Ich und Ich

Carmen

Mitglied
So sprang sie durch die Blätter
Braun und halb verwest
Sie lächelt mich an
Wie lieblich dies Lächeln doch war
Die Welt war so groß und schön für sie
Und wunderbar mit all ihren Winkeln
Und Ecken, in die sie Licht brachte

Bis sie lernte zu denken
Bis sie ihre Naivität ablegte
Den Schein nicht wahrte für euch
Aus der Geraden eine Linie machte

Jetzt, durch klare Augen blickend
Ergriff sie meine Hand
Ich verdarb sie, machte mich rein

Wir wurden eins
Blieben zu zweit
Nie mehr allein

Unschuld in unseren Augen
Blicken aus dem verbrannten Körper

In das Leben
 
Y

Yamiko

Gast
darf ich einfach nur sagen, dass ich es mag? ich kann konstruktive kritik nicht so... :)
 

Carmen

Mitglied
danke

natürlich darfst du. ich danke dir.
versteht man eigentlich, was ich damit ausdrücken will?
liebe grüße
 
J

Jasmin

Gast
Sehr interessanter Text

Hallo Carmen!

Ein sehr interessanter Text!
Aber ehrlich gesagt, brauche ich doch etwas Hilfestellung von dir...

Liebe Gruesse
 

Carmen

Mitglied
aber gern

der text beschreibt meine veränderung. "sie", das bin ich als kleines kind. die erste strophe beschreibt ein "pseudo-
glücklichsein" in einer katholischen familie. doch später fängt "sie" an, nachzudenken, nicht mehr den ihr von der familie vorbestimmten, christlich vermoderten weg zu gehen.
ich, so wie ich jetzt bin, handle, denke, schaue auf das unwissende mädchen von damals. ich beobachte sie und verbinde mich mit ihr so daß wir eins werden.
es ist sehr schwer zu beschreiben, was dieses gedicht ausdrückt. ich hoffe, mein ansatz ist klar geworden. frag, wenn das doch nicht der fall ist.
liebe grüße und danke für den kommentar und das interesse
 
J

Jasmin

Gast
Vielen Dank fuer die Erlaeuterung...

Carmen!
Jetzt gefaellt mir dein Gedicht noch besser!

Liebe Gruesse
 
Y

Yamiko

Gast
ja, sowas hatte ich mir gedacht. es passt auch einbisschen zu mir - aber dieses thema ist gar nicht so selten wie du vielleicht glaubst
 

Carmen

Mitglied
wie ich sein will, will ich sein

danke an euch beide.
dieses thema findet sich haufenweise, nicht nur, wenn es um religion geht. ich denke, jede mutter hat bestimmte pläne für ihr kind (natürlich auch der vater). viele wollen aber nicht so werden, wie die eltern. ich kann mich nicht leiden, so wie ich als kind war. dieses gedicht zeigt aber, das dieser teil auch zu mir gehört und zu meiner individualentwicklung beitrug.
Yamiko, inwiefern paßt es zu dir, wenn mir die frage gestattet ist?
liebe grüße
 
Y

Yamiko

Gast
ich habe mal vor jahren ein ganz änliches gedicht geschrieben. das heisst, vom thema her war es änlich. im gegensatz zu deinem ging es aber nicht darum, sich mit dem "anderen ich" zu versönen. ich dachte früher viel dualer "sein oder nicht sein", verstehst du was ich meine?
 

Carmen

Mitglied
ich würde dieses gedicht gern lesen, wenn du es noch hast. die frage sein oder nicht sein hat sich mir nie gestellt. ich wußte immer, daß ich bin. ich wußte nicht genau, was ich bin und was ich einmal werde, aber an meinem eigenen dasein habe ich nie gezweifelt. das leben ist für mich (heute) die einzige form der existenz. man bekommt keine antwort auf den sinn des lebens. man ist hier und man sollte das beste daraus machen. es gibt ja keine andere möglichkeit.
ziemlich trockener, philosophischer ansatz, findest du nicht?
grüße dich
 
Y

Yamiko

Gast
dieser berühmte satz - sein oder nicht sein - wird oft missverstanden. dabei geht es nicht um leben oder nicht leben , gerade da ist der sinn viel umfassender. es ist auch die frage nach "wie sein"
 
Hallo Carmen,

ohne die vorherigen Beiträge gelesen zu haben: ein wirklich interessantes Gedicht, sehr feminin, leidvoll, eine Historie fast (der Frauen, auserwählt den Schmerz als gegeben anzunehmen), dies mein Empfinden zu deinem Gedicht.

Die letzte Zeile allerdings hat mich grammatikalisch gestört und wodurch auch die lyrische Harmonie gebrochen wird: denn müßte es nicht heißen entweder "Blicke" oder "blickt"?

Mit liebem Gruß

Birgit
 

Carmen

Mitglied
dear Yamiko

du hast recht, es geht nicht darum, zu leben oder tot zu sein. es müßte vielmehr heißen "jemand sein oder niemand sein". ich bin mir - heute mehr denn je - bewußt, daß ich "etwas bin", etwas besonderes, einzigartig wie jeder mensch.
liebe grüße
 

Carmen

Mitglied
liebe Birgit

ich denke, dieses gedicht hat etwas kindliches. gar nicht so sehr schmerzvoll empfinde ich es. eine gewisse erlösungsstimmung ist versteckt erkennbar.
ich habe sehr überlegt, wie ich darstellen kann, daß nicht die "unschuld blickt", sondern die "augen blicken". das ist mir wohl nicht gelungen. aber "blicke" klingt wirklich gut, danke.
liebe grüße
 
Hallo Carmen,

beim nochmaligen Lesen, da die Zeilen mit einem Großbuchstaben beginnen, "Blicken" ist auch i.O.

Erlösung empfinde ich schon auch, nur eben durch erlittenes Leid (und dieses wiederum fast typisch zu nennen für die Geschichte der Frauen; mancherorts auch der Männer - Heldentode u.dgl.).

Jedenfalls wieder mal beim Lesen: präzise, handlungsreiche Poesie!

Birgit
 



 
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