur Turboschrotkur an den Bodensee:
Die Kleider werden enger und nicht weiter,
Wenn Schlüsselblumen stehn zum Defilee,

Der Wetterfrosch verkündet: Jetzt wird’s heiter!
Wenn ich mich dann im Doppelspiegel seh:
Blieb es noch Winter, wär das viel gescheiter!
 

Walther

Mitglied
Hallole,

habe oben eine Zwischenlösung eingebaut, die das Problem löst, aber sicherlich noch optimierbar ist.

Gruß W.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
ein

nettes schmunzelgedicht.
hab eigentlich nischt zu meckern, aber Schmand hat n d hinten, bitte.
lg
 

Walther

Mitglied
Lb. Flammarion,

vielen Dank. Unser Wikipedia läßt ein d und ein t zu, die MS Word 2003 Rechtschreibkontrolle will unbedingt ein t. Dick machen tut beides. :D

LG W.
 

Walther

Mitglied
Ich trage Frühlingsboten in der Hand
Und freue mich an jedem Strahl der Sonne.
Der Körper feist und rund wie eine Tonne:
Doch tief in ihm regiert der Unverstand.

Der dicke Speck, zur Kältezeit in Wonne
Gebunkert, weist auf Völlerei und Schmand.
Am liebsten schliche ich jetzt unerkannt
In jener Adipositaskolonne

Zur Turboschrothkur an den Bodensee:
Die Kleider werden enger und nicht weiter,
Wenn Schlüsselblumen stehn zum Defilee,

Der Wetterfrosch verkündet: Jetzt wird’s heiter!
Wenn ich mich dann im Doppelspiegel seh:
Blieb es noch Winter, wär das viel gescheiter!
 

Rhea_Gift

Mitglied
Lieber Walther,

du bist eben nicht in der Alltagssprache geblieben - zwar thematisch und stilistisch, aber deine Metrik fördert das nicht, läuft dem zuwider - denn die Hebungen fordern ab und zu (und das fällt ja hier nicht nur mir auf, wie ich sehe) eine nicht alltägliche Betonung - und das macht es mir eben hier und da holperig... schön, dass das feist nun anders steht (so falsch lag ich also wohl nicht...) - gelänge das auch noch am Ende...? Denn

Blieb [red]ES[/red]

wie du metrisch betont haben willst - auch das ist wie bei feist IST unnatürlich... und eben keine Alltagssprach-Betonung... du schaffst es sonst eben öfter, metrisch sauber zu sein und dennoch die Alltagsbetonung mitzubeachten - diese Einheit macht für mich ein gutes Gedicht aus (weswegen ich von meinen Gereimten sicher keines für wirklich gut halte, da mirs schon nicht gefällt, wenn ich den Satzbau zu sehr verdrehen muss oder eben metrisch reine, aber unnatürliche Hebungen habe... es sei denn, es ist in sich schon ein sehr künstliches, wenig prosaisches Gedicht). Da du diese Einheit sonst oft tatsächlich hinbekommst, mache ich mir bei dir die Mühe, auf so Kleinkram hinzuweisen, da es dir doch sonst noch wichtiger zu sein scheint als mir, daher wundert mich dein Wegreden, das hilft nicht und ist bedauerlich.
Ich finde das Gedicht gut und witzig und würde mich daher einfach freuen, wenns auch noch "perfekt" würde - dir traue ich eben zu, das hinzukriegen. Muss aber natürlich nicht sein... ;)

LG, Rhea
 
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Walther,

das ist wirklich hübsch und witzig und ganz in unserem gemeinsamen Derzeitthema *lächel.

Die Schrothkur schreibt sich übrigens mit th, hat wohl nix mit Schrot zu tun. An deiner Schreibweise merke ich, dass du noch nie eine gemacht hast und ich gottlob auch nicht, turbo schon gar net ...

Schmackhafte Grüße
Heidrun
 

Walther

Mitglied
Ich trage Frühlingsboten in der Hand
Und freue mich an jedem Strahl der Sonne.
Der Körper feist und rund wie eine Tonne:
Doch tief in ihm regiert der Unverstand.

Der dicke Speck, zur Kältezeit in Wonne
Gebunkert, weist auf Völlerei und Schmand.
Am liebsten schliche ich jetzt unerkannt
In jener Adipositaskolonne

Zur Turboschrothkur an den Bodensee:
Die Kleider werden enger und nicht weiter,
Wenn Schlüsselblumen stehn zum Defilee,

Der Wetterfrosch verkündet: Jetzt wird’s heiter!
Wenn ich mich dann im Doppelspiegel seh:
Blieb es noch Winter, wär das viel gescheiter!
 

Walther

Mitglied
Lb. revilo,

8 kg habe ich auch geschafft, davon ist leider ca. 12 Monate später die Hälfte wieder drauf. Aber wenigstens macht das Mut!

Danke und Gruß

W.

Lb. Rhea_Gift,

Du hast recht (und ich meine Ruhe). Nee, im Ernst: Man kann das so oder so lesen. Die Formulierung kann sicherlich verbessert werden - ich weiß nur nicht, wie. Aber vielleicht fällt das mir ja noch ein. :)

Danke und Gruß W.

Lb. Heidrun,

der Schrott mit dem Schroth ist geändert. Danke fürs aufmerksame Lesen!

Gruß W.
 



 
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